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„Cartagena de Indias ist die
unangefochtene Königin der Karibikküste. Die Märchenstadt der Romantik und der
Legenden präsentiert sich innerhalb der 13 km langen Stadtmauer aus
Kolonialzeiten als makellos erhaltene Schönheit – hier zieht man ungern weiter,
denn diese Stadt schlägt ihre Besucher in Bann und lässt sie einfach nicht mehr
los.“
Nicht nur wegen dieser Lobeshymne
im Lonely Planet freuten wir uns auf diesen Ort. Die Ankunft war aber brutal.
Eine Mords-Hitze hier! Per Taxi sind wir zu Isabel gefahren, bei der wir über
AirBnB für die nächsten drei Wochen ein Zimmer gebucht haben. Sie ist
Kolumbianerin und wohnt mit ihrer 12-jährigen Tochter Lisa vor den Toren der
Stadt. Sie nahm uns freundlich in Empfang und überraschte uns mit vier Katzen-Babies,
die bei ihrer Tochter im Schrank wohnten. Die waren praktisch, um sich den
Schweiss von der Stirn zu wischen. Wir haben uns von Isabel die Stadt erklären
lassen und sind gleich los gezogen, um uns für die nächsten Wochen eine
Spanisch-Schule zu suchen. Wir haben zwei Schulen angeschaut und uns dann für
Babel entschieden. Die Schule ist zu Fuss in 10 Minuten zu erreichen und der
Preis war unschlagbar. Wir hätten ein Vielfaches bezahlt, wenn wir aus der
Schweiz gebucht hätten. Wir haben dort noch einen Einstufungstest gemacht und sind
anschliessend durch die Strassen der Barrios Getsemani und Centro geschlendert.
In der Tat sehr schöne Kolonialbauten hier!
Das Wochenende haben wir weiter
mit Sightseeing und Party bewältigt. Louisa, eine Mitbewohnerin, hat uns in den
Bazurta Social Club mitgenommen. Ein Tanzschuppen voller Einheimischer. Am
Montag ging‘s dann in die Schule. Dummerweise waren Rapha und ich in die gleiche
Klasse eingeteilt. Dumm, weil wir eigentlich mal wieder jeder für sich etwas
erleben wollten. In der Klasse waren auch noch Meli aus Frauenfeld und Alex aus
Kopenhagen. Unser Lehrer hiess Eufarit und verwirrte uns gleich einmal mit
grammatikalischen Zeiten. Nach einer Stunde wollte ich mich zurück stufen lassen.
Eufarit hat dann aber gemerkt, dass wir alle keinen Plan hatten. Er hat dann
das Tempo raus genommen und am richtigen Ort angesetzt. Eufarit war ein sehr
guter Lehrer. Er hat meine Frauenwitze super gefunden. Allerdings habe ich es
dann mit dem Michael Jackson Witz mit den Berner Young Boys wieder verbockt.
Konnte ja nicht wissen, dass er Fan ist (also von Michael nicht vom BSC).
Dank der Schule hatten wir das
erste Mal seit langem wieder einen geregelten Tagesablauf. Morgens ging’s zur
Schule und am Nachmittag meist zum Strand. Meli hat sich uns angeschlossen und
mein Harem wurde langsam grösser. Wobei das, was am Mittwoch passiert ist, nichts
mehr mit Alltag zu tun hatte. Ich bin nichtsahnend durch die Strassen gelaufen,
als ich plötzlich in Justin reingelaufen bin. Justin hat mit mir vor zwei
Jahren in Bocas del Torro eine Spanischschule besucht. Seither hatten wir
keinen Kontakt mehr. Schon komisch, wie das Leben manchmal so spielt und wie
klein die Welt doch ist. Wir haben am Abend ein paar Biere auf die guten alten
Zeiten zusammen gekippt. Am nächsten Tag musste Justin leider schon weiter.
Erwähnenswert ist noch der letzte
Schultag der Woche. Einmal die Woche organisiert die Schule jeweils einen Tag
ausserhalb des Schulhauses. Dieses Mal sind wir zu einer Uni in der Stadt
gegangen, wo Kinder aus armen Verhältnissen in Spanisch, Englisch und
Französisch unterrichtet werden. Die Kinder hatten gerade Pause und wir wurden
aufgefordert, uns dazu zu setzen und mit ihnen zu sprechen. Das war einerseits
für beide eine gute Sprachübung und andererseits natürlich sehr spannend, weil
wir so mehr über ihren Alltag erfahren konnten. Das Eis habe ich gekonnt
gebrochen, indem ich mich als Fussballfan geoutet und den Kids erklärt habe,
dass Juan Zúñiga der beste Fussballer der Welt sei und sein Zweikampf
mit Gaymar nie und nimmer ein Foul war.
Am Weekend sind wir dann zur
Playa Blanca ausserhalb der Stadt gefahren, wo wir zum ersten Mal in
Hängematten übernachtet haben. Der Strand war super schön aber total
überlaufen. Die Menschenmassen sind dann zum Glück gegen Abend wieder abgezogen
und dann war es richtig gemütlich. Die Nacht in der Hängematte war erstaunlich
komfortabel. Eine wichtige Erkenntnis in Anbetracht dessen, was noch folgen
sollte.
Am Montag wurden wir in der
Schule informiert, dass wir eine neue Lehrerin bekommen und nur noch zu zweit
wären. Alex war nicht mehr da und Meli hat sich zurück stufen lassen. Jetzt
hatten wir also Privatunterricht und noch weniger Distanz zueinander. Bivi, unsere neue
Lehrerin, ist eine super Frau und voll auf unserer Wellenlänge. Sie hat
Journalismus studiert und konnte dann ihren Beruf nicht mehr ausüben. In ihrer
Masterarbeit hat sie das Thema Menschenrechte in Kolumbien abgehandelt und
wurde anschliessend massiv bedroht. Das hat uns dann schon zu denken gegeben.
Der zweite Outdoor-Schultag am
Freitag wurde dann am Strand von Punta Arena abgehalten. Der Transport dorthin
war ein organisatorisches Meisterwerk à la Colombiana. Unter anderem wurde auch
noch ein Lehrer von einem Taxi angefahren (aber nicht so schlimm). Der
Strandschultag war für uns super, weil wir endlich mal die anderen Leute der
Schule kennen lernen konnten. Wir haben und mit Ramona und Mara (natürlich
Schweizerinnen) auf Anhieb super verstanden und mein Harem ist noch grösser
geworden.
Nach zwei Wochen haben wir die
Schule abgebrochen und noch ein paar Sehenswürdigkeiten angeschaut. Unter
anderem das Castillo de San Felipe de Barajas, die grösste und standhafteste
Festung, die die Spanier je in ihren Kolonien errichtet hatten und das Convento
de lo Popa (Kloster), mit herrlichem Blick über die Stadt. Den spannenden
Abschlussausflug haben wir mit Ramona und Mara zusammen zum Fuerte de San
Fernando gemacht. Spannend, weil wir hier nach Strich und Faden von einem
Schlepper verarscht worden sind. Wir sind mit dem Boot schon beim Fuerte
draussen gewesen, als uns klar gemacht wurde, dass wir nur eine Hinfahrt
bezahlt hätten. Wir mussten sehr laut werden, um ohne Aufpreis wieder zurück zu
kommen. Das war die einzige ungemütliche Situation, weil wir die einzigen Turis
waren und nicht wussten, ob wir jetzt richtig ausgenommen werden. Ansonsten
haben wir die Kolumbianer als sehr freundliche, fröhliche und hilfsbereite Menschen kennen
gelernt.
Am letzten Tag haben wir auch
noch Lisa kurz getroffen. Eine andere Freundin aus Panama von vor zwei Jahren.
Dieses Mal allerdings hab‘ ich über Facebook erfahren, dass sie in Kolumbien
ist und wir haben uns verabredet. Aber trotzdem spannend, wie sich die Wege
wieder kreuzen…
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