Zuhause, Schweiz - ab 27. Juni 2016

"Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen. Was wir hinterlassen ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben. Denn letztlich [...] sind wir alle nur sterblich."

Jean-Luc Picard

Und plötzlich waren wir wieder zu Hause...

Wir freuten uns sehr über das Empfangs-Komitee, welches zu später Stunde am Flughafen Zürich auf uns wartete. Nach einem kurzen Schwatz ging es auch schon in unser temporäres Zuhause bei meinen Eltern in Brugg. Bereits am nächsten Morgen fühlte sich unsere 533-tägige (!) Reise wie ein Traum an, der gar nie wirklich stattgefunden hatte. Ein Gefühl, dass einem bisweilen den Atem stocken lässt, weil man einfach nicht begreifen will, wie schnell die Zeit an einem vorbei gerast ist und halt wirklich alles irgendwann zu einem Ende kommt. Um lange darüber zu sinnieren, blieb uns aber eigentlich gar keine Zeit. Bereits am nächsten Tag fand das Brugger Jugendfest statt. Sehr praktisch, wenn man die Willkommens-Party nicht selber organisieren muss. Wahnsinnig, wie viele Leute uns auf unsere Reise angesprochen haben.

Nach dem Fest-Wochenende begann ich, mich intensiv um eine neue Stelle zu kümmern. Rapha hatte ja bereits Vorgespräche für eine Rückkehr an ihren alten Arbeitsort geführt. Die Verhandlungen hat sie dann schnell zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Das war in doppelter Hinsicht gut für uns. Erstens nahm es mir ein wenig Druck weg und zweitens konnten wir so bereits nach einem neuen Heim Ausschau halten.

Neben der Arbeits- und Wohnungssuche hielten uns auch noch andere Sachen auf Trab. Ich durfte als Trauzeuge für Maass und Sarah (Zeuge Massahrovas) den Polterabend organisieren, habe die Mini-Z Meisterschaft reanimiert und wieder Inline-Hockey-Trainings besucht. Rapha verbrachte ein paar geruhsame Tage mit Antje in den Dolomiten und besuchte ihre Familie in allen Landesteilen. Gemeinsam haben wir Crossfit in Baden ausprobiert uns ein Wohnmobil gekauft (vielen Dank Familie Imgrüt) oder mit Freunden und Familie Zeit in den Bergen verbracht. Um es kurz zu machen: unsere Terminkalender waren innert kürzester Zeit komplett voll.

Nachdem die Suche nach Heim und Arbeit lange sehr harzig verlief, stiessen wir Mitte Juli endlich auf das Objekt unserer Begierde. Wir hatten uns vor einiger Zeit spasseshalber mal eine Liste "erbrainstormt" mit Punkten, die unsere Traumwohnung zu erfüllen hat. Diese Wohnung deckt unglaubliche 17 von 18 Anforderungen ab. Da der Vermieter im selben Haus wohnt, mussten wir auch hier zum Vorstellungsgespräch antraben. Und weil wir uns alle auf Anhieb sympatisch waren, erhielten wir prompt den Zuschlag. Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Als nächstes ging es darum, unser Restvermögen sinnvoll in Mobiliar zu investieren. Also pilgerten wir von Möbelhaus zu Möbelhaus. Weil neuerdings jeder Schirmständer frei konfigurierbar ist und wir bis aufs Bett alles neu kaufen mussten, kann man sich etwa vorstellen, wie zeitintensiv diese Angelegenheit war. Aber irgendwann waren dann auch Sofa, Schrank, Esstisch etc. bestellt und wir hatten endlich auch mal wieder Zeit, um den schönen Sommer zu geniessen.

Ende September gab es dann erneut gute Nachrichten. Ich erhielt die Stelle als Compliance Officer bei der Zürich Versicherung und stürzte mich am 1. Oktober wieder in den Arbeitsalltag.

Unser Zweites Leben hat also langsam Strukturen bekommen und wir sind glücklich darüber, wieder hier zu sein. Bleibt zu hoffen, dass wir noch lange von unseren Erfahrungen und Erlebnissen zehren können.

Ein riesengrosses Dankeschön zum Schluss noch an meine Eltern. Ohne Euch wäre unsere Integration nicht so einfach vonstatten gegangen. Vielen tausend Dank für das Dach über dem Kopf, die tolle Verpflegung, den fahrbaren Untersatz und vor allem die gemeinsame Zeit. Schön, dass ihr da seid und wir uns auf Euch verlassen können.

Vielen Dank auch an die gesamte Verwandtschaft und an alle unsere Freunde. Dass eine Freundschaft über so lange Zeit ohne persönlichen Kontakt nicht nur erhalten bleibt, sondern dass wir diese praktisch nahtlos weiterführen konnten, ist fast die schönste Erkenntnis unserer Auszeit.

Illustration einer grösseren Lücke im Lebenslauf 

Koh Samui & Bankgok, Thailand - 22. bis 27. Juli 2016

(Video)

Ein kleines bisschen Wehmut schwebte schon seit geraumer Zeit mit und verstärkte sich natürlich gegen Ende unserer grossen Reise immer mehr. In ein paar Tagen würde unser Abenteuer ein Ende nehmen. Bis dahin wollten wir noch ein paar Tage Strand, Sonne und Crossfit auf Koh Samui geniessen. Wir mieteten uns erneut einen Scooter und erkundeten unseren Haus-Strand "Chaweng" ausgiebig. Hier wird einem das volle Touristenprogramm mit Strand-Massagen, aufdringlichen Verkäufern und Mövenpick-Eis geboten. Nicht so unser Ding, aber das Hotel war gut und nach zwei Tagen mussten wir auch schon wieder weiter. Per Flugzeug ging es zurück in die einzigartige und quirlige Landeshauptstadt. Wir wohnten etwas Abseits von der Touristenmeile "Khasan Road", wo ich mir zwei Mass-Anzüge für unglaublich wenig Geld schneidern liess. Die Termine fürs Anprobieren mussten wir um die Spiele der Fussball-EM planen, weil auch die Thais total fussball-verrückt sind. Nach einmal Ausmessen und einmal Zwischen-Anprobe waren die Anzüge innerhalb von nur 24 Stunden fertig; und auch die Qualität war überdurchschnittlich gut. Unglaublich! Am Abend schauten wir uns noch das Gegurke unserer Nati gegen Polen an und verloren bei Shaqiris Jahrtausend-Goal die Stimme vor lauter Schreien. Leider hat das ganze Geschrei nichts genutzt, dafür fand der Pole am Nebentisch sein Lächeln wieder.

Für die allerletzte Nacht gönnten wir uns noch ein Zimmer im Siam@Siam Hotel, wo wir im Januar bereits logierten. Weil das Wetter schlecht war, kümmerten wir uns um den Blog, verkündeten via Facebook unser SEXIT (Sevi Exit) und RAUT (Rapha Out) und genossen ein super Abschiedsessen in unserem todschicken Bunker. Für etwas Aufregung sorgte noch mein Mami. Sie hat uns erst einen Tag später zurückerwartet und so für ein wenig Verwirrung bei Angehörigen und Freunden gesorgt. Bei der Passkontrolle realisierten wir, dass wir das Visum für Thailand auf den Tag genau eingehalten haben. Zum Glück konnten wir so ohne zusätzliche Formalitäten ausreisen und pünktlich auf dem Gate eintreffen. Neben all der Schwermut machte sich nämlich allmählich auch ein wenig Vorfreude  auf die Schweiz breit.

die fleissigen Schneiderleins

Koh Tao, Thailand - 5. bis 21. Juni 2016

(Video)

Koh Tao ist die drittgrösste Insel des Samui Archipels, 21 Quadratkilometer gross und gilt bei Tauchanfängern als beliebtestes Tauchgebiet in Südostasien. Auch ich habe hier vor rund 7 Jahren meine Open-Water Tauchlizenz erworben. Weil mein rechtes Ohr seit einem Tauchunfall in Panama bereits bei geringer Druckzunahme anfängt zu pfeifen, konnten wir die Horden von "Tauchschul-Schleppern" bei unserer Ankunft am Pier getrost ignorieren.

Wir logierten ironischerweise trotzdem in einem Dive-Resort. Aus zwei Gründen haben wir uns im Ban’s Dive Resort eingebucht: Erstens wegen der zentralen Lage mitten am Sai Ree Beach und zweitens wegen den beiden Pools. Dummerweise entpuppte sich das Hotel als wahre Tauchfabrik und die Pools war praktisch ununterbrochen von Tauchern besetzt. Und als wir nach dem Check-In im "Golf-Wägeli" den Hügel hochgekarrt wurden (weit weg vom Strand), ärgerten wir uns gewaltig. Aber nur für kurze Zeit. Es stellte sich heraus, dass wir von einem Upgrade profitiert hatten und wir freuten uns über das geräumige Zimmer und den super Ausblick - ein wenig abseits vom ganzen Trubel.

Wir stürchelten sofort los, um uns beim sympathischen Schweizer Oli einen Scooter zu mieten. Damit steuerten wir als erstes einige Restaurants, Fitnesscenter und Yoga-Schulen an, um unser neues Territorium abzugrenzen. Beim Monsoon Gym kauften wir spontan je ein 12er Abo. Ich liebäugelte schon länger damit, in Thailand einmal Muay Thai auszuprobieren. Zu meiner grossen Überraschung sprang Rapha auf den Zug mit auf.

So kam es, dass wir bereits am Montag, morgens um acht, in den Genuss unserer ersten Kampfsport-Lektion kamen. Unsere Trainer hiessen Om, Si und Chang und sprachen fast kein Englisch. Das war zum Teil ziemlich drollig. "Balanbalanbalan" heisst zum Beispiel, dass man auf seine Balance achtgeben soll. Nachdem die Thais unsere Hände verbandagiert hatten, ging es bereits los. Und zwar ohne grosses Vorgeplänkel. Wir mussten als blutige Anfänger bereits Kicks, Ellbogen und alle erdenklichen Faustschläge austeilen. Das war bei der Hitze extrem anstrengend, machte aber richtig Spass. So kam es, dass wir innert zwei Wochen 16 Mal ins Training gingen. Zum Teil besuchten wir auch die High Intensive Intervall Trainings oder die Yin Yoga Kurse im Ocean Sound. Das ging zum Teil ziemlich an die Substanz. Wir hatten beide mit diversen Prellungen zu kämpfen und am Schluss waren auch die Füsse ein Problem. Aber wir waren ziemlich stolz auf unsere Fortschritte, die wir in so kurzer Zeit verzeichnen konnten.

Zwischen den Trainings erkundeten wir die Insel mit ihren vielen tollen Stränden oder gönnten uns ein paar Massagen. Besonders schön war der Kayak-Ausflug zu der Shark Island und die Schnorchel Tour rund um Koh Tao und der Nang Yuan Insel. Als tückisch erwiesen sich die Korallen. Wir haben uns beide beim Schnorcheln gewaltig die Füsse aufgeschnitten. Das haben wir dann natürlich jeden Tag im Training bei den Kicks gespürt.

Nach ein paar Wochen haben wir uns in Koh Tao wie zu Hause gefühlt. Eine Katze hat sich in unserem Zimmer einquartiert, wir hatten unsere Restaurant-Favoriten (Barracuda, Fitness Café, Coconut Monkey, Yin&Yang, La Carotte qui rit und Fizz Beachlounge) und lernten im Monsoon Gym nette Menschen kennen. Die Thais nannten uns konsequent Nico & Tim (was zu einiger Verwirrung führte) und Om nahm uns sogar mit zu einem Muay Thai Kampf ins Stadion. Auch als passiver Sportkonsument kam ich mit dem Stanley Cup, der Copa America und der Fussball-EM voll auf meine Kosten. Die Schweizer Nati metzgete sich ganz gut und qualifizierte sich für die nächste Runde. Für etwas Aufregung sorgte lediglich der Parkplatz für unseren Scooter, direkt unter einem Baum gelegen. Wir fanden es schlau, dort im Schatten zu parkieren, weil dann die Sitzfläche von der Sonne nicht so aufgeheizt wird. Nachdem wir bei der Ankunft wie immer mit dem ganzen Oberkörper die tief hängenden Äste touchiert hatten, entdeckten wir direkt über unseren Köpfen eine ziemlich grosse Schlange. Fortan bevorzugten wir Parkmöglichkeiten an der prallen Sonne, möglichst weit weg von irgendwelchem Gebüsch.

Für die letzten fünf Tage gönnten wir uns ein ziemlich edles Hotel mit privatem Pool und fantastischer Aussicht hoch über der Sai Ree Beach. Ein wunderschöner Abschluss auf dieser paradiesischen Insel.

Ankunft am Pier

Koh Phangan, Thailand - 30. Mai bis 4. Juni 2016

(Video)

Nach einem kurzen Flug landeten wir noch vor dem Mittag auf Koh Samui und organisierten gleich am Flughafen die Fähre auf die Nachbarinsel Koh Phangan. Diese Insel im Thailändischen Golf haben wir uns ausgesucht, da es hier eine gut bewertete Kiteschule gibt und wir Kitesurfen unbedingt mal ausprobieren wollten. Was wir halt nicht wussten war, ob es mit dem Wind auch hinhauen würde. Die Jahreszeit ist dafür eher ungünstig. Im Phangan Beach Resort angekommen, checkten wir gleich mal die Lage: Bei der Kiteschule am Strand war grade niemand und Wind gab es auch keinen. So relaxten wir in der wunderschönen Hotelanlage unter Palmen direkt am Strand und lernten an der Poolbar ein paar andere Gäste kennen.

Am nächsten Morgen fand gleich vor unserem Bungalow ein Boot Camp statt und so starteten wir mal wieder mit viel Bewegung in den Tag. Gleich nach dem Frühstück lernten wir Danny kennen. Ihm gehört die Welt ääh die Kiteschule. Der Thailänder hat viele Jahre in den USA gelebt, spricht einwandfrei englisch und hört sich selber sehr gerne reden. Mal abgesehen davon machte er und sein Equipment einen kompetenten Eindruck.

Es fehlte nach wie vor an genügend Wind. Wir entschieden uns trotzdem, schon mal mit der Theorie anzufangen. Das geht ja auch ohne Wind. Leider hatten wir die kommenden Tage windtechnisch so gar kein Glück und konnten die Theorie vorerst nicht in die Praxis umsetzen. 

Kiter-Danny mag wohl ein Poser sein, aber er versteht es, Leute zusammenzubringen und er hatte tolle Ausflugstipps für uns parat. Wir mieteten einen Roller, fuhren damit quer über die Insel und entdeckten wunderschöne Strände. Die Fahrten waren allerdings allgemein nicht sehr entspannend. Die Strassen sind teilweise extrem steil und grösstenteils unbefestigt, die Thais fahren wie die Irren, die Touristen haben null Erfahrung oder sind besoffen, was zu vielen Unfällen führt. Wir waren jedesmal froh, heil von A nach B zu kommen. 

Am fünften Tag hatten wir dann endlich etwas Wind und konnten uns am Kite versuchen. Als erstes ging es im seichten Wasser und ohne Board an den Füssen darum, den Drachen zu lenken. Das ist gar nicht so einfach und wir staunten, wieviel Kraft ein bisschen Wind schon produzieren kann. Leider kam ich mit dem Kite und vorallem mit Danny's militärischem Umgangston nicht so gut klar. Nach gut einer Stunde hatte ich die Schnauze voll und warf das Segel. Sevi hat sich da um einiges geschickter angestellt. Nach der zweiten Session war dann aber auch für ihn Schluss. Einerseits, weil der Wind schon wieder weg war und die Aussichten für die kommenden Tage miserabel waren. Andererseits hatte sich Danny wohl ein paar Mal zu oft im Ton vergriffen. Da hört der Spass auf. Vielleicht probieren wir es irgendwann unter besseren Bedingungen nochmal. 

Wir genossen ein paar ruhige Tage auf der schönen Insel. Nach unserem Aktivmonat in Bali war es uns allerdings schon fast zu ruhig: Tage ohne sportliche Betätigung kamen uns schon ganz komisch vor. Deshalb suchten wir nach einer neuen Herausforderung. Sevi hatte mal wieder eine seiner glorreichen Ideen: Muay Thai Kampfsport sollte es diesmal sein... Nach etwas Recherchieren fanden wir heraus, dass es auf der Nachbarinsel Koh Tao eine Schule gibt, die neben Muay Thai auch noch Jiu Jitsu und ein tägliches HIIT Gruppentraining anbietet. Zudem gehört ein Fitnesscenter mit dazu. Für den Kampfsport konnte ich mich im besten Willen nicht begeistern, aber bei dem Angebot war für uns beide was dabei. 

Und so eröffneten wir ein neues Kapitel und setzten mit der Fähre rüber auf Koh Tao.

Ankunft auf Koh Samui

Kuala Lumpur, Malaysia - 27. bis 29. Mai 2016

Der Flug von Bali nach Kuala Lumpur in Malaysia war unglaublich holprig und wir waren froh, als wir endlich wieder festen Boden unter den Füssen hatten. Der Flughafen befindet sich sehr weit ausserhalb der Stadt und so kamen wir nach einer einstündigen Taxifahrt erst nach Mitternacht in unserem AirBnB an. Nikolas, unser Gastgeber, nahm uns in Empfang und führte uns in unser Zimmer. Wir konnten kaum glauben, was wir sahen. Völlig sprachlos genossen wir eine atemberaubende Sicht auf die berühmten Petronas Tower und die umliegende Skyline.

Am nächsten Morgen lernten wir Nikolas und seine thailändische Freundin Sasha besser kennen. Nikolas hat seinen Job als Autoverkäufer an den Nagel gehängt und betreibt sein AirBnB jetzt vollberuflich. Im Ganzen vermietet er 5 Zimmer in seinem tollen Appartement fast zuoberst in einem  40-stöckigen Wolkenkratzer. Zur Wohnung gehört auch eine grosse Terrasse mit fantastischem Blick auf die Stadt.

Nach einem kurzen Schwatz machten wir uns auf den Weg zur Shopping Mall nebenan. Hier deckten wir uns mit neuen Sportkleidern und den dringend benötigten neuen Turnschuhen ein.

Am späten Nachmittag kamen wir ziemlich erschöpft vom Shoppingwahn zurück. Aus einem Mittags-Schlaf wurde allerdings nichts. Nikolas lud uns spontan zum Apero auf dem Balkon ein und weil wir uns so gut verstanden, beschlossen wir, am Abend gemeinsam auszugehen. Wir fuhren ins trendige Quartier Jalan Alor, wo uns unsere Gastgeber ihr Lieblings-Thai-Restaurant zeigten. Wir überliessen das Bestellen den Locals und teilten uns das Essen. Wahnsinnig gut und wahnsinnig scharf!!! Danach streiften wir ein wenig durchs Quartier. Wenn man bedenkt, dass Malaysia ein muslimisches Land ist, dann würde man so eine Ausgeh-Meile hier nicht unbedingt erwarten. Es gibt unglaublich viele Bars und Kneipen. Auf einer Strassenkreuzung bestaunten wir einen Drummer, der ein Live-Konzert gab, bis uns ein Knall und eine Druckwelle zusammenzucken liess. Das war im ersten Moment ziemlich unheimlich. Da aber keine Panik ausbrach, waren es wohl nur irgendwelche Böller, die hinter uns gezündet worden sind. Wir beschlossen dennoch, uns auf den Heimweg zu begeben.

Am zweiten Tag haben wir wieder mal ausgeschlafen. Gegen Mittag sind wir dann mit der U-Bahn zu den Batu Caves gefahren. Diese heilige Stätte etwas ausserhalb der Stadt ist sehr sehenswert. Danach haben wir die Stadt unter die Lupe genommen. Via KL Sentral sind wir nach China Town gefahren. Dort habe ich mir original Bose-Lautsprecher und ähnliche Artikel made in China für sehr wenig Geld gegönnt. Auch die Marktstände im Pasar Seni, das Sultan Abdul Samad Building und natürlich KLCC mit den Petronas Towern haben wir besucht. Alles sehr eindrücklich und mit den gut funktionierenden öffentlichen Verkehrsmitteln sehr einfach zu erkunden. Wir kamen spät nach Hause und mussten am nächsten Morgen früh weiterfliegen. So konnten wir uns leider nicht einmal mehr persönlich von Nikolas und Sasha verabschieden. Schade, aber was wir von Malaysia gesehen haben, machte uns gwundrig für mehr. Vielleicht kommen wir ja wieder einmal hierhin. Dann ist das AirBnB von unseren neuen Freunden Nikolas und Sasha ganz sicher unsere erste Anlaufstelle. Danke für die tolle Zeit und die unglaubliche Gastfreundschaft.

Zimmer mit Aussicht

Bali, Indonesien - 29. April bis 26. Mai 2016

(Video)

Wir sind am späten Nachmittag in Denpasar auf Bali gelandet. Auf dieser Insel haben wir vor knapp zehn Jahren unseren ersten "grossen" gemeinsamen Urlaub als Rucksacktouristen verbracht. Dieses Mal haben wir die Einreiseformalitäten studiert (das haben wir für Australien ja auf die schmerzliche Tour gelernt). Als Schweizer bekommt man bei der Einreise automatisch ein 30-tägiges Aufenthaltsrecht in Indonesien. Da wir nicht genau wussten, wie lange wir bleiben würden, kauften wir uns bei der Ankunft in Denpasar aber für USD 35 das verlängerbare Visum. Nur dieses lässt sich nach Ablauf der 30 Tage um einen weiteren Monat verlängern. Nach den ganzen Formalitäten waren wir froh, dass wir uns vorab beim Hotel einen Abholservice bestellt hatten. Der Taxifahrer wartete in der Ankunftshalle schon geduldig auf uns. Auf dem Weg zum Hotel beobachteten wir das heillose Chaos auf den Strassen und waren froh, dass wir nicht selber fahren mussten und wir uns in Canggu, etwas ausserhalb der grossen Touri-Orte, einquartiert hatten. Das Serenity Eco Guesthouse war unser Zuhause für die ersten Tage. Hier wollten wir vor allem Yoga praktizieren und so Körper und Seele nach den Reisestrapazen der vergangenen Monate wieder etwas erden. Das Hotel wartete mit einem unglaublichen Yoga-Programm auf. Pro Tag werden hier 10 verschiedene Körperverrenkungs-Praktiken durchgeführt. Bereits am ersten Tag stürzten wir uns in eine Vinyasa Klasse für Anfänger. Rapha war natürlich im Vorteil, weil sie wesentlich beweglicher ist als ich und im Gegensatz zu mir auch etwas Yoga-Erfahrung mitbrachte. Bei mir ging es in den ersten Stunden im Wesentlichen darum, mich nicht zu verknoten und entweichende Gase zu unterdrücken. Aber ich merkte schnell, dass mir die drolligen Posen gut taten und mit der Zeit sogar Spass machten.

Am dritten Tag mieteten wir uns für schlappe CHF 4.50 pro Tag einen Scooter und erkundeten damit die Umgebung. Um ehrlich zu sein, beschränkte sich unser Radius auf genau drei Strassen im Umkreis von ca. 3 Kilometern. Aber hier gab es erstaunlich viel zu entdecken: Strände mit Bars, Boutiquen, eine Underground-Location mit Skate-Pool und vor allem unglaublich gute Restaurants mit kreativer und gesunder Küche zu super Preisen. Auf einer Erkundungsfahrt entdeckten wir beiläufig auch das Bali Fit. Dieses Fitnesscenter bietet Gruppenfitness- und Yogakurse an. Wir entschlossen uns spontan, hier einen Monats-Pass zu buchen und quartierten uns in einem tollen Hotel an der gleichen Strasse ein. Das Zimmer dort hätte uns bei einer Online-Buchung USD 250 pro Nacht gekostet. Die "Walk-in-Rate" betrug gerade mal USD 50. Im Ressort gab es zwei Pools und wir waren meistens die einzigen Gäste. Wir entwickelten eine Tagesroutine, die etwa wie folgt ausschaute:

06.45 Tagwache
07.30 Training im Bali Fit
08.30 Proteinshake am Pool
10.30 Yin Yoga im Bali Fit
12.00 Frühstück / Lunch
14.00 Entspannen am Pool oder in der Massage
18.15 Yoga
20.00 Abendessen

Das Bali Fit wurde eine Art zu Hause für uns und wir waren begeistert von den Coaches. Mark, Clare, Lucy und Rachel brachten uns viel bei und forderten uns gewaltig. Vor allem die metabolischen Trainings-Sessions hatten es in sich, brachten uns regelmässig ans Limit und wir litten teilweise gewaltig an Muskelkater. Wir freundeten uns im Bali Fit mit anderen "Leidensgenossen" an. Vor allem Declan und Rommer sind uns schnell ans Herz gewachsen.

Canggu haben wir dann tatsächlich noch für einen Abend verlassen. Den Geburtstag von Rapha wollten wir am Strand von Seminyak feiern. Hier hatten wir bei unserem letzten Bali-Besuch im Restaurant Gado Gado eines der besten Desserts aller Zeiten gegessen. Zwar erkannten wir den Ort (wurde zugebaut) und das Restaurant (wurde umgebaut) nicht wieder, aber die Nachspeise schmeckte wirklich noch genauso gut wie anno dazumal.

Etwas weniger Glück hatte ich ein paar Tage später beim Verspeisen eines Fischgerichts. Bereits im Restaurant fing ich an zu schwitzen, bekam Herz-Rasen, rote Augen und komische Verfärbungen am ganzen Körper. Ich schaffte es gerade noch zurück ins Hotel, wo mich Rapha mit kalten Umschlägen und einem Antiallergikum wieder aufpäppelte. Der ganze Spuck dauerte ca. drei Stunden und dann war zum Glück wieder alles in Ordnung.

Nach knapp einem Monat mussten wir Canggu und unsere neu gewonnen Freunde schweren Herzens verlassen. Wir hatten das Visum bewusst nicht verlängert und uns einen Weiterflug über Kuala Lumpur nach Koh Samui gebucht. Nach einem letzten Training überreichte uns Mark noch ein "Training for Warriors" Armband mit der Bemerkung "we don’t sell it, you have to earn it"!

Es ist anzunehmen, dass viele Leser diese Art des Zeitvertreibens im Inselparadies nicht nachvollziehen können (mein Mammi benutzte das Wort "Kasteien"). Für uns war es aber gegen Ende unserer langen Reise genau das Richtige. Und da wir Bali schon mal bereisten, hatten wir deshalb auch nicht das Gefühl, dass wir etwas verpassen. Bali übte eine ganz eigene Magie auf uns aus, die sich schwer in Worte fassen lässt. Es ist definitiv ein Ort, mit dem uns sehr intensive Gedanken verbinden und wir sind fast sicher, eher früher als später wieder hierhin zurück zu kehren.

Bali Klassiker

Sydney II, Australien - 23. bis 28. April 2016

Die Autoabgabe in Auckland und der Überflug nach Sydney gingen reibungslos über die Bühne. Wie bereits auf der Hinreise haben wir uns erneut eine AirBnB-Unterkunft in Manly gebucht, weil es uns da so gut gefallen hat. Es war also fast ein wenig wie nach Hause kommen. Unsere Gastgeber hiessen Sebastien und Delphine. Die beiden waren uns auf Anhieb sehr sympathisch. Sebastien ist Maler und das kleine aber feine Appartement war sehr stilvoll und künstlerisch eingerichtet. Gleich nach unserer Ankunft legten wir uns erst mal ein paar Stunden aufs Ohr. Wir waren nämlich unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung seit morgens um zwei Uhr auf den Beinen und wollten doch am Abend mit Silvan ausgehen. Silvan ist vor ein paar Jahren nach Sydney ausgewandert und ist damit ein weiteres verlorenes Schäfchen des endsgeilen Inline-Hockeyvereins Hurricanes Lenzburg. Er zeigte uns die Brauerei "Young Henri" und führte uns im coolen Stadtteil Newtown herum. Ein sehr gelungener Abend. Vielen Dank Silvan für Deine Zeit!

Das Tolle an Sydney war, dass wir nichts mehr mussten. Wir waren ja vor ein paar Monaten schon hier. Also spielten wir auch hier ein wenig Alltag, gingen ins Fitnesscenter und spazierten in Manly den Stränden entlang. Am Montag nahm mich Sebastien mit ins Pub zum Aussie-Football schauen. Schade nur, dass das Spiel leider ein wenig unter ging, weil die Einheimischen gerade den ANZAC-Day feierten, der zu Ehren der Kriegsveteranen abgehalten wurde. Dabei wird das ansonsten verbotene Glücksspiel "Two Up" gespielt und im Pup entsprechend zelebriert.

An unserem letzten Tag im Sydney haben wir uns von unseren warmen Kleidern und dem ganzen Trekking-Equipment getrennt und vieles davon per Post nach Hause geschickt. Die letzten zwei Monate unserer Reise wollen wir nämlich gemütlich an den Stränden Asiens ausklingen lassen. Unser nächster Stopp: Canggu auf der Götterinsel Bali.

Manly Beach

Auckland II, Neuseeland - 15. bis 23. April 2016

Wir haben uns für die letzten acht Nächte in Neuseeland wieder bei Bev einquartiert. Takapuna, ein Vorort von Auckland, schien uns gut geeignet, um den Autoverkauf so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen. Die Mechanismen von Angebot und Nachfrage wurden uns an der HFW zur Genüge eingetrichtert und so ahnten wir natürlich, dass es im Spätherbst etwas schwierig werden dürfte, einen Campervan zu angemessenen Konditionen zu verkaufen. Allerdings waren wir dann doch etwas besorgt, als die Resonanz auf unsere Online-Ausschreibungen gleich Null war. Also mussten wir die Braut schick machen und mit ihr auf Verkaufstour gehen. Zum Glück fanden am Wochenende gleich zwei grosse Auto-Auktionen statt. An der ersten, der Backpacker Car Faire, sass ich mir von morgens um acht bis nachmittags um drei Uhr den Allerwertesten platt, ohne auch nur mit einem einzigen potentiellen Kunden zu sprechen. Eine ernüchternde Bilanz. Fast noch schlimmer war aber die Tatsache, dass auf dem Platz mehr als 50 Autos feilgeboten wurden und gerade mal fünf Kunden die Messe besuchten. Immerhin war die Pakistaner-Mafia aktiv. Die haben sich auf diesen Markt spezialisiert, kaufen die Autos zu lächerlichen Preisen zusammen, machen sie flott und verkaufen sie in der neuen Saison für ein vielfaches des Preises wieder. Leider war ich es nicht wert, von diesen "Gschäftli-Machern" beachtet zu werden. Ich brach die Aktion ziemlich frustriert wieder ab. Zum Glück habe ich uns für den Abend Tickets für ein Rugby-Spiel im Eden Park besorgt. Das wertete den Tag dann doch noch auf. Das Spiel verstanden wir zwar nur im Ansatz, aber es bot sehr gute Unterhaltung und lenkte ein wenig von unserem Autoproblem ab.

Am nächsten Tag machte ich mich wieder früh am Morgen auf zur nächsten Messe, der Ellerslie Car Fair. Es regnete und ich machte mich auf noch weniger "Kunden" gefasst. Das Bild war dann effektiv dasselbe wie tags zuvor und die meisten langen Gesichter kannte ich bereits. Nachdem meine Nachbarn mir erzählt hatten, wie sie bei lokalen Garagen mit geradezu spöttischen Kaufangeboten abserviert worden sind, wurde mir klar, dass ich mein Glück selbst in die Hand nehmen musste. Keine fünf Minuten später lief der Chef der Pakistani-Mafia auf mich zu. Mir kam auf die Schnelle nichts Besseres in den Sinn, als ihn als Autodieb zu beheligen. Ich sah ihn nämlich mit dem identischen Auto wie unsere Furia vorfahren. Er schaute mich etwas konsterniert und skeptisch an, aber schwups, waren wir im Gespräch. Schnell spielte ich meinen wichtigsten Trumpf mit dem tiefen Kilometerstand aus. Das wirkte und der Herr nahm sich unser Vehikel etwas genauer unter die Lupe. Nachdem er offensichtlich angebissen hatte, wollte er eine Probefahrt machen. Dabei bot er mir die grosszügige Summe von 600$ für unsere geliebte Furia an (kleine Zusatzinfo: Wir kauften das Auto vor drei Monaten für 4000$, stellten es ins Internet für 3800$, dann boten wir es an der ersten Messe für 2800$ zum Verkauf an und heute noch für 2300$ -> krasser Preiszerfall). Wir einigten uns dann auf einen Preis von 1300$. Mehr war wirklich nicht aus ihm rauszuholen. Dafür durften wir das Auto noch so lange behalten, bis wir das Land verlassen. Das war ein faires Angebot von einem Mann, der sich der harten Verhandlung zum Trotz, als ziemlich sympathisch entpuppte.

Die nächsten Tage machten wir es uns bei Bev in Takapuna gemütlich. Wir gingen fast jeden Tag ins Fitness-Center und kochten uns leckere Sachen. Ich versuchte mich noch an einem neuen Hobby und besuchte zwei Mal die Surfschule auf unserem Haus-See. Das war ziemlich spassig und meine Manöver gelangen schon nach kurzer Zeit ganz gut. So richtig gepackt hat es mich aber nicht. Mal schauen , ob ich noch mehr Zeit in diesen Sport investieren werde.

Am vorletzten Tag brachten wir den Autoverkauf unter Dach und Fach und mieteten uns einen Wagen für die letzten beiden Tage. Das lief alles reibungslos und war günstiger, als ein Taxi zum Flughafen zu nehmen.

So hiess es nach drei Monaten von Neuseeland Abschied zu nehmen. Einem Land, welches landschaftlich seinesgleichen sucht und sehr einfach zu bereisen ist. Das hat aber auch seinen Preis. Die Touristenattraktionen sind alle völlig überbevölkert und oft kann man die Abgeschiedenheit in der Natur nicht richtig geniessen, weil ständig irgendwo ein Flugzeug oder ein Helikopter über einem kreist. Das nervt zum Teil gewaltig und wir würden vor allem die "Great Walks" nicht mehr machen, sondern uns auf die weniger bekannten Wanderrouten begeben. Auch ist der Lebensalltag ziemlich teuer hier, vor allem wenn man frisch und gesund essen möchte (eine Avocado kostet z.B. ca. CHF 4.00). Das Paradies gibt es halt nicht um sonst.

Sky City

Östliche Nordinsel, Neuseeland - 4. bis 14. April 2016

Nach einer gemütlichen Fahrt über den Queen Charlotte Scenic Drive entlang des Marlborough Sounds und einer dreistündigen Fahrt mit der Fähre sind wir abends um sechs Uhr nach Wellington zurückgekehrt. Erneut haben wir uns für ein AirBnB entschieden. Dieses Mal erwischten wir ein schönes Zimmer in einer richtig coolen Loft-Wohnung mitten in der Stadt. Am ersten Tag haben wir endlich das Nationalmuseum "Te Papa" besucht. Hier wird auf sechs Ebenen die Geschichte Neuseelands von der ersten Besiedlung bis zum heutigen Staat erklärt. Das war spannend, machte uns aber hundemüde. Schon bald hatten wir genug gesehen und sind per Cable Car zum botanischen Garten hochgefahren. Da schlenderten wir durch die verschiedenen, schön angelegten Gärten und genossen die Ruhe.

Weil wir vom Reisetempo der vergangenen Wochen immer noch groggy waren, entschieden wir uns, eine weitere Nacht in Wellington zu bleiben. Wir spazierten am Pier entlang und beobachteten die wahnsinnig vielen Jogger mit ihren teilweise unglaublich ungesund anzuschauenden Laufstilen, wanderten auf den Mount Victoria hoch, wo wir einen tollen Ausblick auf die Stadt geniessen konnten, flanierten anschliessend an der Cuba Street und kehrten im charmanten Kaffee Fidel ein. Zudem konnte ich mich endlich dazu durchringen, mir die dringend benötigten Schuhe zu kaufen.

Wellington ist eine tolle Stadt und wir genossen die Zeit sehr. Etwas mühsam war lediglich, dass wir keinen fixen Parkplatz hatten. So musste ich immer morgens kurz vor acht und abends um sieben unser Fahrzeug umparken. Dafür sparten wir so ein paar Bazen an Parkgebühren und gönnten uns in der tollen Pizzeria Napoli ein super Abendessen. Dummerweise ist mir dort wie vor ein paar Wochen beim Beissen erneut ein Stück einer Zahnfüllung abgebrochen. Am nächsten Tag kam es dann noch schlimmer. Der Zahn pochte konstant und ich musste am Tag unserer Weiterreise notgedrungen wieder einen Zahnarzt aufsuchen. Wir hatten Glück und konnten kurzfristig einen Termin für den Nachmittag vereinbaren. Erneut gingen wir ins Nationalmuseum, um dort die Zeit tot zu schlagen. Rapha ging es auch nicht besonders gut. Bei ihr machte sich so etwas wie eine grosse Reise-Müdigkeit bemerkbar. Nachdem mein Zahn endlich geflickt war, schleppten wir uns nach Marlborough auf den Zeltplatz und fielen dort um sechs in einen komatösen Schlaf. Wirklich ein anstrengender Tag!

Am nächsten Morgen hatte sich Rapha zum Glück etwas erholt und mein Kiefer funktionierte auch wieder... Um Raphas "Travel Blues" entgegen zu wirken, wollten wir das Reisetempo noch mehr drosseln. Allerdings hatten wir nur noch wenige Tage Zeit, bis wir zurück in Auckland sein mussten. Wir fuhren deshalb ohne Stopp via Napier nach Te Urewera am Lake Waikaremoana. Es war eine lange, aber sehr schöne und abwechslungsreiche Fahrt und der Zeltplatz am See war mit einer der schönsten Plätze auf unserer Reise. In der Nacht regnete es heftig und der Morgen war verhangen. So entschlossen wir uns, gleich direkt nach Rotorua aufzubrechen. Dabei hatten wir auf der 70 Kilometer langen Gravel-Road wirklich Glück, als der Wagen ins Schleudern kam. Irgendwie ein wenig sinnbildlich für die letzten Tage.

In Rotorua wollten wir wieder zu Kräften kommen. Wir schauten uns im Kino den sehr guten, neuseeländischen Film "Hunt for the Wilder People" an. Ansonsten liess ich Rapha so viel Freiraum wie möglich. So mietete ich mir ein Mountainbike und erkundete auf eigene Faust die Weltklasse-Trails im Redwood Forest. Rapha unternahm derweil Spaziergänge am See und in der Stadt und kam so allmählich wieder auf den Damm. Ein besonderes Highlight war das Thermalbad im Kerosene Creek, einem natürlich beheizten Bach etwas ausserhalb der Stadt.

Nach einer halben Woche in Rotorua fühlten wir uns bereit, um weiter zu ziehen. Das nächste Ziel war der Hot Water Beach auf der Halbinsel Coromandel. Der Strand heisst so, weil hier Thermalwasser aus dem Boden sickert und man sich seinen eigenen Hot-Pool graben kann. Weil dies nur rund 1 Stunde vor oder nach der Flut möglich ist, machten wir uns schon vor Sonnenaufgang auf den Weg. Leider waren wir trotzdem etwas spät dran und die besten Plätze waren bereits vergeben. So genossen wir halt einfach die ersten Sonnenstrahlen am schönen Strand - etwas abseits des ganzen Trubels. Weiter ging es danach zur Cathedral Cove, einer sehr malerischen Bucht ganz in der Nähe und mir noch bestens in Erinnerung. Wir machten in Thames auf einem Spielplatz kurz halt, wo ich vor 12 Jahren mit Fabian, Anni und Olga die Sterne beobachtet habe (das ist jetzt nicht irgend eine schlüpfrige Anspielung. Wir haben wirklich die Sterne beobachtet!) und gönnten uns kurz vor Auckland noch einmal zwei Nächte auf einem super luxuriösen Zeltplatz mit eigenem Thermalbad und Tennisplatz. So kurz vor dem Ende unserer Reise kam schon ein wenig Wehmut auf. Bald würden wir unsere geliebte Furia Roja verkaufen müssen.

Windy Wellington

East Coast, Neuseeland - 24. März bis 3. April 2016

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Wir waren etwas angeschlagen von der Marathon-Wanderung vom Vortag und gönnten uns eine erholsame Nacht auf dem Holiday Park Campground in Invercargill. Allerdings war es mit der Ruhe schnell vorbei, als sich Hani, unser AirBnB Gastgeber aus Auckland, bei uns meldete. Er hatte nämlich Post für uns bekommen und nun, nach der dritten scharfen Mahnung, endlich daran gedacht, uns zu kontaktieren. Die ursprüngliche Forderung von 45 NZD belief sich durch Mahngebühren und Inkassospesen inzwischen schon auf 100 NZD. Wir hatten keine Ahnung, wofür wir belangt werden sollten. Also riefen wir sofort beim Inkassobüro an, wo man uns auf die Sprünge half. Es handelte sich um eine Parkbusse vom 28. Januar, eingefangen in Dunedin. Da wir das Auto erst eine Woche später gekauft hatten und wir bis anhin noch gar nicht in Dunedin waren, war schnell klar, dass wir das Knöllchen von unseren Vorgängern «geerbt» hatten. Das interessierte die Dame am anderen Ende der Leitung aber leider nicht die Bohne. Erst unser Besuch bei der kostenlosen Rechtsberatung (bitte die Wortkombination «kostenlos» und «Rechtsberatung» mal kurz wirken lassen) und zwei weitere Telefonate brachten die Hyänen zur Räson.

Nach getaner Arbeit verliessen wir Invercargill in Richtung Catlins. Wir fuhren über die «Scenic Route» zur Curio Bay, wo wir Delphine und mit viel Glück sogar einen der seltenen «Yellow-Eyed» Pinguine beobachten konnten. Der Zeltplatz an der Curio Bay war fantastisch (vielen Dank Mel C. aus B. für den Tipp). Auf der Fahrt durch die Catlins machten wir kurze Spaziergänge entlang der Strasse zum Slope Point (der südlichste Punkt Neuseelands, mit seinen lustigen, vom Wind frisierten Wäldern), den McLean Falls (wunderschöner Wald), dem Lost Gipsy Bus (ein Sammelsurium skuriler Bastlereien und Sammlungen), den Purakaunui Falls (sahen auf dem Prospekt besser aus als in Echt) und dem Nugget Point (wunderschöner Leuchtturm hoch über den Klippen). Ich fand diesen «Stop-and-go»-Reisestil ziemlich anstrengend. Aber die wilde Küste hier ist schon etwas ganz Spezielles und steht in krassem Gegensatz zur Golden Bay auf der anderen Seite der Insel.

Nach so viel Wildnis haben wir uns in Dunedin wieder einmal in einem Hostel einquartiert. Da gerade Karfreitag war, lief in der ganzen Stadt rein gar nichts. Also tranken wir in der Küche eine Flasche Wein und freundeten uns mit Juli und Connor an. Mit Juli machten wir am nächsten Morgen einen kleinen Stadtbummel und besuchten den Farmers-Market am Bahnhof. Unterwegs habe ich noch den Eingang zum Club gesehen wo F.K. nun aus V. und ich vor 12 Jahren rausgeworfen worden sind. So viele tolle Erinnerungen hier an jeder Ecke. Am Nachmittag sind wir auf die vorgelagerte Halbinsel Otago gefahren und danach haben wir uns in der Spights Brauerei etwas Währschaftes gegönnt.

Am Ostersonntag verliessen wir Dunedin ohne konkretes Ziel. Wir fuhren der Ostküste entlang weiter nordwärts, machten bei den Moeraki Boulders halt und fuhren dann bei Oamaru landeinwärts. Die Landschaft wurde schnell wieder alpiner und beim Lake Pukaki verschlug es uns wirklich fast die Sprache. Dieser See ist so schön, dass es fast schon kitschig ist. Wir campten am Fusse des Mount Cook und machten am Morgen eine leichte Wanderung zum höchsten Berg Neuseelands (3'724 m). Danach fuhren wir zum Lake Tekapo (ebenfalls wunderschön) und anschliessend weiter Richtung Geraldine. Hier wollten wir eigentlich Mary noch besuchen (die Schwester von Andy). Aber weil wir sie nicht kontaktieren konnten, fuhren wir einfach weiter bis nach Akaroa.

Von Akarao war es nur noch ein Katzensprung nach Christchurch und ich wurde allmählich ziemlich nervös. Hier hatte ich vor 12 Jahren einen unglaublich tollen und intensiven Monat verbracht. Wir wussten natürlich, dass die Stadt seit dem verheerenden Erdbeben von 2011 nicht mehr dieselbe war. Trotzdem waren wir vom Ausmass der Zerstörung geschockt. Aber mal der Reihe nach. Ich wollte meiner damaligen Gastfamilie ein Geschenk kaufen und für F.K. aus V. bei der Laube am Fluss einen Schatz vergraben (an diesem Platz haben wir meist die Tage ausklingen lassen). Also kauften wir uns die Utensilien im Supermarkt und fuhren via Sumner (wo es noch einigermassen ok aussah) nach New Brighton. Nur konnte ich da mein altes Quartier nicht mehr finden. Ein Blick auf die Karte half mir zu verstehen, dass wir eigentlich schon am richtigen Ort waren. Nur war kein einziges Haus mehr dort und wir standen vor einer grossen Wiese, wo nur noch die betonierten Einfahrten daran erinnerten, dass hier mal Menschen gelebt haben. Die Strasse mit der Laube war komplett gesperrt und die Laube selber existierte auch nicht mehr. Uns standen die Tränen wirklich zuvorderst und wir machten uns völlig desillusioniert auf den Weg zu unserem Hostel. Am nächsten Tag wollten wir die Innenstadt erkunden. Auch hier traf mich fast der Schlag. Der Cathedral Square ist kaum wiederzuerkennen. Die Kathedrale ist zum Teil eingestürzt und die Gebäude drum herum entweder gesperrt, abgerissen oder ebenfalls eingestürzt. Es war wirklich traurig, diesen einst so lebendigen Platz so anzutreffen. Zwischen all den Bauruinen werden emsig neue Gebäude hochgezogen (sofern es die Statik erlaubt) und wenigstens war der Hagley Park noch derselbe. So versprüht die Stadt schon auch einen eigenen Charme und eine gewisse optimistische Haltung. Aber es war extrem schwierig für mich, all die schönen Erinnerungen durch die aktuellen Eindrücke überschattet zu sehen. 

Wir waren froh, als wir die Stadt wieder verliessen. Vor uns lag Kaikoura, wo wir eine Whale-Watching-Tour buchten. Per Schnellboot ging es weit raus aufs Meer und dort horchte der Kapitän mit einem Ortungsgerät den Ozean ab. Die Wale machen beim Auftauchen nämlich ein spezielles Geräusch uns so kann man dann rechtzeitig am richtigen Ort sein, wenn die dicken Fische ihre Fontänen in die Luft schiessen und mit der Flosse winken. So funktioniert es zumindest in der Theorie. In der Praxis war es dann leider so, dass wir kreuz und quer über den Ozean düsten und nirgends einen Walfisch zu Gesicht bekamen. Erst beim letzten Versuch hörte unser Stevie-Wonder-Verschnitt einen Wal. Wir sahen ihn von Weitem noch ein paar Sekunden an der Oberfläche, dann tauchte er ab und war weg. Schade. Vom Tourenanbieter gab es anschliessend 80 % des Preises zurück.

Nach dieser eher enttäuschenden Tour fuhren wir ganz in den Norden der Insel nach Nelson. In diesem schönen Städtchen verbrachten wir ein paar erholsame Tage, trafen uns nochmal mit Juli und liessen unsere Zeit auf der Südinsel gemächlich und bei ein paar Bierchen ausklingen.

Traumstrand an der Curio Bay

Fiordland, Neuseeland - 16. bis 23. März 2016

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Am Morgen unserer Abreise in Wanaka hatte Andy eine Überraschung für uns parat: Er musste zwar schon ganz früh zur Arbeit, informierte aber per SMS, dass er uns ganz kurzfristig noch auf seinen 10-Uhr-Flug in den Milford Sound einbuchen konnte! Wir konnten unser Glück kaum fassen und waren ganz aufgeregt. Da wir sofort nach Queenstown aufbrechen mussten, blieb nur noch wenig Zeit zum Packen und für ein kurzes Frühstück. Danach verabschiedeten wir uns von Myl und fuhren über den Crown Range von Wanaka nach Queenstown. Nach gut einer Stunde erreichten wir pünktlich den Flughafen, wo wir bei Milford Sound Flights bereits von Andy erwartet wurden. In einer kleinen Maschine (12 Plätze) hoben wir ab und flogen bei traumhaftem Wetter über Queenstown, den Lake Wakatipu und die Südlichen Alpen in den Milford Sound hinein. Auf dem Hinflug sass ich als "Co-Pilot" neben Andy und hatte von da vorne natürlich die beste Aussicht! Aber das war noch nicht alles! Denn Andy wäre nicht Andy, hätte er uns nicht auch noch Plätze auf der zweistündigen Schiffstour im Milford Sound besorgt. Der Tag hätte perfekter nicht sein können. Und als ob das nicht schon längst genug gewesen wäre, wollte Andy kein Geld von uns haben... Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit einem grossen Apero für das Milford Sound Flights Team wenigstens ein kleines Bisschen zu revanchieren. Dann mussten wir uns leider auch von Andy verabschieden. Wir hatten eine tolle Zeit, haben viel erlebt und sind unendlich dankbar! 

Immer noch ganz aus dem Häuschen, fuhren wir am Nachmittag am wunderschönen See entlang von Queenstown via Glenorchy nach Kinloch und richteten uns da auf dem DOC Campingplatz ein. Am Abend kam ein kalter Wind auf und wir verkrochen uns früh in unser super gemütliches Autokino, um ein paar Folgen "Breaking Bad" zu gucken.

Am nächsten Morgen brachen wir noch vor Sonnenaufgang und ohne Frühstück zum nahegelegenen Ausgangspunkt für den Routeburn Track auf. Eigentlich hatten wir letzten Herbst auch für diesen Great Walk alle Hütten vorgebucht. Da jedoch die Wetteraussichten für die kommenden Tage sehr schlecht waren, wir die Hütten aber wegen der starken Nachfrage nicht mehr umbuchen konnten, entschlossen wir uns, die Wanderung von vier auf zwei Tage zu verkürzen und nur den ersten Teil der Strecke zu laufen. Vom Parkplatz aus ging es bei Dämmerung in gut zwei Stunden durch einen schönen Wald zur ersten Hütte, wohin wir dann später auch für die Nacht zurückkehrten. Nach einem ausgiebigen Frühstück und mit leichtem Gepäck machten wir uns auf zum Harris Saddle. Da wir den in Rekordzeit erreichten, stiegen wir auch noch auf den Conical Hill hoch und wurden von da oben mit einer traumhaften Sicht auf die umliegenden Berge und die Tasmanische See belohnt. Als wir gegen Abend in der Hütte ankamen, traf uns beinahe der Schlag... wir teilten uns die Unterkunft mit rund 20 Schulmädchen im extrem anstrengenden Alter von 14 Jahren. Die eine Nacht hielten wir das gerade noch so knapp durch.

Am nächsten Morgen regnete es und der Ranger sprach eine Sturmwarnung aus. Zum Glück hatten wir es nicht mehr weit von der Hütte zurück zum Parkplatz. Auf den zwei Stunden durch den Wald kamen uns trotzdem Massen von Wanderern entgegen. Definitiv ein Nachteil dieser Great Walks, die einfach extrem touristisch und überlaufen sind. 

Wir fuhren zurück nach Queenstown. Da organisierten wir als erstes einen Garagentermin. Furia brauchte nämlich einen Ölwechsel und wir wollten bei der Gelegenheit gleich versuchen, einen neuen WOF (Warrant of Fitness = Strassenzulassung) zu bekommen. Als nächstes suchten wir einen Zahnarzt mit Notfalldienst. Sevi hatte eine Füllung verloren und sein Zahn schmerzte. Wir hatten beim dritten Anlauf Glück und bekamen noch am selben Tag einen Termin. Noch einmal Glück hatten wir dann auf dem Campingplatz. Wir waren spät dran und ergatterten den letzten Platz. 

Bei regnerischem Wetter verbrachten wir das Wochenende im viel zu touristischen Queenstown. Dort assen wir den legendären Ferg-Burger (der wirklich lecker war), tranken gutes Bier im Smith's, verweilten einen Nachmittag im Fitness-/Aqualand und planten unsere Weiterreise.

Am Montag brachten wir Furia zum Service. Um die Wartezeit zu verkürzen, mieteten wir uns zwei Downhill Bikes. Bei gutem Wetter ging's mit der Gondel hoch auf den Bob's Peak und auf einem der vielen Trails wieder runter. Das machte Spass! Auf der dritten Runde fühlte ich mich beflügelt, übermütig und stark genug, um in einem Affenzahn über eine schmale Holzrampe zu brettern. Mitten auf der Rampe verliess mich dann der Mut so schnell, wie er gekommen war. Statt in voller Fahrt geradeaus weiterzufahren, versuchte ich, abzubremsen. Ein fataler Fehler. Ich flog samt Bike in hohem Bogen von der Rampe und holte mir beim Sturz ein paar heftige Prellungen. Es war zum Glück nichts gebrochen und ich konnte bald schon über mich und meinen Übermut lachen.

Am Nachmittag holten wir Furia ab. Der Bescheid der Garage war dann etwas ernüchternd. Um den WOF für weitere sechs Monate zu erhalten, müssten wir ca. NZD 1'000 investieren, was sich für uns schlicht nicht lohnt. Und zwei neue Reifen müssen her. Na ja, Reifen besorgen wir. Der aktuelle WOF ist noch so lange gültig, wie wir in Neuseeland sind. Ist dann halt ein Nachteil, wenn wir den Wagen verkaufen müssen.

Nach der Garage fuhren wir von Queenstown weiter nach Te Anau am gleichnamigen See. Von da aus startet der Kepler Track, den wir kurzfristig ins Auge gefasst hatten. Leider waren die Hütten alle schon für Wochen ausgebucht. Daher beschlossen wir, einfach eine Tageswanderung daraus zu machen und so weit wie möglich zu marschieren. 

Am nächsten Morgen liessen wir uns mit dem Boot in die Brod Bay übersetzen. Damit ersparten wir uns 2,5 Stunden Laufzeit um den See herum. Dieser 10-minütige Spass kostete uns NZD 50... Wucher! Die Wanderung begann mit einem 800 m-Aufstieg durch einen wunderschönen Wald. Über der Baumgrenze hatten wir dann einen fantastischen Ausblick auf den Te Anau See. Wir erreichten die Luxmore Hütte und stiegen weiter hoch bis zum Gipfel des Mount Luxmore. Auf dem Rückweg machte sich dann meine Hüfte bemerkbar. Leider waren wir für das Boot zu spät dran und mussten den ganzen Weg bis nach Te Anau zurücklaufen. Die letzten drei Stunden lief ich unter teils heftigen Schmerzen. Auf dem Campingplatz gab es eine Sauna. Die kam für uns wie gerufen!

Während wir auf der Wanderung waren, bekam Furia zwei neue Reifen. Wir steuerten dafür einfach die erste Garage in Te Anau an. Sevi war sich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Garagisten um den selben Typen handelte, der vor 12 Jahren sein Fahrzeug aus dem Milford Sound abgeschleppt und repariert hatte. Wie klein die Welt doch sein kann!

Southern Alps

Wanaka, Neuseeland - 11. bis 15. März 2016

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Wir hatten mit Andy vereinbart, dass wir uns vor der Abfahrt in Franz Josef bei ihm melden würden. Dummerweise ist die ganze Westküste ein einziges, grosses Funkloch und wir konnten erst nach vier Stunden Fahrzeit mit ihm Kontakt aufnehmen. Da waren wir schon am Lake Wanaka und standen praktisch vor seiner Haustür. Andy war am Telefon wenig überraschend etwas wortkarg. Er meinte, dass er erst abends um acht Uhr zu Hause wäre. Wir entschuldigten dafür, dass wir uns nicht früher gemeldet hatten und fuhren nach Wanaka rein, um die Zeit in einem Café zu überbrücken und eine Flasche Wein als Gastgeschenk zu organisieren. Als wir im Laden standen, rief uns Andy noch einmal an und meinte, wir sollten jetzt gleich zu seinem Haus fahren, wo seine Frau Myl mit dem Abendessen auf uns warten würde… Also machten wir uns schleunigst auf den Weg. Das Haus steht etwas ausserhalb von Wanaka auf einem grosszügigen Grundstück mit tollem Garten und einer herrlichen Aussicht auf die Berge. Myl begrüsste uns herzlich und erklärte uns, dass Andy gerade als Pilot mit einer Gruppe Geologen um die Gletscher fliegt. Nun war uns auch klar, wieso er am Telefon so kurz angebunden war. Sie zeigte uns unser Zimmer und da klingelte auch schon wieder das Telefon. Erneut war es Andy aus dem Flugzeug, der wissen wollte, ob wir Lust hätten, spontan mit ihm nach Queenstown zu fliegen. Was für eine Frage! Einige Minuten später flog er mit der kleinen Maschine eine extra Schlaufe über sein Haus. Derweil sprangen wir ins Auto und fuhren zum Flughafen Wanaka, wo Andy schon auf uns wartete. Was für ein Empfang! Bei gutem Wetter flogen wir über den Crown Range Pass in rund 20 Minuten nach Queenstown. Als die Maschine im Hangar verstaut war, hatte Andy auch endlich Feierabend und wir konnten uns richtig begrüssen. Wir fuhren in seinem Wagen über den Pass zurück nach Wanaka. Bereits bei der ersten Steigung wusste ich genau, um welche Strecke es sich hierbei handelte. Hier hatte ich zusammen mit F.K. aus B. vor 12 Jahren unser Auto verloren. Die verhängnisvolle(n) Kurve(n) sahen immer noch genau gleich aus, und ich musste Andy natürlich die ganze Geschichte erzählen. Seine berechtigte Frage war nur: «What drugs did you guys take»… Wer die ganze Geschichte kennt, kann diese Reaktion sicher nachvollziehen und verstehen, dass es für mich eine sehr emotionale Sache war, so unvermittelt wieder an diesem verhängnisvollen Ort zu stehen… Zurück in Wanaka, stand auch schon ein leckeres Essen für uns bereit. Danach sind wir todmüde ins Bett gefallen. Was für ein Tag!

Am nächsten Morgen sind wir von Kinderstimmen geweckt worden. Es stellte sich heraus, dass Mary mit ihren Enkelkindern zu Besuch war. Mary ist Andys Schwester und war ebenfalls mit uns in Bolivien am Biken. Was für eine tolle Überraschung! Sie war die letzten Tage im Gebirge am Wandern und liess sich am Morgen von einem ihrer Söhne per Helikopter aus dem Outback abholen, um uns zu besuchen. Klingt vielleicht komisch, ist aber so. Andy belustigte die zwei Jungs (und auch sich selber) mit einer selbst gebastelten "Orange Gun", mit der er Äpfel und anderes Grünzeug durch die Luft schleuderte. Nach einem gemeinsamen Frühstück gingen wir mit ihm an die grösste Landwirtschaftsmesse des Landes (so eine Art Neuseeländische Olma), die zufälligerweise gerade in Wanaka stattfand. Dort sahen wir verschiedenen Wettbewerben zu und flanierten gemeinsam übers Gelände. Anschliessend besuchten Rapha und ich ein Rodeo und dann gab es auch schon wieder Nachtessen. Lammfilet... hmmmm!

Für den nächsten Tag organisierte uns Andy zwei Plätze für eine Bootstour mit Eco Wanaka Adventures auf dem Lake Wanaka. Um neun Uhr schipperten wir mit unserem Guide Chris zur Insel Mou Waho in der Mitte des Sees. Chris erklärte uns mit viel Enthusiasmus, wie hier die vom Aussterben bedrohten Wekas wieder aufgezüchtet werden und wie seine Organisation den einheimischen Waldbestand schützt. Bei jeder seiner Tour pflanzen die Teilnehmer einen Baum auf der Insel. Besonders schön und wohl auch ziemlich einzigartig war der See auf der Insel im See. Die Wekas waren sehr zutraulich und selbstverständlich pflanzen auch wir einen Baum.

Für den Nachmittag hatte uns Andy dann zwei Fully-Bikes flott gemacht. Damit steuerten wir den nahe gelegenen Deans Bank Track an, der sich wunderschön dem Hawera River entlang schlängelt. Wir sind lange nicht mehr im Sattel gesessen und die 30 Kilometer brachten uns ganz schön ausser Atem. Aber der Singletrail war toll und wir genossen den Bikeausflug sehr. Am Abend habe ich Andy dann noch beim Holzhacken geholfen, was noch anstrengender war als das Biken.

Am vierten Tag wollten wir unbedingt die Gegend noch ein wenig erwandern. Wir waren nicht sehr motiviert, weil unsere Beine vom Biken immer noch stark in Mitleidenschaft gezogen waren. Aber weil das Wetter so toll war, entschlossen wir uns spontan, auf den Mount Roy zu klettern. Die 1'200 Höhenmeter waren schon ziemlich anstrengend. Aber die Aussicht auf den See und die südlichen Alpen waren die Strapazen definitiv wert.

An unserem letzten Tag bei Myl und Andy schlug das Wetter um und es regnete den ganzen Tag. Nach dem Mammut-Programm der vergangenen Tage kam uns der Regen sehr gelegen und wir nutzten die Zeit, um endlich wieder einmal unseren Blog nachzuführen. Am Nachmittag fuhren wir in die Stadt, um auf der DOC-Info unsere Möglichkeiten für den bereits gebuchten Routeburn Track (unsere nächste Destination) zu erörtern. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage war nämlich sehr wechselhaft und wir hatten keine Lust, diese vier- bis sechstägige Wanderung im Dauerregen zu absolvieren. Leider konnten wir an der Buchung nichts mehr ändern, da alle Hütten komplett ausgebucht waren. Wir entschieden uns deshalb, das Programm einfach zu verkürzen und nur einmal in der ersten Hütte zu übernachten. Am Abend luden wir Myl und Andy zum Abendessen in ein Restaurant ein. Es war ein toller Abend und ein würdiger Abschluss unseres Besuchs bei den Woods. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle für die unglaubliche Gastfreundschaft! Wir haben es sehr genossen und Wanaka hat uns unglaublich gut gefallen. Wir fragten Andy beiläufig noch, wo wir allenfalls einen Rundflug zum Milford Sound buchen könnten. Er meinte nur, dass er uns für morgen allenfalls in einer Tour unterbringen könnte und uns auf den stolzen Preis von 500 NZD pro Person ziemlich sicher einen Rabatt von 50 % gewähren könnte. Es scheint, als stünden wir derzeit wirklich auf der Sonnenseite des Lebens. Mal schauen, was der morgige Tag uns bringt…

Anfahrt auf Wanaka

West Coast, Neuseeland - 8. bis 10. März 2016

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Wir kosteten unsere Zeit im Shambhala so lange wie möglich aus, besuchten am Morgen zuerst noch die Yoga-Stunde und frühstückten anschliessend gemütlich. Erst gegen Mittag waren wir startklar und fuhren über den Takaka Hill Saddle zurück nach Motueka und von dort weiter Richtung Westküste. Die kurvenreiche Strecke führte uns einmal mehr durch spektakuläre Landschaften entlang dem Buller River und durch die wunderbaren Wälder des Victoria Forest Parks. Wir suchten uns ein schönes Plätzchen für eine späte Mittagspause. Leider wurden wir von Sandflies regelrecht überfallen. Innert Kürze hatten wir mindestens 50 dieser kleinen, oberfiesen und sehr hungrigen Viecher im Auto. Nachdem wir den ganzen Innenraum mit Insektenspray eingenebelt hatten, waren alle Sandflies tot und wir räumten fluchtartig das Feld.

Nach gut vier Stunden Fahrt erreichten wir Westport an der Westküste. Da der Ort eher wenig Interessantes zu bieten hat, deckten wir uns lediglich mit Lebensmitteln ein und fuhren 50 km weiter Richtung Paparoa National Park. Die gesamte Strecke verläuft direkt dem Meer entlang. Wir konnten uns am wilden, felsigen Küstenabschnitt kaum satt sehen. Am Abend trafen wir in Punakaiki ein und machten es uns auf dem Beach Campingplatz gemütlich. Auch hier hatte es Sandflies - wie übrigens entlang der ganzen Westküste. Zum Glück waren es hier etwas weniger und sie liessen sich mit unserem "Bushmaster 40 % Deet" in Schach halten.

Und weil es uns so gut gefiel und das Wetter so toll mitspielte, entschlossen wir spontan, eine Nacht länger in Punakaiki zu bleiben. Daher hatten wir wunderbar Zeit für ein paar weitere Highlights. Wir sahen uns die Pancake Rocks an. Die Felsen in der Brandung sehen tatsächlich wie aufgeschichtete Pfannkuchen aus. Am Nachmittag unternahmen wir eine schöne Wanderung im Paparoa Nationalpark. Und später war noch genug Zeit für den kurzen Truman Track. Der 30-minütige Weg führt durch den einheimischen Regenwald an den tollsten Kiesstrand, den ich je gesehen habe! Als wir ankamen, waren wir mal wieder die einzigen am Strand. Es gibt da einen kleinen Wasserfall, spannende Felsformationen und durch das Wasser ausgespülte Höhlen. Am Abend waren wir dann zu Recht müde und hungrig.

Wie der Wetterbericht vorausgesagt hatte, regnete es am nächsten Morgen. Da morgens um 9 Uhr gerade Champions Leage lief, frühstückten wir im Restaurant und Sevi konnte Fussball gucken. Dazu gab es halt reichlich Kaffee statt Bier :-) Und weiter ging's an der immer noch spektakulären Westküste weiter nach Franz Josef. Trotz teilweise heftigem Regen genossen wir die Fahrt sehr. Dort angekommen, suchten wir sogleich den Top10 Holiday Park auf und stellten uns auf einen gemütlichen Nachmittag mit Kaffee trinken und Lesen ein. Daraus wurde dann allerdings nichts. 10 Minuten nach unserer Ankunft kam Wind auf, riess die Wolkendecke auf und die Sonne war da! Also nutzen wir die Gelegenheit und machten uns auf den Weg zum Gletscher. Nach knapp 40 Minuten erreichten wir den Aussichtspunkt und konnten die Gletscherkante des Franz Josef Glaciers bestaunen. Kurze Zeit später zog es wieder zu und es regnete wieder. Das war viel Glück kombiniert mit perfektem Timing.

Tags darauf fuhren wir zu Andy nach Wanaka. Andy, seine Schwester Mary mit Mann Gavin und sein Bruder Syd mit Tochter Kate hatten wir auf dem 5-tägigen Ride & River Ausflug in Bolivien kennengelernt. Ganz nach neuseeländischer Art wurden wir damals schon eingeladen und wurden nun tatsächlich in Wanaka erwartet. Ein Kiwi ein Wort! Doch bevor wir uns auf den Weg machten, genossen wir einen wunderschönen Morgen auf dem Lake Mapourika. Die Nacht war kalt und der morgen klar. Wir buchten eine vierstündige Kayaktour auf dem See und das Wetter spielte voll mit! Es war windstill, das Wasser spiegelglatt und Nebelschwaden sorgten für eine märchenhafte Stimmung. Die klare Sicht auf die Berge war noch das Tüpfchen auf dem i. Danach fuhren wir voller Spannung und Vorfreude über den Haast Pass zu Andy nach Wanaka.


Wunderschöne Westküste

Golden Bay, Neuseeland - 4. bis 7. März 2016

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Ich war ziemlich nervös, als wir Motueka in Richtung Golden Bay verliessen. Unser nächstes Ziel war nämlich das Hostel Shambhala in der Nähe der Hippie-Hochburg Takaka. Dieses Hostel war eines der Top-Highlights auf meiner Neuseeland-Reise vor zwölf Jahren. Auf der spektakulären und kurvigen Fahrt über den Pass des Mount Takaka mischte sich zur Vorfreude auch etwas Unbehagen. Ich hatte Bammel davor, dass der Ort nicht mehr die selbe, magische Wirkung auf mich haben würde und sich dadurch die tollen Erinnerungen "entwerten". Bereits fünf Minuten nach der Ankunft und einem kurzen Streifzug durchs riesige Gelände waren diese Zweifel verflogen. Das Shambhala ist immer noch ein Paradies auf Erden. Alles ist noch so, wie ich es in Erinnerung hatte. Das Haupthaus mit der Küche, der fantastische, wilde Haus-Strand, der gepflegte Garten mit der Laube und dem Teehaus, die Veranda mit der atemberaubenden Sicht aufs Meer, das Yoga-Haus auf dem Hügel und auch die Kompost-Toilette waren alle noch da und nichts ist in die Jahre gekommen. Auch John, der sich hier verewigt hat, scheint eher jünger geworden zu sein. Kein Wunder, wenn man hier lebt.

Rapha fühlte sich auch auf Anhieb wohl und wir bezogen ein Doppelzimmer, natürlich mit Meerblick. Hier genossen wir die Ruhe und Abgeschiedenheit, machten am Morgen bei der Yoga-Klasse mit, und relaxten den Tag durch. Am Abend spazierten wir jeweils zum 2 Kilometer entfernten Restaurant "Mussel Inn". Diese kultige Busch-Beiz liegt mitten im Nirgendwo und ist immer gut besucht. Hier wird bei Live-Musik hausgemachtes Bier serviert und wir tranken uns durch die Karte. Unser Favorit war Captain Cooker, ein tolles Bier! Noch märchenhafter war dann der Nachhauseweg. 20 Meter neben dem Pub führt ein Pfad in den stockfinsteren Wald hinein, wo man Glühwürmchen bestaunen kann. Den Rest des Weges liefen wir unter einem fantastischen Sternenhimmel mit der gut sichtbaren Milchstrasse und dem Kreuz des Südens. Wie konnte ich Narr nur am Shambhala zweifeln…

Nach zwei herrlichen Tagen machten wir uns auf, um dem nördlichsten Zipfel der Insel einen Besuch abzustatten. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir Farewell Spit. Wir waren unschlüssig, was wir dort machen sollten und entschlossen uns, einfach mal ein paar Meter am Strand entlang zu laufen. Weil die Landschaft so toll war, liefen wir immer weiter und kämpften uns mehrmals über die Sanddünen und durch das Buschgestrüpp von einer zur anderen Seite dieser schmalen Küstenzunge. Auf dem Rückweg gerieten wir in einen starken Sandsturm und mussten gegen den Wind ankämpfen. Wir waren beide ziemlich platt, als wir endlich wieder beim Parkplatz angelangt sind. Wir fuhren die wenigen Kilometer zum Wharariki Beach Holiday Camp und checkten dort ein. Auch hier wollten wir nur kurz zum Strand laufen und auch hier zog uns ein mächtiger Sandsturm entgegen. Aber angetrieben von Rapha's neuem Slogan (always go the extra mile) liefen wir noch ein paar extra Schlaufen am Strand. Zum Glück! Der Strand ist gespickt von tollen Höhlen und Dünen, welche die meisten anderen Touristen nicht zu Gesicht bekommen weil sie zu früh umdrehen. Am Ende des Tages sind wir mal wieder über 20 Kilometer gelaufen; in Flip-Flops wohlgemerkt…

Am nächsten Tag haben wir noch die steilen Klippen mit dem Leuchtturm besucht und den Farewell Spit von einem Aussichtspunkt aus bestaunt. Danach ging es zurück ins Shambhala und ins Mussel Inn. Hier könnten wir problemlos einige Wochen verbringen. Aber wir mussten weiter. Neuseeland hat noch so viel zu bieten...

Der Hausstrand vom Shambhala

Abel Tasman Nationalpark, Neuseeland - 26. Februar bis 3. März 2016


Die Überfahrt von Wellington nach Picton fing ganz harmlos an. Die grosse, moderne Fähre verfügte über sehr konfortable Sitzecken. Wir richteten uns für die dreistündige Fahrt ein und frühstückten gemütlich. Irgendwann auf halber Strecke wurde die See deutlich unruhiger... Sevi und ich, beide so gar nicht seetauglich, mussten unseren Lesestoff beiseite legen und uns mit einem Anautin aus der sich anbahnenden Seekrankheit heraushelfen. Die Tablette wirkte im Nullkomanichts, machte uns aber extrem schläfrig.

Zur Mittagszeit legten wir in Picton an. Wir waren beide ziemlich groggy und froh darüber, dass wir an diesem Tag nicht mehr allzu weit fahren mussten. Unser erstes Ziel war Nelson. Da gingen wir beim DOC-Visitor-Center vorbei und brachten unseren nächsten Great Walk unter Dach und Fach. Sevi hatte nämlich die spontane Idee, den ersten der fünf Tage im Abel Tasman Nationalpark per Kayak statt zu Fuss zurückzulegen. Und das buchten wir gleich so. Anschliessend fuhren wir noch etwas näher an den Nationalpark ran und quartierten uns in Motueka in einem Top 10 Holiday Park ein. Da sind wir Mitglied und bekamen 10 % Rabatt. Der Campingplatz ist zwar mit 44 NZD  trotzdem teuer, hat aber alles zu bieten - heisse Duschen und ein kleiner Pool inklusive. Am Abend trafen wir uns mit anderen Campern im Barbecue-Bereich und genossen ein paar gesellige Stunden. Dabei konnten wir glücklicherweise einen grösseren Schaden verhindern... eine deutsch-neuseeländische Familie setzte nämlich den Gasgrill in Brand, ohne es zu merken! Zum Glück sass ich gerade in der Nähe und sah die aufsteigenden Flammen. Sevi war dann mit dem Feuerlöscher prompt zur Stelle.

Wir starteten unser nächstes Abenteuer in Marahau, rund 30 Autominuten vom Campingplatz entfernt. Nach einer ausführlichen Instruktion wurden wir samt Kayak bei Ebbe zu Wasser gelassen und paddelten los. Wir hatten ein Doppelkayak und mussten erst mal einen gemeinsamen Rhythmus finden. Das gelang uns relativ schnell und wir kamen flott voran. Das Wetter war bombastisch und es gab entlang der Küste kaum Wind. Wir genossen die Ruhe und die komplett andere Perspektive vom Wasser aus. An einigen der zahlreichen Sandstrände machten wir kurz Halt. Nach gut einer Stunde wagten wir uns aufs offene Meer hinaus und paddelten zur Adele Insel rüber. Der Wind da draussen peitschte das Wasser auf und wir kämpften gegen die Wellen an. Es kostete zwar einiges an Kraft, aber es war nicht umsonst! Auf der Insel sonnten sich gerade Seehunde mit ihren Babies und wir konnten die Tiere aus nächster Nähe beobachten. Die Rückfahrt ans Festland war dann dank Rückenwind weniger anstrengend. Wir legten an einem traumhaft schönen Strand an und machten Mittagspause. Am Nachmittag paddelten wir dann bis zur Torrent Bucht, wo wir uns für die erste Nacht in der Anchorage Hütte eingebucht hatten. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir am Strand, später "kochten" wir uns eines der mitgebrachten Fertiggerichte und würfelten mit zwei Israeli - Mutter und Tochter - einige Runden Yatzy. Um 22 Uhr gingen wir als Letzte zu Bett! Wie wir festgestellt haben, gehen auf diesen Great Walks die meisten Leute immer schon sehr früh schlafen.

Am nächsten Morgen ging es dann auch für uns zu Fuss weiter. Der Wanderweg schlängelt sich über die Hügel an der Küste entlang und von einer Bucht in die nächste. Es war heiss und wir waren um jede Abkühlung froh. So sprangen wir in jedes Flüsschen, dass unseren Weg kreuzte. Zum Glück verläuft der Weg grösstenteils im Wald - nur an den Stränden ist man der prallen Sonne ausgesetzt.

Da wir im Voraus alle vier Hütten gebucht hatten, waren die täglichen Kilometer zu Fuss leicht zu bewältigen. Mein einziges Problem war, dass ich statt der Wanderschuhe nur meine Turnschuhe dabei hatte und schon nach einem Tag an fünf Zehen mehrere Blattern einlief.... sehr sehr clever...! Na ja, mit viel Pflaster liess es sich gerade so durchhalten. Am fünften und letzten Tag wählten wir den Weg über den Gibbs Hill zurück nach Totaranui, wo uns ein Wassertaxi zurück an unseren Ausgangspunkt nach Marahau brachte.

Wir genossen den Abel Tasman Coast Track sehr und hatten fünf Tage lang Wetter wie aus dem Bilderbuch. Die unzähligen Strände sind traumhaft und können allemal mit der Karibik mithalten.

Cast Away

Tongariro NP & Wellington, Neuseeland - 21. bis 25. Februar 2016

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Mit ein paar Tagen Verspätung starteten wir endlich mit unserer ersten mehrtägigen Hüttenwanderung. Ein Bus brachte uns zum Ausgangspunkt des Trecks. Wir wussten, dass wir uns den Weg während den ersten 5 Stunden mit den «Tagestouristen» vom Tongariro Crossing teilen mussten. Diese kürzere Tageswanderung gehört zu einer der Top-Aktivitäten in ganz Neuseeland. Trotzdem hatten wir nicht mit einer solchen Menschenmasse gerechnet. Die ersten Stunden hatten mit Wandern relativ wenig zu tun und wir reihten uns widerwillig in die Lemming-Kolonne ein. Der Aufstieg gleich zu Beginn war ziemlich knackig und machte uns mehr zu schaffen, als wir gedacht hatten. Mit relativ viel Gepäck beladen ist es ziemlich mühsam, wenn man nicht sein eigenes Tempo gehen kann. Zudem kamen unsere neuen Wanderschuhe erstmals zum Einsatz und wir hatten beide mit diversen Druckstellen an den Füssen zu kämpfen. Die Aussicht oben entschädigte uns aber für alles. Es hat sich definitiv gelohnt, die Wanderung zu verschieben und auf besseres Wetter zu hoffen. Bei Top-Bedingungen und klarer Sicht genossen wir den Blick ins Tal und auf die umliegenden Vulkane. Nach einem kurzen Zwipf auf dem Mount Tongariro begann auch schon wieder der Abstieg vorbei an wunderschönen, türkisfarbenen Lagunen. Dabei ist Rapha unglücklich auf dem Lawa-Geröll ausgerutscht und hat sich beim Sturz die Hand aufgeschnitten. Auch das Display der Kamera ging dabei in die Brüche. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Nachdem sich unser Weg von den Tages-Ausflüglern endlich getrennt hatte, machten wir eine Mittagspause an einem kleinen See. Endlich kehrte Ruhe ein! Wir wanderten noch rund 2 Stunden durch ein wunderschönes Tal und kamen gegen fünf Uhr in der Oturere Hut, unserer ersten Hütte, an. Die Unterkunft war sehr spartanisch eingerichtet und wir bezogen ein Bett direkt in der Küche/Aufenthaltsraum. Das Tolle an so einer Hütte ohne Rückzugsraum ist, dass alles sehr familiär zu- und hergeht. Dazu trug auch der Hüttenwart Bruce massgeblich bei. Nach einer kurzen Instruktion musste sich jeder kurz selber vorstellen und so war das Eis bereits gebrochen. Da es hier keine Duschen gibt, liefen wir zu einem Wasserfall, um uns dort im kristallklaren und saukalten Wasser frisch zu machen. Nach einem feinen «Z’Nacht» (Spaghetti an Pesto) genossen wir zum Tagesabschluss den Sonnenuntergang und legten uns bereits um neun Uhr schlafen.

Nach einer sehr kalten Nacht begann unser Tag mit einem tollen Sonnenaufgang. Danach liessen wir es extrem gemütlich angehen. Heute stand nur eine leichte, dreistündige Wanderung auf dem Programm. Es blieb mehr als genug Zeit für einen Schwatz mit dem Ranger und anderen Wanderern und für ein kräftigendes Frühstück. Die Wanderung war erneut spektakulär und die Landschaft veränderte sich laufend. Bereits am frühen Mittag sind wir bei der Waihohonu Hut, unserer zweiten Unterkunft, angekommen. Diese Hütte mutete eher wie eine Berg-Lodge an und bietete grosszügige Aufenthaltsbereiche und einen wunderschönen Blick durch die riesigen Fenster auf die Berge. Wir hatten erneut nette Gespräche mit den anderen Wanderern und gönnten uns eines dieser ultraleichten und ultraschnell gekochten Gerichte zum Abendessen. Es schmeckte überraschend gut und übertraf unsere Erwartungen bei Weitem. Jemand klärte uns dann freundlicherweise noch auf, dass es sich bei dem Vulkan, den wir seit zwei Tagen umrundeten, um denjenigen handelt, indem Frodo den Ring entsorgen musste. Somit haben wir, ohne es zu wissen, die erste «Lord of the Rings»-Attraktion abgehackt. Bei den vielen Gesprächen realisierten wir wieder einmal, wie privilegiert wir sind, soviel Zeit zur Verfügung zu haben. Die meisten anderen Gäste spulten die Strecke in zwei Tagen ab und spurteten regelrecht von Hütte zu Hütte. Zeit ist eben nicht nur Geld!

Am nächsten Tag sollte das Wetter mit lokalen Niederschlägen etwas schlechter werden. Als wir starteten, begann es zu nieseln und kurze Zeit später war von den Bergen nichts mehr zu sehen. Es schüttete wie aus Kübeln. Der Wind sorgte dafür, dass wir den Regen immer frontal ins Gesicht abbekamen, ganz egal in welche Richtung wir marschierten. Nach fünf Stunden kamen wir endlich in Whakapapa Village an. Wir waren trotz guter Ausrüstung nass bis auf die Knochen und freuten uns auf die heisse Dusche auf dem Campingplatz und auf unser trockenes Schneckenhaus.

Nach einer warmen und erholsamen Nacht besuchten wir am Vormittag mit Mordor und dem Tawhai Wasserfall noch zwei andere Lord-of-the-Rings-Drehorte in unmittelbarer Nähe. Danach steuerten wir direkt nach Wellington. Unterwegs machten wir bei einem Tank-Stopp auch gleich den Öl-Check und wunderten uns nicht schlecht, wie durstig unsere Furia Roja war. Wir mussten einen ganzen Liter Öl nachschütten. Zudem musste der Kuh-Dung endlich vom Unterboden weggewaschen werden. So schickten wir Furia auch noch in die Waschstrasse. Wir haben uns beide fürchterlich erschrocken, als beim Einseifprogramm der am Heck angebrachte Rückspiegel in die Brüche ging. Aber auf den können wir zum Glück guten Gewissens verzichten.

In Wellington haben wir wieder einmal ein AirBnB gebucht. Unser Gastgeber heisst Greig und hatte ein Doppelzimmer zu unschlagbaren 30 NZD mitten in der Stadt ausgeschrieben. Greig begrüsste uns mit einem Bier. Er war total verschwitzt, weil er so kurz vor dem eintrudeln der Gäste noch alle Zimmer auf Vordermann bringen musste. Er betreibt sein AirBnB erst seit einer Woche, hat aber schon 30 Gäste beherbergt! Unglaublich. Mit seiner chaotischen und verpeilten Art wirkte er ein wenig überfordert aber absolut liebenswürdig. Die Wohnung ist übrigens eine echte Bruchbude inmitten einer Bonzen-Gegend (laut Greig «the most shitty house of the whole street»). Wir fühlten uns trotzdem wohl. Wenig später trafen mit Esther und Marc auch noch zwei bekannte Gesichter vom Tongariro Treck im selben Haus ein. Kleine Backpacker-Welt! Wir beschlossen, wieder einmal auszugehen und fanden auf Greigs Empfehlung hin einen netten Italiener im Stadtzentrum. Dabei hat Rapha versehentlich zum Apéro eine ganze Flasche Rotwein bestellt. So wurde der Abend a) teurer und b) kürzer als erwartet.

Am zweiten Tag machten wir einen Stadtbummel ins Zentrum und entlang der Cuba Street. Wir kauften uns eine neue, kleine Fotokamera als Ersatz für die zerbrochene, genossen in einem Englischen Pub je 500g Steak und schauten uns Dead Pool in einem wahnsinnig schönen Kino an. Wellington mit den vielen tollen Bars und schönen Restaurants hat uns unglaublich gut gefallen und wir haben uns vorgenommen, auf der Rückfahrt ein paar Tage länger zu bleiben.

Für den Moment hiess es aber, Abschied zu nehmen von der Stadt und damit auch von der Nordinsel. Am frühen Morgen setzten wir mit der Fähre auf die Südinsel über.


Frodo's Kletterparadies