Medellín, Kolumbien - 6. bis 15. April 2015

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Eigentlich wollten wir einen weiten Bogen um Medellín machen. Ihr wisst schon... Pablo, Drogen, böse und so. Schon krass, wie sehr Vorurteile unser Denken und Handeln steuern. Aber egal ob Traveller oder Einheimische: Alle haben von diesem Ort geschwärmt. Und weil die Flüge innerhalb von Kolumbien absolut günstig sind (Bogota – Medellín kostete CHF 20.00) haben wir unsere Pläne geändert und sind wider Erwarten doch noch hier gelandet.

Zum Glück! Medellín liegt auf einer Höhe von 1'538 m und erstreckt sich durch das ganze Aburra-Tal. Der Flughafen liegt etwas höher und ca. 30 Minuten ausserhalb der 3,5 Millionen-Metropole. Und so wurde bereits die nächtliche Fahrt vom Flughafen ins Lichtermeer der Stadt zu einem ersten Highlight.

Wir haben uns im trendigen Backpacker-Quartier Poblado im Maloka Hostel einquartiert. Am nächsten Tag haben wir das Quartier rund um den Parque Lleras erkundet und sind zum Schluss gekommen, dass wir gerne länger hier bleiben würden. Soviel zu den Vorurteilen. So haben wir beschlossen, dass wir Bogota und die Tatacoa Wüste (vorerst) nicht besuchen, und am 15. April direkt nach Quito (Ecuador) reisen wollen, wo wir dann Dorit und Jürgen treffen.

Wir konnten es also etwas ruhiger angehen lassen, zum Friseur bzw. Barbier gehen und endlich wieder einmal unseren Bürokram erledigen. Wir sind mit Blog schreiben und Foto-/Videomaterial ausmisten bzw. bearbeiten nämlich mächtig in Verzug geraten.

Am Mittwoch ging ich Rapha zu liebe mit ins Fussballstadion. Independiente Medellín hat die Patriotas aus was weiss ich wo empfangen. Medellín ist Leader der kolumbianischen Primera A. Wieso weiss ich nicht genau. Die haben über 90 Minuten kaum einen anständigen Angriff vorgetragen. Das Flügelspiel kennt man hier anscheinend nicht, und die 11 Alleinikovs wollten ständig durch die Mitte dribbeln. Unterhaltsam war es trotzdem. Der 50‘000 Personen fassende Kessel war gut gefüllt und auf den Rängen wurde der Fútbol wunderbar zelebriert. Independiente hat den Kracher übrigens mit 1:0 gewonnen; durch einen direkt verwandelten Freistoss.

Tags darauf gab es dann noch mehr Kultur. Wir haben einen Ausflug nach Peñol und Guatapé gemacht. Peñol wartete mit einer imposanten Kirche aus Stein auf. Und Guatapé ist ein sehr malerisches Dorf und berühmt für seine mit Fresken verzierten Häuser. Wir haben eine Bootstour auf dem Stausee gemacht. Dort haben wir uns mit zwei „Bogotanern“ angefreundet, die uns abgeraten haben, ihre Stadt zu besuchen. Wieder mal alles richtig gemacht! Das Highlight des Tages war aber der Besuch des Piedra del Peñon. Das ist ein 200 Meter hoher Granitmonolit, den man über eine 700 stufige Ziegeltreppe besteigen kann. Von oben hat man eine atemberaubende Aussicht über die Region und die Ausläufer des Stausees.

Am Freitag haben wir beschlossen, eine Citytour zu machen. Die Tour drohte sprichwörtlich ins Wasser zu fallen. Wir waren auf dem Weg zum Treffpunkt, als plötzlich sintflutartiger Regen und ein heftiger Hagelschauer einsetzten. Wir konnten uns gerade noch in einen Unterstand retten. Die Gewitterzellen haben sich aber zum Glück schnell wieder verzogen und die Tour konnte wie geplant durchgeführt werden. Pablo, der Guide, hat uns während der 4-stündigen Tour viele interessante Orte gezeigt und seine spannenden Informationen mit viel Enthusiasmus übermittelt. Er hat uns erzählt, wie der Drogenhandel den Krieg im Lande Mitte der achtziger Jahre verschärft hat (Verlagerung vom Land in die Städte / durch das Geld konnten moderne Waffen gekauft werden / es ging nicht mehr um Politik sondern um Business). Die Stadt ist seit dem Tod von Pablo Escobar in einem Transformationsprozess und hat dafür einen Preis als innovativste Stadt erhalten. Diese Wandlung wird symbolisch vorangetrieben indem Orte, die früher gefährlich waren, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Parque de las Luces ist dafür ein gutes Beispiel. Hunderte von Licht-Röhren (sehen aus wie Schwerter bei Star Wars) zeigen den Weg in eine strahlende Zukunft. Andere Plätze wurden in Bibliotheken oder Schulen umgewandelt.

Nachdem wir uns am Samstag wieder einen faulen Tag gegönnt haben (das Regenwetter hat uns dabei unterstützt), sind wir am Sonntag in die Berge gefahren. Von der Metro kann man direkt aus der Stadt mit einer Seilbahn den Parque Arví erreichen. In der Gondel haben wir Stefan aus Bern und seine kolumbianischen „Reiseführer“ Susana und Pilar kennen gelernt. Mit ihnen haben wir eine „Wanderung a la Columbiana“ gemacht, das heisst, die rund 2 Kilometer wurden in einer Gruppe mit 30 Personen inklusive Guide zurückgelegt. Danach haben wir uns von den Dreien getrennt, weil wir noch etwas seriöser weiter laufen wollten. Wie es der Zufall aber so will, haben wir uns bei der Rückfahrt wieder getroffen. Gemeinsam machten wir dann noch einen Ausflug in den Parque Explora und verabredeten, am nächsten Tag gemeinsam nach Santa Fé de Antioquia zu fahren. Den Tag haben wir mit einer traditionellen Bandeja Paisa abgerundet. Dieses Gericht ist eine Kalorienbombe bei der Reis, Mais (arepas), Kartoffeln, Hackfleisch, Spiegelei, Bohnen, Avocado, Bananen, Speck und ein wenig Salat auf einen Teller getürmt werden....

Santa Fé de Antioquia haben wir dann am Montag in rund zwei Stunden im überklimatisierten Bus erreicht. Der Ort ist eine der ältesten Siedlungen der Region. Wir haben die verschlafene Kolonialstadt erkundet, sehr lecker gegessen und uns anschliessend per Tuk Tuk (Mototaxi) zur Puente de Occidente, einer der ersten Hängebrücken in Amerika, chauffieren lassen. Vielen Dank Susana, Pilar und Stefan für die gemeinsamen Stunden. Es war toll, euch kennen gelernt zu haben.

Am Dienstag haben wir noch die wichtigsten Sachen für die nächsten Wochen eingekauft (Sonnencréme!) und Champions-League bei erneut heftigem Gewitter geschaut. Nun ist es leider bereits an der Zeit, um von Kolumbien Abschied zu nehmen. Ein Land, das uns von Anfang an gefesselt und begeistert hat. Hätten wir nicht eine Verabredung in Quito, würden wir wohl noch sehrsehr lange hier bleiben... 

frisch frisiert

Punta Gallinas, Kolumbien - 3. bis 5. April 2015

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Nachdem wir uns von Ana Maria und Mike verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg nach Palomino. Die gut 40 km legten wir im überfüllten Kleinbus zurück uns genossen die überaus "gute" und vor allem sehr laute Musik... was für eine Wohltat nach den entspannend ruhigen Tagen. Haha, back to reality. Genau so ging's dann auch gleich weiter: in Palomino angekommen, stellten wir fest, dass der Strand zwar schön, im Vergleich zu Los Angeles aber sehr überfüllt und laut war. Naja, wir wollten ja eh nur eine Nacht bleiben. Sevi hat sich dann gleich als erstes zum Tubing auf dem Río Palomino aufgemacht. Derweil hab' ich mich mal wieder mit der Aussenwelt verbunden. Nach einem überteuerten und fettig-durchfrittierten Abendessen hauten wir uns in die Hängematte. Hier mal ein Dankeschön an meine Ohropax! Ohne die geht's ja wohl gar nicht!

Für Ostern hatten wir uns ganz was Feines ausgedacht: wir haben bei Expotur einen (sauteuren) Tripp nach Punta Gallinas gebucht. Punta Gallinas ist der nördlichste Punkt der Guajira-Halbinsel und der nördlichste Punkt des südamerikanischen Festlandes. Die Halbinsel liegt an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela. Beiderseits der Grenze lebt das indigene Volk der Wayúu. Die Gegend ist heiss und trocken und Trinkwasser ist sehr knapp. Wir wollten also in die Wüste. So wurden wir am Karfreitag um 7.30 Uhr wie vereinbart in Palomino abgeholt. Mit im Bus sassen zwei junge kolumbianische Mädels. Im 100 km entfernten Riohacha gab's dann erst mal Frühstück. Mit den beiden Mädels sind wir nicht so richtig warm geworden.... die waren sehr wortkarg und eine der beiden hat so genuschelt, dass wir kein Wort verstanden haben. Ich glaube, sie hat Spanisch gesprochen... sicher bin ich mir da aber nicht.

Nach dem Frühstück haben wir dann unseren "Guide" kennengelernt: Jorge, Zahnspangenträger, etwas untersetzt und schätzungsweise noch keine 25 Jahre alt. Mit ihm hat der "Spass" auch gleich begonnen. Wir sind vom Kleinbus in einen klimatisierten Offroader (Toyota Hilux) umgestiegen. Super bequem und zu viert genügend Platz für die holprige Fahrt durch die Wüste. So weit, so gut. Als erstes sind wir dann gut 1 Stunde durch Riohacha gegurkt, um kiloweise Eis zu organisieren. Für was genau, war uns nicht klar. Das hat sich dann erst später herausgestellt...

Endlich machten wir uns auf in die Wüste. Schon die ersten km zeigten spektakuläre Landschaften: kaum aus Riohacha raus, ging es über sandige Pisten an der Ķüste entlang Richtung Cabo de la Vela. Kurze Zeit später trafen wir an den Salzbecken in Manaure ein, wo wir Halt machten. Laut Programm hätten wir hier ein paar spannende Informationen über die Salzgewinnung bekommen sollen. Jorge hatte aber nix dazu zu sagen. So mussten wir uns mit eigenen Fotos begnügen. Nach 10 Minuten setzten wir unsere Fahrt nach Uribia, der indigenen Hauptstadt Kolumbiens fort, wo Jorge dann erst mal Tanken und kistenweise Bier kaufen musste. Aha! Das vorher gekaufte Eis ist zum Bier kühlen gedacht! Alles klar. In Uribia trafen wir auf zwei weitere Gruppen und gemeinsam fuhren wir in rasantem Tempo weiter durch die offene Wüste mit Ziel Cabo de la Vela. Die Jungs drückten mächtig aufs Gas. Mitten im Nirgendwo machten wir dann kurz Halt, genossen die endlose Weite und ein kühles (venezuelanisches) Bier. Auch die Fahrer genehmigten sich eine Dose. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht...

Wir kamen in Cabo de la Vela an und erschraken erst mal. Mit so vielen Menschen hatten wir in der Wüste nicht gerechnet.... aber aufgrund der Osterwoche (Semana Santa) zieht der Ort vor allem Kolumbianer an, die hier ein paar Tage entspannen. Nach einem eher lieblosen Mittagessen bezogen wir unsere Schlafplätze: die traditionellen Hängematten der Wayúu ("Chinchorro") warteten auf uns. Wunderschön und mega bequem! Nach einer kurzen Siesta setzten wir uns wieder ins Fahrzeug und fuhren zum "Pilón de Azúcar", einem kleinen Hügel, von welchem wir eine herrliche Aussicht auf die Wüste und die Küste genossen. Leider waren auch hier sehr viele Menschen, die auf dem Weg und am Strand ihre Spuren hinterliessen.  Der wunderbare Ort glich einer Müllhalde... unser Fahrer hat derweil auf uns gewartet und sich die Wartezeit mit ein paar Bierchen verkürzt. Zum Abschluss bewunderten wir dann beim Leuchtturm mit geschätzten 1'000 anderen den Sonnenuntergang. Unser Fahrer war da bestimmt schon beim 5. Bier angelangt. Diesen Schluss zogen wir aus den leeren Bierdosen auf der Ladefläche.... nachweisen konnten wir ihm das allerdings nicht. Das Abendessen war genauso lieblos wie schon am Mittag und wir zogen uns früh in unsere Chinchorros zurück.

Nach einer geruhsamen Nacht und einem nicht erwähnenswerten Frühstück standen wir zu viert pünktlich um 7.00 beim Fahrzeug (oder was davon noch zu erkennen war). Die Fahrer waren nämlich gerade dabei, unseren Offroader in seine Einzelteile zu zerlegen. Diagnose: Sand im Tank. Diese Info und Infos über das geplante Vorgehen erhielten wir erst Stunden später und erst, nachdem wir angekündigt hatten, die Agentur anzurufen. Da alle drei Fahrer mit unserem Fahrzeug beschäftigt waren, ging es für alle Gruppen erstmal nicht weiter... Irgendwann so gegen Mittag konnten die Jungs das Problem beheben. Das musste natürlich gleich mit einem Bierchen begossen werden. Da uns somit ein paar Stunden fehlten, heizten wir anschliessend durch die Wüste und hatten für die Vormittags-Highlights keine Zeit mehr. Mitten auf offenem Feld geschah dann das Unvermeidbare: Wir blieben stehen! Zum Glück waren die anderen beiden Fahrzeuge noch in der Nähe und so wurden wir rund 80 km durch die Wüste abgeschleppt... das improvisierte Abschleppseil ist natürlich x-mal gerissen und wurde immer kürzer. Die Fahrt im heissen Auto dauerte ewig und ich machte mir schon mal Gedanken über die Rückfahrt. Unser Fahrer war nämlich nicht gewillt, uns seinen Plan B zu offenbaren (vermutlich, weil er keinen Plan B hatte). Er kippte sich lieber noch eins hinter die Binde.

Mit 3 Stunden Verspätung trafen wir dann endlich in Punta Gallinas ein, wo wir nach kurzer Schifffahrt durch wunderschöne Mangroven in unserer Unterkunft zu Mittag assen. Es war bereits nach 15 Uhr und es gab trockene Languste (gegen Aufpreis, versteht sich!) und Bier (auch für die selbsternannten Guides). Ich fragte mal nach, wie sie denn gedenken, das Fahrzeugproblem zu lösen und bekam nur ausweichende Antworten. Meine Anspannung stieg... da sich aber die Situation am Ende der Welt nicht ändern liess, beschlossen wir, uns nicht weiter aufzuregen und uns stattdessen den anderen Gruppen anzuschliessen. Wie Hühner auf'm Traktor wurden wir auf einen Anhänger geladen und durch die Wüste gekarrt. Die Gegend ist traumhaft schön und irgendwie surreal, und das Licht war spektakulär. So genossen wir den Leuchtturm, die Sanddünen, den Sonnenuntergang und bestaunten den Vollmond, der die Wüste in glitzerndes Licht tauchte. Das Abendessen war wider erwarten extrem lecker! Unsere Fahrer waren allesamt verschwunden. So konnten wir nicht nachfragen und gingen schlafen.

Auch die zweite Nacht verbrachten wir in den traditionellen Chinchorros. Herrlich! Das Frühstück stand auch schon für uns bereit. Nur von den Fahrern fehlte jede Spur. Wäre nett, wenn uns mal jemand INFORMIEREN würde! Keiner wusste was. Vermutlich seien sie dabei, das Fahrzeug zu reparieren.... vermutlich, vermutlich! Als um 10 Uhr immer noch keiner Bescheid wusste, hatte ich die Schnauze gestrichen voll und bin mal eben gepflegt ausgerastet! Nachdem ich den Saftladen in einem Mix aus Deutsch, Spanisch und Englisch kurz aber heftig zusammengeschrien hatte, kam endlich Bewegung in die Sache rein! Keine 30 Minuten später wurde uns nämlich ein Ersatzprogramm geboten. Am traumhaften Strand beruhigte ich mich schnell wieder. Und beim Mittagessen waren dann auch mal wieder unsere Fahrer anwesend! Einer hat sich dann auch tatsächlich für die Umstände entschuldigt und erklärt, dass die Ölpumpe defekt war und sie die Ersatzteile aus Uribia kommen lassen mussten...

Leider fehlte uns dann wieder viel Zeit und so hetzten wir die 250 km zurück nach Riohacha, stiegen da ohne uns zu verabschieden in einen Privatwagen und waren gegen 22 Uhr in Santa Marta. Nachdem wir eine Nacht drüber geschlafen hatten, kamen wir zum Schluss, dass unser Ausflug in die Wüste ein unvergessliches Erlebnis war und sich trotz den Umständen mehr als gelohnt hat. Trotzdem beschlossen wir, uns bei Expotur für das Verhalten des "Guides" zu beschweren und einen Teilbetrag zurückzuverlangen. Mal schauen, ob's was bringt...

Hängematten in Palomino

Playa Los Angeles, Kolumbien - 30. März bis 2. April 2015

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Auf zum Campen! Wenn man das mit Ana und Mike tut, spricht man auch von "Zelten deluxe". Als die beiden uns in El Zaíno aufgabelten, war der LandCruiser bis oben hin so voll, dass sich Mike hinten ins Fahrzeug reinlegen musste. Zur Playa Los Angeles war es zum Glück nicht mehr sehr weit: nach knapp 10 Minuten erreichten wir den Privatstrand. Der kleine, gepflegte Campingplatz liegt unter Palmen direkt am kilometerlangen, menschenleeren Strand. Ein Traum! Mike legte auch gleich los und montierte für uns ein riesiges Aussenzelt am Fahrzeug. Iglu war gestern, sag' ich euch! Sogar die Matratzen und das Bettzeug haben sie für uns aus Minca mitgebracht. Komfortabler geht nicht! Spontan entschlossen wir, 4 Tage zu bleiben und genossen Sonne, Meer, Essen und die Fruchtsäfte. Sevi hat in den 4 Tagen bestimmt 10 Guanabana-Säfte getrunken... Die Abende verbrachten wir beim Kartenspiel und erlebten Mike beim Wizzard in voller Aktion :-)

Liebe Ana, lieber Mike, wir genossen die Tage mit euch sehr. Ihr habt viel dazu beigetragen, dass wir Kolumbien so ins Herz geschlossen haben. Herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft und bis bald, irgendwo, irgendwann.

Zufahrt zum Campingplatz

Tayrona Nationalpark, Kolumbien - 28. bis 30. März 2015

Eingepfercht zwischen Einheimischen, einer Schachtel voller kleiner Kücken und mit riesigen Reissäcken zwischen den Füssen fuhren wir im Kleinbus von Santa Marta in Richtung Tayrona Nationalpark. Wie schön, der Stadthitze zu entkommen!

Nach knapp einer Stunde Fahrt spuckte uns der Bus in El Zaíno am Parkeingang aus, wo wir zuerst einer Information beiwohnen mussten. Anschliessend durften wir den für kolumbianische Verhältnisse happigen Eintrittspreis von COP 39'500 pro Person (ca. CHF 15.--) bezahlen. Nachdem unser Gepäck nach Waffen, Alkohol und sonstigen Drogen abgesucht wurde, durften wir den Park dann endlich betreten. Erkenntnis des Tages: ein Swiss Army Knife gilt hier nicht als Waffe :-)

Die 5 km bis zum Strand schenkten wir uns, indem wir sie im Colectivo (hier: Minivan) zurücklegten. Dann machten wir uns zu Fuss auf, um an die wunderschönen Strände und kleinen Badebuchten zu gelangen. Nach knapp 2 Stunden erreichten wir die Bucht Cabo San Juan de la Guía, wo wir uns für die Nacht zwei Hängematten am Meer mieteten. Der Campingplatz samt sanitären Anlagen und Restaurant war jetzt nicht soooo der Hit. Dafür liegt er direkt an einer schönen Badebucht. An den meisten Stränden im Park herrscht nämlich Badeverbot, da das Meer hier sehr rauh ist und es lebensgefährliche Strömungen gibt. Zum Abendessen im einzigen Restaurant sind dann die Touris zusammengeströmt - die Essensausgabe erfolgte nach Nummern (wir hatten die 93....) und es ging zu und her wie in einer Kantine. Sevi und ich beschlossen, gleich am nächsten Tag ein ruhigeres Plätzchen zu suchen. Nach einer windigen und etwas frischen Nacht in der Hängematte machten wir uns auf den Rückweg. Wir hatten es nicht eilig und erkundeten die vielen schönen, teils menschenleeren Strände. Auf dem Weg begegneten wir mal wieder Emma, die wir in Cartagena kennengelernt und dann auf dem Treck zur Ciudad Perdida angetroffen hatten. Von ihr erfuhren wir, dass auch Meli im Park sei. Mit ihr waren wir in der gleichen Spanischklasse. Da wir Zeit hatten, suchten und fanden wir sie in ihrem Camp und tauschten kurz unsere Reisenews aus. Sie will noch vor Ostern mit dem Schiff von Cartagena nach Panama. War schön, dich wiederzusehen Meli. Wir wünschen dir eine gute Reise und weiterhin viel Spass in Panama!

Für die Übernachtung suchten wir uns dann zwei ruhige Hängematten und fanden diese in der Finca Don Pedro. Etwas vom Strand zurückversetzt, saubere und super schöne Anlage mit Palmen und Obstbäumen und leckerer Küche. Wunderbar.

Den dritten und letzten Tag im Park verbrachten wir dann mit einem gemütlichen Frühstück, spazierten anschliessend nochmal zu einem der Strände und machten uns langsam auf den Rückweg. Es war Montag in der Woche vor Ostern (semana santa), in der viele Kolumbianer frei haben. Der uns entgegenkommende Menschenstrom sprach für sich und wir waren froh, in entgegengesetzter Richtung unterwegs zu sein. Am Parkausgang warteten wir auf Ana und Mike und gemeinsam fuhren wir zum Campen.

Äffchen in den Bäumen

Santa Marta und Taganga, Kolumbien - 25. bis 28. März 2015

Da wir den Treck zur Ciudad Perdida in 5 statt der ursprünglich angedachten 6 Tage gemacht hatten, trafen wir bereits am Mittwoch gegen 17.00 Uhr in Santa Marta ein. Im Office von Expotour holten wir unser Gepäck und suchten uns rasch eine Unterkunft in der Nähe. 15 Minuten später konnten wir endlich Duschen, saubere Klamotten anziehen und uns quer in ein richtiges Bett legen - das Leben ist schön!

Eigentlich wollten wir nur eine Nacht in der Stadt bleiben und gleich an die Strände weiterziehen. Aber der riesige Berg an Wäsche und meine hartnäckige Erkältung veranlassten uns dazu, länger zu bleiben. So schalteten wir mal wieder einen Ruhetag am Pool ein und schlenderten am Abend ein wenig durch's Centro Histórico.

Tags darauf verabredeten wir uns mit Ana Maria. Sie hatte einige Dinge in der Stadt zu erledigen und holte uns gegen Mittag ab. So hatten wir am Vormittag noch Zeit für etwas Kultur und besuchten das Museo Tairona de Oro. Eine schöne Ausstellung. Und sehr interessant -  besonders der Teil über die Tayrona Indianer, von denen wir auf der Ciudad Perdida schon so viel gehört hatten. Gemeinsam mit Ana fuhren wir dann später in das 3 km entfernte Fischerdorf Taganga, wo wir am Strand zu Mittag assen. Ana ging anschliessend los, ihren Kaffee zu promoten und wir kühlten uns derweil schon mal im Meer etwas ab. Der Strand, der sich vorallem am Wochenende als Partyhochburg auszeichnet, war verhältnismässig ruhig und der Sonnenuntergang in der malerischen Bucht traumhaft schön.

Am Abend meldeten sich Ana und Mike und teilten uns mit, dass sie in der Osterwoche ein paar Tage an der Playa Los Angeles campen wollen und wir sie gerne begleiten können. Das passte wunderbar in unseren Zeitplan. Aber vorher wollten wir noch in den Tayrona Nationalpark. Wir liessen unsere grossen Rucksäcke wieder in Santa Marta zurück und machten uns am nächsten Morgen mit leichtem Gepäck auf in den Park.


Ciudad Perdida, Kolumbien - 21. bis 25. März 2015

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Im Büro von Expotur warteten noch drei andere Pärchen mit uns auf den Start. Krista und Aleksi aus - dreimal dürft ihr raten - Finnland, Rachel und Jeff aus den Staaten sowie Aadesh und Jonathan aus UK. Letzterer hat mit seinem trockenen, britischen Humor die Gruppe von Anfang an blendend unterhalten. Dann wurden wir auch schon von Diego, unserem Guide für die nächsten Tage, abgeholt. Wie wir den Forum-Beiträgen im Internet entnehmen konnten, erwartete uns eine anstrengende 5-tägige Trekkingtour zu der sagenumwobenen, verlorenen Stadt, der Ciudad Perdida, mitten im Dschungel der Sierra Nevada.

Per Offroader ging es in rund zwei Stunden zum Ausgangspunkt der Wanderung nach El Mamey. Beim Anstieg trat plötzlich Rauch aus der Kühlerhaube unseres Vehikels und wir sprangen alle aus dem Auto. Nach einer halben Stunde konnte der Schaden "behoben" werden. Was genau das Problem war, wusste keiner. Es hat halt einfach nicht mehr geraucht - und weiter ging's. In El Mamey gab es dann erst mal Mittagessen und wir konnten zusehen, wie die Maultiere mit unserem Proviant beladen wurden. In rund 4 Stunden sind wir dann zum Camp 1 gewandert. Der steile Aufstieg unter der gleisenden Sonne war heftig und wir freuten uns, dass im Camp kühles Bier gekauft werden konnte und dass wir uns in einem wunderschönen Natur-Pool des Rio Buritacas erfrischen konnten. Am Abend hat uns Diego noch von den 4 "Bonanzas" der Region erzählt. Während der ersten Boomzeit (1960-1980) wurde in der Region auf den Plattformen der Stadt Marihuana angebaut. Dann folgten Grabräuber und zu "guter" Letzt die Kokainproduktion. Alle diese 3 Blütezeiten haben die falschen Leute angezogen und führten zu blutigen Kriegen. Mit der vierten Bonanza, dem heutigen Öko-Tourismus, soll dieser Teufelskreis durchbrochen werden.

Tagwache am zweiten Tag war um 06.00 Uhr. In 7 Stunden ging's via Camp 2 (wo es Mittagessen und ein Bad im Fluss gab) zum Camp 3. Die Vegetation änderte sich am Nachmittag schlagartig und wir kämpften uns durch dichten Dschungel voran. Im Camp 3 war das Bier nicht mehr ganz so kühl und sauteuer (1 Dose ca. CHF 1.80 sapperlott). Auch hier konnten wir baden.


Am dritten Tag mussten wir nach einem Kilometer "nur" noch die ca. 1'000 ungleichmässigen Stufen zur Ciudad Perdida hochsteigen. Die Stufen zu erklimmen und dann die Ruinenstadt zu betreten war ein mystischer Moment. Die Stadt besteht aus etwa 200 ovalen und runden Terrassen, die teils durch steile, teils durch ebene Steinwege miteinander verbunden sind, wobei der Höhenunterschied der einzelnen Terrassen bis zu zwölf Meter beträgt. Der heute freigelegte Teil der alten Stadt liegt zwischen 900 und 1200 m über Meer. Wir hatten das Glück, als erste Gruppe anzukommen. Diego hat dann der amerikanischen Dauerbeschallung den Stecker gezogen, indem er die Gruppe gebeten hat, für ein paar Minuten die Augen zu schliessen und die Ruhe zu geniessen. Das war der beste Moment. Nur das Vogelgezwitscher, der Wind und tief im Tal das rauschen des Rio Buritaca. Wir hatten viel Zeit zum Besichtigen der Ruinen. Danach ging es zum Essen zurück ins Camp 3 und danach weiter zum Camp 2, wo wir wieder unsere Feldbetten bezogen.
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Am vierten Tag wurde es dann gemütlicher. Wir sind am Morgen zurück ins Camp 1 gewandert und haben uns vor Mittag von Rachel, Jeff, Jonathan und Aadesh verabschiedet, welche noch am selben Tag nach Santa Marta zurück sind. Wir konnten im herrlichen Pool des Rio Buritaca entspannen, eine Kaffeeplantage besichtigen und in der Hängematte ausruhen. Herrlich nach den Strapazen der vergangenen Tage. Für Rapha kam die Pause auch gelegen, da sie sich im kühleren Camp 3 wohl etwas erkältet hat und sich fiebrig fühlte. Damit ging es ihr immer noch besser, als den drei anderen aus unserer Gruppe, die voll den "Toutesuiter" hatten.

Am letzten Tag konnten wir bis acht Uhr ausschlafen und sind danach gemütlich nach El Mamey zurück gewandert, wo Fahrer und Essen schon auf uns gewartet haben.

Die Wanderung wird ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Wir hatten eine kleine Gruppe mit netten Leuten und einen super Guide und auch das Essen war abwechslungsreich und sehr lecker. Die Natur und die Ciudad Perdida waren einfach wunderschön und jeden Tropfen Schweiss wert.

Sierra Nevada de Santa Marta

Minca, Kolumbien - 18. bis 21. März 2015

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Während ich diesen Blogeintrag schreibe, sitzen wir zusammen mit Ana Maria und Mike an einem der traumhaften Strände an der Karibik Kolumbiens. Es ist so schön, dass wir die beiden getroffen haben. Wie's dazu kam:

In Cartagena kehrte Luisa von ihrem Kurztripp zurück und schwärmte von der kleinen Ortschaft Minca. Immer wieder fragte ich mich, warum mir dieser Name so bekannt vorkam. Bis es mir durch den Kopf schoss: "Das ist doch der Ort, wo sich Ana Maria und Mike nach ihrer langen Reise niedergelassen haben!" Sofort die alten Mails gecheckt und genau so ist es: Ana Maria, eine ehemalige Arbeitskollegin bei Meng und Partner, hat sich nach einer Weltreise in Kolumbien niedergelassen und lebt mit ihrem Mann in Minca! Glücklicherweise konnten wir kurzfristig den Kontakt herstellen und wurden von den beiden spontan in ihr Haus eingeladen.

Isabel, unsere Host in Cartagena, hat für uns die Weiterfahrt organisiert und so fuhren wir im angenehm klimatisierten Kleinbus nach Santa Marta, wo wir kurz vor Mittag eintrafen. Als erstes sind wir bei Expotour vorbei, haben bei Cristian den Trekk zur Ciudad Perdida gebucht und gleich mal unser grosses Gepäck dagelassen. Anschliessend ging's per Collectivo nach Minca hoch. Auf rund 600 m oberhalb von Santa Marta liegt dieses idyllische, hübsche, verschlafene Nest, wo Ana Maria uns mit ihrem "Worldmobil" - zu einem Wohnmobil aufgerüsteter Toyota LandCruiser - im Dorfzentrum abgeholt hat. Mit diesem riesigen Gefährt sorgst du nicht nur hier in Minca für reichlich Aufsehen! In Australien gekauft, per Containerschiff nach Buenos Aires überführt und viele spannende km auf den Rädern... da sich das Fahrzeug in Kolumbien nicht einlösen lässt, steht es zum Kauf... wir überlegten ein paar Minuten. Aber unser Budget gibt das nötige Kleingeld nicht her. Zudem wollen wir doch gar nicht nach Australien. Oder??

Wir wurden von Ana und Mike herzlich empfangen und hatten einen wunderbaren Abend mit lecker Essen und Rotwein. Wir schliefen hervorragend und erwachten bei Vogelgezwitscher und mit spektakulärem Blick auf die wunderbaren Wälder der Sierra Nevada. Bei Tageslicht bestaunten wir die Gegend und das luftige, 2-stöckige Bambus-Traumhaus. Bei klarer Sicht sieht man Santa Marta und die Küste. Mike und seine zwei Mitarbeiter waren gerade dabei, die Fenster neu einzusetzen. Es gibt noch viel zu tun, wie Mike sagt. Und da steckt schon so viel Arbeit in dem tollen Haus! Wir sind total begeistert!

Während Mike am Haus rumwerkelt, nimmt uns Ana Maria mit ins Dorf, wo sie noch ein paar Besuche macht und wir dann anschliessend das Quadrimoto abholen, um auf ihre Finca hochzufahren. Mike hat uns extra noch eine Pumpe mitgegeben, und so konnten wir alle 4 Reifen gut mit Luft versorgen für die steile und holprige Fahrt auf unbefestigten Pisten. War das ein Spass! Unvorstellbar, wie die Strecke in der Regenzeit ausschaut. Aber Ana Maria meint, die wäre mit Töff oder Quadrimoto fahrbar. Die hat Nerven ;-)

Auf dem Weg machten wir Halt beim verpeilten (bekifft? besoffen? beides?) Jonas, einem Deutschen, der gerade dabei war, ein neues Bier zu brauen. Die Brauerei wurde erst kürzlich in einer ehemaligen Kirche eingerichtet. Der Typ war schon etwas schräg drauf. Aber sein Bier ist echt lecker! Gleich nebenan befindet sich die Hacienda Cafetera La Victoria, wo wir uns auf einer Führung die Kaffeeverarbeitung zeigen liessen. Sehr spannend. Über Stock und Stein ging es dann im Quadrimoto weiter. Auf der Finca von Ana und Mike wachsen auf rund 1'200 m  Mangos, Zitrusfrüchte, Guanabanas (Sevi's Nummer 1), Lulos und Kaffee. Der organisch angebaute Kaffee wird per Hand geerntet und aussortiert. So ein guter Kaffee! Ich will mich jetzt hier nicht im Detail verlieren, aber die beiden verfolgen ganz tolle Projekte und Geschäftsideen. Wir drücken die Daumen und wünschen viel Glück und gutes Gelingen!

Kaum auf der Finca oben angekommen, mussten wir feststellen, dass einer der Vorderreifen platt war. Gut, hat Mike uns die Pumpe mitgegeben. Saublöd, haben wir die im Dorf unten gelassen.... Kein Netz hier oben. Was tun? Ana überlegt nicht lange und entscheidet, das Quadrimoto beim Nachbarn unterzustellen, zu Fuss Richtung Minca (3 Stunden!) zu laufen und sobald wie möglich Mike anzurufen, damit er uns entgegenkommt. Das war ein schöner Spaziergang. Und Mike haben wir dann auch erreicht. Der hat sich gefreut! ;-) Kurz nach Einbruch der Dunkelheit waren wir zurück in Minca und belohnten uns mit einem leckeren Essen beim "Italiener".

Während Mike mit Pacho am nächsten Morgen bereits losgefahren ist, um unser Quadrimoto-Problem zu lösen, haben wir derweil ausgeschlafen und das reichhaltige Frühstück von Ana genossen. Mit frischem Guanabana-Saft! Sevi war sofort angefixt. Später kamen wir doch tatsächlich auch noch in den Genuss eines tropischen Regens - unüblich für diese Jahreszeit. Aber da es seit Dezember nicht mehr geregnet hat, mehr als nur willkommen für Natur und Mensch! Auf der offenen Terrasse genossen wir die Abkühlung. 2 Stunden später war's schon wieder vorbei und Sevi und ich machten uns auf den Weg zu den Cascadas. Vorher mussten wir im Auftrag von Mike mit einem Pack Gummibärchen bei Brigitte und Omar vorbei. Bei den beiden war's dann so gemütlich, dass es anschliessend zu spät für die Wasserfälle war und wir im Dunkeln nach Minca zurück sind.

Da wir zur Ciudad Perdida wandern wollten, mussten wir bereits am nächsten Morgen früh nach Santa Marta zurück. Der von Ana bestellte Privatfahrer kam einfach nicht. Kann in Kolumbien schon mal vorkommen. Sich ärgern nützt nichts. Ist halt so. Darum hat uns Ana ins Dorfzentrum gefahren, wo zum Glück gleich ein Collectivo bereit stand. So standen wir also pünktlich bei Expotour und waren bereit für das nächste Abenteuer...


Cartagena, Kolumbien - 27. Februar bis 18. März 2015

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„Cartagena de Indias ist die unangefochtene Königin der Karibikküste. Die Märchenstadt der Romantik und der Legenden präsentiert sich innerhalb der 13 km langen Stadtmauer aus Kolonialzeiten als makellos erhaltene Schönheit – hier zieht man ungern weiter, denn diese Stadt schlägt ihre Besucher in Bann und lässt sie einfach nicht mehr los.“

Nicht nur wegen dieser Lobeshymne im Lonely Planet freuten wir uns auf diesen Ort. Die Ankunft war aber brutal. Eine Mords-Hitze hier! Per Taxi sind wir zu Isabel gefahren, bei der wir über AirBnB für die nächsten drei Wochen ein Zimmer gebucht haben. Sie ist Kolumbianerin und wohnt mit ihrer 12-jährigen Tochter Lisa vor den Toren der Stadt. Sie nahm uns freundlich in Empfang und überraschte uns mit vier Katzen-Babies, die bei ihrer Tochter im Schrank wohnten. Die waren praktisch, um sich den Schweiss von der Stirn zu wischen. Wir haben uns von Isabel die Stadt erklären lassen und sind gleich los gezogen, um uns für die nächsten Wochen eine Spanisch-Schule zu suchen. Wir haben zwei Schulen angeschaut und uns dann für Babel entschieden. Die Schule ist zu Fuss in 10 Minuten zu erreichen und der Preis war unschlagbar. Wir hätten ein Vielfaches bezahlt, wenn wir aus der Schweiz gebucht hätten. Wir haben dort noch einen Einstufungstest gemacht und sind anschliessend durch die Strassen der Barrios Getsemani und Centro geschlendert. In der Tat sehr schöne Kolonialbauten hier!

Das Wochenende haben wir weiter mit Sightseeing und Party bewältigt. Louisa, eine Mitbewohnerin, hat uns in den Bazurta Social Club mitgenommen. Ein Tanzschuppen voller Einheimischer. Am Montag ging‘s dann in die Schule. Dummerweise waren Rapha und ich in die gleiche Klasse eingeteilt. Dumm, weil wir eigentlich mal wieder jeder für sich etwas erleben wollten. In der Klasse waren auch noch Meli aus Frauenfeld und Alex aus Kopenhagen. Unser Lehrer hiess Eufarit und verwirrte uns gleich einmal mit grammatikalischen Zeiten. Nach einer Stunde wollte ich mich zurück stufen lassen. Eufarit hat dann aber gemerkt, dass wir alle keinen Plan hatten. Er hat dann das Tempo raus genommen und am richtigen Ort angesetzt. Eufarit war ein sehr guter Lehrer. Er hat meine Frauenwitze super gefunden. Allerdings habe ich es dann mit dem Michael Jackson Witz mit den Berner Young Boys wieder verbockt. Konnte ja nicht wissen, dass er Fan ist (also von Michael nicht vom BSC).

Dank der Schule hatten wir das erste Mal seit langem wieder einen geregelten Tagesablauf. Morgens ging’s zur Schule und am Nachmittag meist zum Strand. Meli hat sich uns angeschlossen und mein Harem wurde langsam grösser. Wobei das, was am Mittwoch passiert ist, nichts mehr mit Alltag zu tun hatte. Ich bin nichtsahnend durch die Strassen gelaufen, als ich plötzlich in Justin reingelaufen bin. Justin hat mit mir vor zwei Jahren in Bocas del Torro eine Spanischschule besucht. Seither hatten wir keinen Kontakt mehr. Schon komisch, wie das Leben manchmal so spielt und wie klein die Welt doch ist. Wir haben am Abend ein paar Biere auf die guten alten Zeiten zusammen gekippt. Am nächsten Tag musste Justin leider schon weiter.

Erwähnenswert ist noch der letzte Schultag der Woche. Einmal die Woche organisiert die Schule jeweils einen Tag ausserhalb des Schulhauses. Dieses Mal sind wir zu einer Uni in der Stadt gegangen, wo Kinder aus armen Verhältnissen in Spanisch, Englisch und Französisch unterrichtet werden. Die Kinder hatten gerade Pause und wir wurden aufgefordert, uns dazu zu setzen und mit ihnen zu sprechen. Das war einerseits für beide eine gute Sprachübung und andererseits natürlich sehr spannend, weil wir so mehr über ihren Alltag erfahren konnten. Das Eis habe ich gekonnt gebrochen, indem ich mich als Fussballfan geoutet und den Kids erklärt habe, dass Juan Zúñiga der beste Fussballer der Welt sei und sein Zweikampf mit Gaymar nie und nimmer ein Foul war.

Am Weekend sind wir dann zur Playa Blanca ausserhalb der Stadt gefahren, wo wir zum ersten Mal in Hängematten übernachtet haben. Der Strand war super schön aber total überlaufen. Die Menschenmassen sind dann zum Glück gegen Abend wieder abgezogen und dann war es richtig gemütlich. Die Nacht in der Hängematte war erstaunlich komfortabel. Eine wichtige Erkenntnis in Anbetracht dessen, was noch folgen sollte.

Am Montag wurden wir in der Schule informiert, dass wir eine neue Lehrerin bekommen und nur noch zu zweit wären. Alex war nicht mehr da und Meli hat sich zurück stufen lassen. Jetzt hatten wir also Privatunterricht und noch weniger Distanz zueinander. Bivi, unsere neue Lehrerin, ist eine super Frau und voll auf unserer Wellenlänge. Sie hat Journalismus studiert und konnte dann ihren Beruf nicht mehr ausüben. In ihrer Masterarbeit hat sie das Thema Menschenrechte in Kolumbien abgehandelt und wurde anschliessend massiv bedroht. Das hat uns dann schon zu denken gegeben.

Der zweite Outdoor-Schultag am Freitag wurde dann am Strand von Punta Arena abgehalten. Der Transport dorthin war ein organisatorisches Meisterwerk à la Colombiana. Unter anderem wurde auch noch ein Lehrer von einem Taxi angefahren (aber nicht so schlimm). Der Strandschultag war für uns super, weil wir endlich mal die anderen Leute der Schule kennen lernen konnten. Wir haben und mit Ramona und Mara (natürlich Schweizerinnen) auf Anhieb super verstanden und mein Harem ist noch grösser geworden.

Nach zwei Wochen haben wir die Schule abgebrochen und noch ein paar Sehenswürdigkeiten angeschaut. Unter anderem das Castillo de San Felipe de Barajas, die grösste und standhafteste Festung, die die Spanier je in ihren Kolonien errichtet hatten und das Convento de lo Popa (Kloster), mit herrlichem Blick über die Stadt. Den spannenden Abschlussausflug haben wir mit Ramona und Mara zusammen zum Fuerte de San Fernando gemacht. Spannend, weil wir hier nach Strich und Faden von einem Schlepper verarscht worden sind. Wir sind mit dem Boot schon beim Fuerte draussen gewesen, als uns klar gemacht wurde, dass wir nur eine Hinfahrt bezahlt hätten. Wir mussten sehr laut werden, um ohne Aufpreis wieder zurück zu kommen. Das war die einzige ungemütliche Situation, weil wir die einzigen Turis waren und nicht wussten, ob wir jetzt richtig ausgenommen werden. Ansonsten haben wir die Kolumbianer als sehr freundliche, fröhliche  und hilfsbereite Menschen kennen gelernt.

Am letzten Tag haben wir auch noch Lisa kurz getroffen. Eine andere Freundin aus Panama von vor zwei Jahren. Dieses Mal allerdings hab‘ ich über Facebook erfahren, dass sie in Kolumbien ist und wir haben uns verabredet. Aber trotzdem spannend, wie sich die Wege wieder kreuzen…

Den am Anfang zitierten Text aus dem Reiseführer können wir nur bedingt unterschreiben. Cartagena hat eine wunderschöne Altstadt und ein legendäres Nachtleben. Wir hatten eine tolle Unterkunft, wo wir die Küche nutzen und Mangos direkt vom Baum pflücken konnten. Wir haben viele tolle Bekanntschaften gemacht. Cartagena ist aber auch eine sehr laute Stadt. Wir hatten vor unserem Zimmer eine Strasse mit 24-Stunden Hupkonzert. Auch hat Cartagena zwei Gesichter. In Bocagrande stehen moderne Wolkenkratzer neben Bauruinen und weiter ausserhalb reihen sich die Armenviertel auf. Und es war verdammt heiss. Daran haben wir uns auch in drei Wochen nicht gewöhnen können. Zudem ist Cartagena halt sehr touristisch und deshalb der teuerste Ort in Kolumbien. Wir haben darum beschlossen, bereits etwas früher weiter zu ziehen. Von anderen Reisenden haben wir von Minca gehört. Ein Ort in den Bergen der Sierra Nevada wo es etwas kühler sein soll. Dort wollen wir jetzt hin.

Hafenbecken