Cartagena, Kolumbien - 27. Februar bis 18. März 2015

(Video)

„Cartagena de Indias ist die unangefochtene Königin der Karibikküste. Die Märchenstadt der Romantik und der Legenden präsentiert sich innerhalb der 13 km langen Stadtmauer aus Kolonialzeiten als makellos erhaltene Schönheit – hier zieht man ungern weiter, denn diese Stadt schlägt ihre Besucher in Bann und lässt sie einfach nicht mehr los.“

Nicht nur wegen dieser Lobeshymne im Lonely Planet freuten wir uns auf diesen Ort. Die Ankunft war aber brutal. Eine Mords-Hitze hier! Per Taxi sind wir zu Isabel gefahren, bei der wir über AirBnB für die nächsten drei Wochen ein Zimmer gebucht haben. Sie ist Kolumbianerin und wohnt mit ihrer 12-jährigen Tochter Lisa vor den Toren der Stadt. Sie nahm uns freundlich in Empfang und überraschte uns mit vier Katzen-Babies, die bei ihrer Tochter im Schrank wohnten. Die waren praktisch, um sich den Schweiss von der Stirn zu wischen. Wir haben uns von Isabel die Stadt erklären lassen und sind gleich los gezogen, um uns für die nächsten Wochen eine Spanisch-Schule zu suchen. Wir haben zwei Schulen angeschaut und uns dann für Babel entschieden. Die Schule ist zu Fuss in 10 Minuten zu erreichen und der Preis war unschlagbar. Wir hätten ein Vielfaches bezahlt, wenn wir aus der Schweiz gebucht hätten. Wir haben dort noch einen Einstufungstest gemacht und sind anschliessend durch die Strassen der Barrios Getsemani und Centro geschlendert. In der Tat sehr schöne Kolonialbauten hier!

Das Wochenende haben wir weiter mit Sightseeing und Party bewältigt. Louisa, eine Mitbewohnerin, hat uns in den Bazurta Social Club mitgenommen. Ein Tanzschuppen voller Einheimischer. Am Montag ging‘s dann in die Schule. Dummerweise waren Rapha und ich in die gleiche Klasse eingeteilt. Dumm, weil wir eigentlich mal wieder jeder für sich etwas erleben wollten. In der Klasse waren auch noch Meli aus Frauenfeld und Alex aus Kopenhagen. Unser Lehrer hiess Eufarit und verwirrte uns gleich einmal mit grammatikalischen Zeiten. Nach einer Stunde wollte ich mich zurück stufen lassen. Eufarit hat dann aber gemerkt, dass wir alle keinen Plan hatten. Er hat dann das Tempo raus genommen und am richtigen Ort angesetzt. Eufarit war ein sehr guter Lehrer. Er hat meine Frauenwitze super gefunden. Allerdings habe ich es dann mit dem Michael Jackson Witz mit den Berner Young Boys wieder verbockt. Konnte ja nicht wissen, dass er Fan ist (also von Michael nicht vom BSC).

Dank der Schule hatten wir das erste Mal seit langem wieder einen geregelten Tagesablauf. Morgens ging’s zur Schule und am Nachmittag meist zum Strand. Meli hat sich uns angeschlossen und mein Harem wurde langsam grösser. Wobei das, was am Mittwoch passiert ist, nichts mehr mit Alltag zu tun hatte. Ich bin nichtsahnend durch die Strassen gelaufen, als ich plötzlich in Justin reingelaufen bin. Justin hat mit mir vor zwei Jahren in Bocas del Torro eine Spanischschule besucht. Seither hatten wir keinen Kontakt mehr. Schon komisch, wie das Leben manchmal so spielt und wie klein die Welt doch ist. Wir haben am Abend ein paar Biere auf die guten alten Zeiten zusammen gekippt. Am nächsten Tag musste Justin leider schon weiter.

Erwähnenswert ist noch der letzte Schultag der Woche. Einmal die Woche organisiert die Schule jeweils einen Tag ausserhalb des Schulhauses. Dieses Mal sind wir zu einer Uni in der Stadt gegangen, wo Kinder aus armen Verhältnissen in Spanisch, Englisch und Französisch unterrichtet werden. Die Kinder hatten gerade Pause und wir wurden aufgefordert, uns dazu zu setzen und mit ihnen zu sprechen. Das war einerseits für beide eine gute Sprachübung und andererseits natürlich sehr spannend, weil wir so mehr über ihren Alltag erfahren konnten. Das Eis habe ich gekonnt gebrochen, indem ich mich als Fussballfan geoutet und den Kids erklärt habe, dass Juan Zúñiga der beste Fussballer der Welt sei und sein Zweikampf mit Gaymar nie und nimmer ein Foul war.

Am Weekend sind wir dann zur Playa Blanca ausserhalb der Stadt gefahren, wo wir zum ersten Mal in Hängematten übernachtet haben. Der Strand war super schön aber total überlaufen. Die Menschenmassen sind dann zum Glück gegen Abend wieder abgezogen und dann war es richtig gemütlich. Die Nacht in der Hängematte war erstaunlich komfortabel. Eine wichtige Erkenntnis in Anbetracht dessen, was noch folgen sollte.

Am Montag wurden wir in der Schule informiert, dass wir eine neue Lehrerin bekommen und nur noch zu zweit wären. Alex war nicht mehr da und Meli hat sich zurück stufen lassen. Jetzt hatten wir also Privatunterricht und noch weniger Distanz zueinander. Bivi, unsere neue Lehrerin, ist eine super Frau und voll auf unserer Wellenlänge. Sie hat Journalismus studiert und konnte dann ihren Beruf nicht mehr ausüben. In ihrer Masterarbeit hat sie das Thema Menschenrechte in Kolumbien abgehandelt und wurde anschliessend massiv bedroht. Das hat uns dann schon zu denken gegeben.

Der zweite Outdoor-Schultag am Freitag wurde dann am Strand von Punta Arena abgehalten. Der Transport dorthin war ein organisatorisches Meisterwerk à la Colombiana. Unter anderem wurde auch noch ein Lehrer von einem Taxi angefahren (aber nicht so schlimm). Der Strandschultag war für uns super, weil wir endlich mal die anderen Leute der Schule kennen lernen konnten. Wir haben und mit Ramona und Mara (natürlich Schweizerinnen) auf Anhieb super verstanden und mein Harem ist noch grösser geworden.

Nach zwei Wochen haben wir die Schule abgebrochen und noch ein paar Sehenswürdigkeiten angeschaut. Unter anderem das Castillo de San Felipe de Barajas, die grösste und standhafteste Festung, die die Spanier je in ihren Kolonien errichtet hatten und das Convento de lo Popa (Kloster), mit herrlichem Blick über die Stadt. Den spannenden Abschlussausflug haben wir mit Ramona und Mara zusammen zum Fuerte de San Fernando gemacht. Spannend, weil wir hier nach Strich und Faden von einem Schlepper verarscht worden sind. Wir sind mit dem Boot schon beim Fuerte draussen gewesen, als uns klar gemacht wurde, dass wir nur eine Hinfahrt bezahlt hätten. Wir mussten sehr laut werden, um ohne Aufpreis wieder zurück zu kommen. Das war die einzige ungemütliche Situation, weil wir die einzigen Turis waren und nicht wussten, ob wir jetzt richtig ausgenommen werden. Ansonsten haben wir die Kolumbianer als sehr freundliche, fröhliche  und hilfsbereite Menschen kennen gelernt.

Am letzten Tag haben wir auch noch Lisa kurz getroffen. Eine andere Freundin aus Panama von vor zwei Jahren. Dieses Mal allerdings hab‘ ich über Facebook erfahren, dass sie in Kolumbien ist und wir haben uns verabredet. Aber trotzdem spannend, wie sich die Wege wieder kreuzen…

Den am Anfang zitierten Text aus dem Reiseführer können wir nur bedingt unterschreiben. Cartagena hat eine wunderschöne Altstadt und ein legendäres Nachtleben. Wir hatten eine tolle Unterkunft, wo wir die Küche nutzen und Mangos direkt vom Baum pflücken konnten. Wir haben viele tolle Bekanntschaften gemacht. Cartagena ist aber auch eine sehr laute Stadt. Wir hatten vor unserem Zimmer eine Strasse mit 24-Stunden Hupkonzert. Auch hat Cartagena zwei Gesichter. In Bocagrande stehen moderne Wolkenkratzer neben Bauruinen und weiter ausserhalb reihen sich die Armenviertel auf. Und es war verdammt heiss. Daran haben wir uns auch in drei Wochen nicht gewöhnen können. Zudem ist Cartagena halt sehr touristisch und deshalb der teuerste Ort in Kolumbien. Wir haben darum beschlossen, bereits etwas früher weiter zu ziehen. Von anderen Reisenden haben wir von Minca gehört. Ein Ort in den Bergen der Sierra Nevada wo es etwas kühler sein soll. Dort wollen wir jetzt hin.

Hafenbecken

Torre del Reloj




in der Stadtmauer

auf dem Schulweg







Bocagrande




bump into Justin

Bazurto Social Club mit Louisa

Rum/Cola mit Nat & Kim



Weekend an der Playa Blanca




Outdoor-Spanisch in Punta Arena

unsere Lehrerin Bivi aus Medellin


Castillo San Felippe

Ramona und Mara

Convento de la Popa

Convento de la Popa

Fuerte de San Fernando

Fuerte de San Fernando

Fuerte de San Fernando

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