Zuhause, Schweiz - ab 27. Juni 2016

"Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen. Was wir hinterlassen ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben. Denn letztlich [...] sind wir alle nur sterblich."

Jean-Luc Picard

Und plötzlich waren wir wieder zu Hause...

Wir freuten uns sehr über das Empfangs-Komitee, welches zu später Stunde am Flughafen Zürich auf uns wartete. Nach einem kurzen Schwatz ging es auch schon in unser temporäres Zuhause bei meinen Eltern in Brugg. Bereits am nächsten Morgen fühlte sich unsere 533-tägige (!) Reise wie ein Traum an, der gar nie wirklich stattgefunden hatte. Ein Gefühl, dass einem bisweilen den Atem stocken lässt, weil man einfach nicht begreifen will, wie schnell die Zeit an einem vorbei gerast ist und halt wirklich alles irgendwann zu einem Ende kommt. Um lange darüber zu sinnieren, blieb uns aber eigentlich gar keine Zeit. Bereits am nächsten Tag fand das Brugger Jugendfest statt. Sehr praktisch, wenn man die Willkommens-Party nicht selber organisieren muss. Wahnsinnig, wie viele Leute uns auf unsere Reise angesprochen haben.

Nach dem Fest-Wochenende begann ich, mich intensiv um eine neue Stelle zu kümmern. Rapha hatte ja bereits Vorgespräche für eine Rückkehr an ihren alten Arbeitsort geführt. Die Verhandlungen hat sie dann schnell zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Das war in doppelter Hinsicht gut für uns. Erstens nahm es mir ein wenig Druck weg und zweitens konnten wir so bereits nach einem neuen Heim Ausschau halten.

Neben der Arbeits- und Wohnungssuche hielten uns auch noch andere Sachen auf Trab. Ich durfte als Trauzeuge für Maass und Sarah (Zeuge Massahrovas) den Polterabend organisieren, habe die Mini-Z Meisterschaft reanimiert und wieder Inline-Hockey-Trainings besucht. Rapha verbrachte ein paar geruhsame Tage mit Antje in den Dolomiten und besuchte ihre Familie in allen Landesteilen. Gemeinsam haben wir Crossfit in Baden ausprobiert uns ein Wohnmobil gekauft (vielen Dank Familie Imgrüt) oder mit Freunden und Familie Zeit in den Bergen verbracht. Um es kurz zu machen: unsere Terminkalender waren innert kürzester Zeit komplett voll.

Nachdem die Suche nach Heim und Arbeit lange sehr harzig verlief, stiessen wir Mitte Juli endlich auf das Objekt unserer Begierde. Wir hatten uns vor einiger Zeit spasseshalber mal eine Liste "erbrainstormt" mit Punkten, die unsere Traumwohnung zu erfüllen hat. Diese Wohnung deckt unglaubliche 17 von 18 Anforderungen ab. Da der Vermieter im selben Haus wohnt, mussten wir auch hier zum Vorstellungsgespräch antraben. Und weil wir uns alle auf Anhieb sympatisch waren, erhielten wir prompt den Zuschlag. Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Als nächstes ging es darum, unser Restvermögen sinnvoll in Mobiliar zu investieren. Also pilgerten wir von Möbelhaus zu Möbelhaus. Weil neuerdings jeder Schirmständer frei konfigurierbar ist und wir bis aufs Bett alles neu kaufen mussten, kann man sich etwa vorstellen, wie zeitintensiv diese Angelegenheit war. Aber irgendwann waren dann auch Sofa, Schrank, Esstisch etc. bestellt und wir hatten endlich auch mal wieder Zeit, um den schönen Sommer zu geniessen.

Ende September gab es dann erneut gute Nachrichten. Ich erhielt die Stelle als Compliance Officer bei der Zürich Versicherung und stürzte mich am 1. Oktober wieder in den Arbeitsalltag.

Unser Zweites Leben hat also langsam Strukturen bekommen und wir sind glücklich darüber, wieder hier zu sein. Bleibt zu hoffen, dass wir noch lange von unseren Erfahrungen und Erlebnissen zehren können.

Ein riesengrosses Dankeschön zum Schluss noch an meine Eltern. Ohne Euch wäre unsere Integration nicht so einfach vonstatten gegangen. Vielen tausend Dank für das Dach über dem Kopf, die tolle Verpflegung, den fahrbaren Untersatz und vor allem die gemeinsame Zeit. Schön, dass ihr da seid und wir uns auf Euch verlassen können.

Vielen Dank auch an die gesamte Verwandtschaft und an alle unsere Freunde. Dass eine Freundschaft über so lange Zeit ohne persönlichen Kontakt nicht nur erhalten bleibt, sondern dass wir diese praktisch nahtlos weiterführen konnten, ist fast die schönste Erkenntnis unserer Auszeit.

Illustration einer grösseren Lücke im Lebenslauf 

Koh Samui & Bankgok, Thailand - 22. bis 27. Juli 2016

(Video)

Ein kleines bisschen Wehmut schwebte schon seit geraumer Zeit mit und verstärkte sich natürlich gegen Ende unserer grossen Reise immer mehr. In ein paar Tagen würde unser Abenteuer ein Ende nehmen. Bis dahin wollten wir noch ein paar Tage Strand, Sonne und Crossfit auf Koh Samui geniessen. Wir mieteten uns erneut einen Scooter und erkundeten unseren Haus-Strand "Chaweng" ausgiebig. Hier wird einem das volle Touristenprogramm mit Strand-Massagen, aufdringlichen Verkäufern und Mövenpick-Eis geboten. Nicht so unser Ding, aber das Hotel war gut und nach zwei Tagen mussten wir auch schon wieder weiter. Per Flugzeug ging es zurück in die einzigartige und quirlige Landeshauptstadt. Wir wohnten etwas Abseits von der Touristenmeile "Khasan Road", wo ich mir zwei Mass-Anzüge für unglaublich wenig Geld schneidern liess. Die Termine fürs Anprobieren mussten wir um die Spiele der Fussball-EM planen, weil auch die Thais total fussball-verrückt sind. Nach einmal Ausmessen und einmal Zwischen-Anprobe waren die Anzüge innerhalb von nur 24 Stunden fertig; und auch die Qualität war überdurchschnittlich gut. Unglaublich! Am Abend schauten wir uns noch das Gegurke unserer Nati gegen Polen an und verloren bei Shaqiris Jahrtausend-Goal die Stimme vor lauter Schreien. Leider hat das ganze Geschrei nichts genutzt, dafür fand der Pole am Nebentisch sein Lächeln wieder.

Für die allerletzte Nacht gönnten wir uns noch ein Zimmer im Siam@Siam Hotel, wo wir im Januar bereits logierten. Weil das Wetter schlecht war, kümmerten wir uns um den Blog, verkündeten via Facebook unser SEXIT (Sevi Exit) und RAUT (Rapha Out) und genossen ein super Abschiedsessen in unserem todschicken Bunker. Für etwas Aufregung sorgte noch mein Mami. Sie hat uns erst einen Tag später zurückerwartet und so für ein wenig Verwirrung bei Angehörigen und Freunden gesorgt. Bei der Passkontrolle realisierten wir, dass wir das Visum für Thailand auf den Tag genau eingehalten haben. Zum Glück konnten wir so ohne zusätzliche Formalitäten ausreisen und pünktlich auf dem Gate eintreffen. Neben all der Schwermut machte sich nämlich allmählich auch ein wenig Vorfreude  auf die Schweiz breit.

die fleissigen Schneiderleins