Wanaka, Neuseeland - 11. bis 15. März 2016

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Wir hatten mit Andy vereinbart, dass wir uns vor der Abfahrt in Franz Josef bei ihm melden würden. Dummerweise ist die ganze Westküste ein einziges, grosses Funkloch und wir konnten erst nach vier Stunden Fahrzeit mit ihm Kontakt aufnehmen. Da waren wir schon am Lake Wanaka und standen praktisch vor seiner Haustür. Andy war am Telefon wenig überraschend etwas wortkarg. Er meinte, dass er erst abends um acht Uhr zu Hause wäre. Wir entschuldigten dafür, dass wir uns nicht früher gemeldet hatten und fuhren nach Wanaka rein, um die Zeit in einem Café zu überbrücken und eine Flasche Wein als Gastgeschenk zu organisieren. Als wir im Laden standen, rief uns Andy noch einmal an und meinte, wir sollten jetzt gleich zu seinem Haus fahren, wo seine Frau Myl mit dem Abendessen auf uns warten würde… Also machten wir uns schleunigst auf den Weg. Das Haus steht etwas ausserhalb von Wanaka auf einem grosszügigen Grundstück mit tollem Garten und einer herrlichen Aussicht auf die Berge. Myl begrüsste uns herzlich und erklärte uns, dass Andy gerade als Pilot mit einer Gruppe Geologen um die Gletscher fliegt. Nun war uns auch klar, wieso er am Telefon so kurz angebunden war. Sie zeigte uns unser Zimmer und da klingelte auch schon wieder das Telefon. Erneut war es Andy aus dem Flugzeug, der wissen wollte, ob wir Lust hätten, spontan mit ihm nach Queenstown zu fliegen. Was für eine Frage! Einige Minuten später flog er mit der kleinen Maschine eine extra Schlaufe über sein Haus. Derweil sprangen wir ins Auto und fuhren zum Flughafen Wanaka, wo Andy schon auf uns wartete. Was für ein Empfang! Bei gutem Wetter flogen wir über den Crown Range Pass in rund 20 Minuten nach Queenstown. Als die Maschine im Hangar verstaut war, hatte Andy auch endlich Feierabend und wir konnten uns richtig begrüssen. Wir fuhren in seinem Wagen über den Pass zurück nach Wanaka. Bereits bei der ersten Steigung wusste ich genau, um welche Strecke es sich hierbei handelte. Hier hatte ich zusammen mit F.K. aus B. vor 12 Jahren unser Auto verloren. Die verhängnisvolle(n) Kurve(n) sahen immer noch genau gleich aus, und ich musste Andy natürlich die ganze Geschichte erzählen. Seine berechtigte Frage war nur: «What drugs did you guys take»… Wer die ganze Geschichte kennt, kann diese Reaktion sicher nachvollziehen und verstehen, dass es für mich eine sehr emotionale Sache war, so unvermittelt wieder an diesem verhängnisvollen Ort zu stehen… Zurück in Wanaka, stand auch schon ein leckeres Essen für uns bereit. Danach sind wir todmüde ins Bett gefallen. Was für ein Tag!

Am nächsten Morgen sind wir von Kinderstimmen geweckt worden. Es stellte sich heraus, dass Mary mit ihren Enkelkindern zu Besuch war. Mary ist Andys Schwester und war ebenfalls mit uns in Bolivien am Biken. Was für eine tolle Überraschung! Sie war die letzten Tage im Gebirge am Wandern und liess sich am Morgen von einem ihrer Söhne per Helikopter aus dem Outback abholen, um uns zu besuchen. Klingt vielleicht komisch, ist aber so. Andy belustigte die zwei Jungs (und auch sich selber) mit einer selbst gebastelten "Orange Gun", mit der er Äpfel und anderes Grünzeug durch die Luft schleuderte. Nach einem gemeinsamen Frühstück gingen wir mit ihm an die grösste Landwirtschaftsmesse des Landes (so eine Art Neuseeländische Olma), die zufälligerweise gerade in Wanaka stattfand. Dort sahen wir verschiedenen Wettbewerben zu und flanierten gemeinsam übers Gelände. Anschliessend besuchten Rapha und ich ein Rodeo und dann gab es auch schon wieder Nachtessen. Lammfilet... hmmmm!

Für den nächsten Tag organisierte uns Andy zwei Plätze für eine Bootstour mit Eco Wanaka Adventures auf dem Lake Wanaka. Um neun Uhr schipperten wir mit unserem Guide Chris zur Insel Mou Waho in der Mitte des Sees. Chris erklärte uns mit viel Enthusiasmus, wie hier die vom Aussterben bedrohten Wekas wieder aufgezüchtet werden und wie seine Organisation den einheimischen Waldbestand schützt. Bei jeder seiner Tour pflanzen die Teilnehmer einen Baum auf der Insel. Besonders schön und wohl auch ziemlich einzigartig war der See auf der Insel im See. Die Wekas waren sehr zutraulich und selbstverständlich pflanzen auch wir einen Baum.

Für den Nachmittag hatte uns Andy dann zwei Fully-Bikes flott gemacht. Damit steuerten wir den nahe gelegenen Deans Bank Track an, der sich wunderschön dem Hawera River entlang schlängelt. Wir sind lange nicht mehr im Sattel gesessen und die 30 Kilometer brachten uns ganz schön ausser Atem. Aber der Singletrail war toll und wir genossen den Bikeausflug sehr. Am Abend habe ich Andy dann noch beim Holzhacken geholfen, was noch anstrengender war als das Biken.

Am vierten Tag wollten wir unbedingt die Gegend noch ein wenig erwandern. Wir waren nicht sehr motiviert, weil unsere Beine vom Biken immer noch stark in Mitleidenschaft gezogen waren. Aber weil das Wetter so toll war, entschlossen wir uns spontan, auf den Mount Roy zu klettern. Die 1'200 Höhenmeter waren schon ziemlich anstrengend. Aber die Aussicht auf den See und die südlichen Alpen waren die Strapazen definitiv wert.

An unserem letzten Tag bei Myl und Andy schlug das Wetter um und es regnete den ganzen Tag. Nach dem Mammut-Programm der vergangenen Tage kam uns der Regen sehr gelegen und wir nutzten die Zeit, um endlich wieder einmal unseren Blog nachzuführen. Am Nachmittag fuhren wir in die Stadt, um auf der DOC-Info unsere Möglichkeiten für den bereits gebuchten Routeburn Track (unsere nächste Destination) zu erörtern. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage war nämlich sehr wechselhaft und wir hatten keine Lust, diese vier- bis sechstägige Wanderung im Dauerregen zu absolvieren. Leider konnten wir an der Buchung nichts mehr ändern, da alle Hütten komplett ausgebucht waren. Wir entschieden uns deshalb, das Programm einfach zu verkürzen und nur einmal in der ersten Hütte zu übernachten. Am Abend luden wir Myl und Andy zum Abendessen in ein Restaurant ein. Es war ein toller Abend und ein würdiger Abschluss unseres Besuchs bei den Woods. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle für die unglaubliche Gastfreundschaft! Wir haben es sehr genossen und Wanaka hat uns unglaublich gut gefallen. Wir fragten Andy beiläufig noch, wo wir allenfalls einen Rundflug zum Milford Sound buchen könnten. Er meinte nur, dass er uns für morgen allenfalls in einer Tour unterbringen könnte und uns auf den stolzen Preis von 500 NZD pro Person ziemlich sicher einen Rabatt von 50 % gewähren könnte. Es scheint, als stünden wir derzeit wirklich auf der Sonnenseite des Lebens. Mal schauen, was der morgige Tag uns bringt…

Anfahrt auf Wanaka

West Coast, Neuseeland - 8. bis 10. März 2016

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Wir kosteten unsere Zeit im Shambhala so lange wie möglich aus, besuchten am Morgen zuerst noch die Yoga-Stunde und frühstückten anschliessend gemütlich. Erst gegen Mittag waren wir startklar und fuhren über den Takaka Hill Saddle zurück nach Motueka und von dort weiter Richtung Westküste. Die kurvenreiche Strecke führte uns einmal mehr durch spektakuläre Landschaften entlang dem Buller River und durch die wunderbaren Wälder des Victoria Forest Parks. Wir suchten uns ein schönes Plätzchen für eine späte Mittagspause. Leider wurden wir von Sandflies regelrecht überfallen. Innert Kürze hatten wir mindestens 50 dieser kleinen, oberfiesen und sehr hungrigen Viecher im Auto. Nachdem wir den ganzen Innenraum mit Insektenspray eingenebelt hatten, waren alle Sandflies tot und wir räumten fluchtartig das Feld.

Nach gut vier Stunden Fahrt erreichten wir Westport an der Westküste. Da der Ort eher wenig Interessantes zu bieten hat, deckten wir uns lediglich mit Lebensmitteln ein und fuhren 50 km weiter Richtung Paparoa National Park. Die gesamte Strecke verläuft direkt dem Meer entlang. Wir konnten uns am wilden, felsigen Küstenabschnitt kaum satt sehen. Am Abend trafen wir in Punakaiki ein und machten es uns auf dem Beach Campingplatz gemütlich. Auch hier hatte es Sandflies - wie übrigens entlang der ganzen Westküste. Zum Glück waren es hier etwas weniger und sie liessen sich mit unserem "Bushmaster 40 % Deet" in Schach halten.

Und weil es uns so gut gefiel und das Wetter so toll mitspielte, entschlossen wir spontan, eine Nacht länger in Punakaiki zu bleiben. Daher hatten wir wunderbar Zeit für ein paar weitere Highlights. Wir sahen uns die Pancake Rocks an. Die Felsen in der Brandung sehen tatsächlich wie aufgeschichtete Pfannkuchen aus. Am Nachmittag unternahmen wir eine schöne Wanderung im Paparoa Nationalpark. Und später war noch genug Zeit für den kurzen Truman Track. Der 30-minütige Weg führt durch den einheimischen Regenwald an den tollsten Kiesstrand, den ich je gesehen habe! Als wir ankamen, waren wir mal wieder die einzigen am Strand. Es gibt da einen kleinen Wasserfall, spannende Felsformationen und durch das Wasser ausgespülte Höhlen. Am Abend waren wir dann zu Recht müde und hungrig.

Wie der Wetterbericht vorausgesagt hatte, regnete es am nächsten Morgen. Da morgens um 9 Uhr gerade Champions Leage lief, frühstückten wir im Restaurant und Sevi konnte Fussball gucken. Dazu gab es halt reichlich Kaffee statt Bier :-) Und weiter ging's an der immer noch spektakulären Westküste weiter nach Franz Josef. Trotz teilweise heftigem Regen genossen wir die Fahrt sehr. Dort angekommen, suchten wir sogleich den Top10 Holiday Park auf und stellten uns auf einen gemütlichen Nachmittag mit Kaffee trinken und Lesen ein. Daraus wurde dann allerdings nichts. 10 Minuten nach unserer Ankunft kam Wind auf, riess die Wolkendecke auf und die Sonne war da! Also nutzen wir die Gelegenheit und machten uns auf den Weg zum Gletscher. Nach knapp 40 Minuten erreichten wir den Aussichtspunkt und konnten die Gletscherkante des Franz Josef Glaciers bestaunen. Kurze Zeit später zog es wieder zu und es regnete wieder. Das war viel Glück kombiniert mit perfektem Timing.

Tags darauf fuhren wir zu Andy nach Wanaka. Andy, seine Schwester Mary mit Mann Gavin und sein Bruder Syd mit Tochter Kate hatten wir auf dem 5-tägigen Ride & River Ausflug in Bolivien kennengelernt. Ganz nach neuseeländischer Art wurden wir damals schon eingeladen und wurden nun tatsächlich in Wanaka erwartet. Ein Kiwi ein Wort! Doch bevor wir uns auf den Weg machten, genossen wir einen wunderschönen Morgen auf dem Lake Mapourika. Die Nacht war kalt und der morgen klar. Wir buchten eine vierstündige Kayaktour auf dem See und das Wetter spielte voll mit! Es war windstill, das Wasser spiegelglatt und Nebelschwaden sorgten für eine märchenhafte Stimmung. Die klare Sicht auf die Berge war noch das Tüpfchen auf dem i. Danach fuhren wir voller Spannung und Vorfreude über den Haast Pass zu Andy nach Wanaka.


Wunderschöne Westküste

Golden Bay, Neuseeland - 4. bis 7. März 2016

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Ich war ziemlich nervös, als wir Motueka in Richtung Golden Bay verliessen. Unser nächstes Ziel war nämlich das Hostel Shambhala in der Nähe der Hippie-Hochburg Takaka. Dieses Hostel war eines der Top-Highlights auf meiner Neuseeland-Reise vor zwölf Jahren. Auf der spektakulären und kurvigen Fahrt über den Pass des Mount Takaka mischte sich zur Vorfreude auch etwas Unbehagen. Ich hatte Bammel davor, dass der Ort nicht mehr die selbe, magische Wirkung auf mich haben würde und sich dadurch die tollen Erinnerungen "entwerten". Bereits fünf Minuten nach der Ankunft und einem kurzen Streifzug durchs riesige Gelände waren diese Zweifel verflogen. Das Shambhala ist immer noch ein Paradies auf Erden. Alles ist noch so, wie ich es in Erinnerung hatte. Das Haupthaus mit der Küche, der fantastische, wilde Haus-Strand, der gepflegte Garten mit der Laube und dem Teehaus, die Veranda mit der atemberaubenden Sicht aufs Meer, das Yoga-Haus auf dem Hügel und auch die Kompost-Toilette waren alle noch da und nichts ist in die Jahre gekommen. Auch John, der sich hier verewigt hat, scheint eher jünger geworden zu sein. Kein Wunder, wenn man hier lebt.

Rapha fühlte sich auch auf Anhieb wohl und wir bezogen ein Doppelzimmer, natürlich mit Meerblick. Hier genossen wir die Ruhe und Abgeschiedenheit, machten am Morgen bei der Yoga-Klasse mit, und relaxten den Tag durch. Am Abend spazierten wir jeweils zum 2 Kilometer entfernten Restaurant "Mussel Inn". Diese kultige Busch-Beiz liegt mitten im Nirgendwo und ist immer gut besucht. Hier wird bei Live-Musik hausgemachtes Bier serviert und wir tranken uns durch die Karte. Unser Favorit war Captain Cooker, ein tolles Bier! Noch märchenhafter war dann der Nachhauseweg. 20 Meter neben dem Pub führt ein Pfad in den stockfinsteren Wald hinein, wo man Glühwürmchen bestaunen kann. Den Rest des Weges liefen wir unter einem fantastischen Sternenhimmel mit der gut sichtbaren Milchstrasse und dem Kreuz des Südens. Wie konnte ich Narr nur am Shambhala zweifeln…

Nach zwei herrlichen Tagen machten wir uns auf, um dem nördlichsten Zipfel der Insel einen Besuch abzustatten. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir Farewell Spit. Wir waren unschlüssig, was wir dort machen sollten und entschlossen uns, einfach mal ein paar Meter am Strand entlang zu laufen. Weil die Landschaft so toll war, liefen wir immer weiter und kämpften uns mehrmals über die Sanddünen und durch das Buschgestrüpp von einer zur anderen Seite dieser schmalen Küstenzunge. Auf dem Rückweg gerieten wir in einen starken Sandsturm und mussten gegen den Wind ankämpfen. Wir waren beide ziemlich platt, als wir endlich wieder beim Parkplatz angelangt sind. Wir fuhren die wenigen Kilometer zum Wharariki Beach Holiday Camp und checkten dort ein. Auch hier wollten wir nur kurz zum Strand laufen und auch hier zog uns ein mächtiger Sandsturm entgegen. Aber angetrieben von Rapha's neuem Slogan (always go the extra mile) liefen wir noch ein paar extra Schlaufen am Strand. Zum Glück! Der Strand ist gespickt von tollen Höhlen und Dünen, welche die meisten anderen Touristen nicht zu Gesicht bekommen weil sie zu früh umdrehen. Am Ende des Tages sind wir mal wieder über 20 Kilometer gelaufen; in Flip-Flops wohlgemerkt…

Am nächsten Tag haben wir noch die steilen Klippen mit dem Leuchtturm besucht und den Farewell Spit von einem Aussichtspunkt aus bestaunt. Danach ging es zurück ins Shambhala und ins Mussel Inn. Hier könnten wir problemlos einige Wochen verbringen. Aber wir mussten weiter. Neuseeland hat noch so viel zu bieten...

Der Hausstrand vom Shambhala

Abel Tasman Nationalpark, Neuseeland - 26. Februar bis 3. März 2016


Die Überfahrt von Wellington nach Picton fing ganz harmlos an. Die grosse, moderne Fähre verfügte über sehr konfortable Sitzecken. Wir richteten uns für die dreistündige Fahrt ein und frühstückten gemütlich. Irgendwann auf halber Strecke wurde die See deutlich unruhiger... Sevi und ich, beide so gar nicht seetauglich, mussten unseren Lesestoff beiseite legen und uns mit einem Anautin aus der sich anbahnenden Seekrankheit heraushelfen. Die Tablette wirkte im Nullkomanichts, machte uns aber extrem schläfrig.

Zur Mittagszeit legten wir in Picton an. Wir waren beide ziemlich groggy und froh darüber, dass wir an diesem Tag nicht mehr allzu weit fahren mussten. Unser erstes Ziel war Nelson. Da gingen wir beim DOC-Visitor-Center vorbei und brachten unseren nächsten Great Walk unter Dach und Fach. Sevi hatte nämlich die spontane Idee, den ersten der fünf Tage im Abel Tasman Nationalpark per Kayak statt zu Fuss zurückzulegen. Und das buchten wir gleich so. Anschliessend fuhren wir noch etwas näher an den Nationalpark ran und quartierten uns in Motueka in einem Top 10 Holiday Park ein. Da sind wir Mitglied und bekamen 10 % Rabatt. Der Campingplatz ist zwar mit 44 NZD  trotzdem teuer, hat aber alles zu bieten - heisse Duschen und ein kleiner Pool inklusive. Am Abend trafen wir uns mit anderen Campern im Barbecue-Bereich und genossen ein paar gesellige Stunden. Dabei konnten wir glücklicherweise einen grösseren Schaden verhindern... eine deutsch-neuseeländische Familie setzte nämlich den Gasgrill in Brand, ohne es zu merken! Zum Glück sass ich gerade in der Nähe und sah die aufsteigenden Flammen. Sevi war dann mit dem Feuerlöscher prompt zur Stelle.

Wir starteten unser nächstes Abenteuer in Marahau, rund 30 Autominuten vom Campingplatz entfernt. Nach einer ausführlichen Instruktion wurden wir samt Kayak bei Ebbe zu Wasser gelassen und paddelten los. Wir hatten ein Doppelkayak und mussten erst mal einen gemeinsamen Rhythmus finden. Das gelang uns relativ schnell und wir kamen flott voran. Das Wetter war bombastisch und es gab entlang der Küste kaum Wind. Wir genossen die Ruhe und die komplett andere Perspektive vom Wasser aus. An einigen der zahlreichen Sandstrände machten wir kurz Halt. Nach gut einer Stunde wagten wir uns aufs offene Meer hinaus und paddelten zur Adele Insel rüber. Der Wind da draussen peitschte das Wasser auf und wir kämpften gegen die Wellen an. Es kostete zwar einiges an Kraft, aber es war nicht umsonst! Auf der Insel sonnten sich gerade Seehunde mit ihren Babies und wir konnten die Tiere aus nächster Nähe beobachten. Die Rückfahrt ans Festland war dann dank Rückenwind weniger anstrengend. Wir legten an einem traumhaft schönen Strand an und machten Mittagspause. Am Nachmittag paddelten wir dann bis zur Torrent Bucht, wo wir uns für die erste Nacht in der Anchorage Hütte eingebucht hatten. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir am Strand, später "kochten" wir uns eines der mitgebrachten Fertiggerichte und würfelten mit zwei Israeli - Mutter und Tochter - einige Runden Yatzy. Um 22 Uhr gingen wir als Letzte zu Bett! Wie wir festgestellt haben, gehen auf diesen Great Walks die meisten Leute immer schon sehr früh schlafen.

Am nächsten Morgen ging es dann auch für uns zu Fuss weiter. Der Wanderweg schlängelt sich über die Hügel an der Küste entlang und von einer Bucht in die nächste. Es war heiss und wir waren um jede Abkühlung froh. So sprangen wir in jedes Flüsschen, dass unseren Weg kreuzte. Zum Glück verläuft der Weg grösstenteils im Wald - nur an den Stränden ist man der prallen Sonne ausgesetzt.

Da wir im Voraus alle vier Hütten gebucht hatten, waren die täglichen Kilometer zu Fuss leicht zu bewältigen. Mein einziges Problem war, dass ich statt der Wanderschuhe nur meine Turnschuhe dabei hatte und schon nach einem Tag an fünf Zehen mehrere Blattern einlief.... sehr sehr clever...! Na ja, mit viel Pflaster liess es sich gerade so durchhalten. Am fünften und letzten Tag wählten wir den Weg über den Gibbs Hill zurück nach Totaranui, wo uns ein Wassertaxi zurück an unseren Ausgangspunkt nach Marahau brachte.

Wir genossen den Abel Tasman Coast Track sehr und hatten fünf Tage lang Wetter wie aus dem Bilderbuch. Die unzähligen Strände sind traumhaft und können allemal mit der Karibik mithalten.

Cast Away

Tongariro NP & Wellington, Neuseeland - 21. bis 25. Februar 2016

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Mit ein paar Tagen Verspätung starteten wir endlich mit unserer ersten mehrtägigen Hüttenwanderung. Ein Bus brachte uns zum Ausgangspunkt des Trecks. Wir wussten, dass wir uns den Weg während den ersten 5 Stunden mit den «Tagestouristen» vom Tongariro Crossing teilen mussten. Diese kürzere Tageswanderung gehört zu einer der Top-Aktivitäten in ganz Neuseeland. Trotzdem hatten wir nicht mit einer solchen Menschenmasse gerechnet. Die ersten Stunden hatten mit Wandern relativ wenig zu tun und wir reihten uns widerwillig in die Lemming-Kolonne ein. Der Aufstieg gleich zu Beginn war ziemlich knackig und machte uns mehr zu schaffen, als wir gedacht hatten. Mit relativ viel Gepäck beladen ist es ziemlich mühsam, wenn man nicht sein eigenes Tempo gehen kann. Zudem kamen unsere neuen Wanderschuhe erstmals zum Einsatz und wir hatten beide mit diversen Druckstellen an den Füssen zu kämpfen. Die Aussicht oben entschädigte uns aber für alles. Es hat sich definitiv gelohnt, die Wanderung zu verschieben und auf besseres Wetter zu hoffen. Bei Top-Bedingungen und klarer Sicht genossen wir den Blick ins Tal und auf die umliegenden Vulkane. Nach einem kurzen Zwipf auf dem Mount Tongariro begann auch schon wieder der Abstieg vorbei an wunderschönen, türkisfarbenen Lagunen. Dabei ist Rapha unglücklich auf dem Lawa-Geröll ausgerutscht und hat sich beim Sturz die Hand aufgeschnitten. Auch das Display der Kamera ging dabei in die Brüche. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Nachdem sich unser Weg von den Tages-Ausflüglern endlich getrennt hatte, machten wir eine Mittagspause an einem kleinen See. Endlich kehrte Ruhe ein! Wir wanderten noch rund 2 Stunden durch ein wunderschönes Tal und kamen gegen fünf Uhr in der Oturere Hut, unserer ersten Hütte, an. Die Unterkunft war sehr spartanisch eingerichtet und wir bezogen ein Bett direkt in der Küche/Aufenthaltsraum. Das Tolle an so einer Hütte ohne Rückzugsraum ist, dass alles sehr familiär zu- und hergeht. Dazu trug auch der Hüttenwart Bruce massgeblich bei. Nach einer kurzen Instruktion musste sich jeder kurz selber vorstellen und so war das Eis bereits gebrochen. Da es hier keine Duschen gibt, liefen wir zu einem Wasserfall, um uns dort im kristallklaren und saukalten Wasser frisch zu machen. Nach einem feinen «Z’Nacht» (Spaghetti an Pesto) genossen wir zum Tagesabschluss den Sonnenuntergang und legten uns bereits um neun Uhr schlafen.

Nach einer sehr kalten Nacht begann unser Tag mit einem tollen Sonnenaufgang. Danach liessen wir es extrem gemütlich angehen. Heute stand nur eine leichte, dreistündige Wanderung auf dem Programm. Es blieb mehr als genug Zeit für einen Schwatz mit dem Ranger und anderen Wanderern und für ein kräftigendes Frühstück. Die Wanderung war erneut spektakulär und die Landschaft veränderte sich laufend. Bereits am frühen Mittag sind wir bei der Waihohonu Hut, unserer zweiten Unterkunft, angekommen. Diese Hütte mutete eher wie eine Berg-Lodge an und bietete grosszügige Aufenthaltsbereiche und einen wunderschönen Blick durch die riesigen Fenster auf die Berge. Wir hatten erneut nette Gespräche mit den anderen Wanderern und gönnten uns eines dieser ultraleichten und ultraschnell gekochten Gerichte zum Abendessen. Es schmeckte überraschend gut und übertraf unsere Erwartungen bei Weitem. Jemand klärte uns dann freundlicherweise noch auf, dass es sich bei dem Vulkan, den wir seit zwei Tagen umrundeten, um denjenigen handelt, indem Frodo den Ring entsorgen musste. Somit haben wir, ohne es zu wissen, die erste «Lord of the Rings»-Attraktion abgehackt. Bei den vielen Gesprächen realisierten wir wieder einmal, wie privilegiert wir sind, soviel Zeit zur Verfügung zu haben. Die meisten anderen Gäste spulten die Strecke in zwei Tagen ab und spurteten regelrecht von Hütte zu Hütte. Zeit ist eben nicht nur Geld!

Am nächsten Tag sollte das Wetter mit lokalen Niederschlägen etwas schlechter werden. Als wir starteten, begann es zu nieseln und kurze Zeit später war von den Bergen nichts mehr zu sehen. Es schüttete wie aus Kübeln. Der Wind sorgte dafür, dass wir den Regen immer frontal ins Gesicht abbekamen, ganz egal in welche Richtung wir marschierten. Nach fünf Stunden kamen wir endlich in Whakapapa Village an. Wir waren trotz guter Ausrüstung nass bis auf die Knochen und freuten uns auf die heisse Dusche auf dem Campingplatz und auf unser trockenes Schneckenhaus.

Nach einer warmen und erholsamen Nacht besuchten wir am Vormittag mit Mordor und dem Tawhai Wasserfall noch zwei andere Lord-of-the-Rings-Drehorte in unmittelbarer Nähe. Danach steuerten wir direkt nach Wellington. Unterwegs machten wir bei einem Tank-Stopp auch gleich den Öl-Check und wunderten uns nicht schlecht, wie durstig unsere Furia Roja war. Wir mussten einen ganzen Liter Öl nachschütten. Zudem musste der Kuh-Dung endlich vom Unterboden weggewaschen werden. So schickten wir Furia auch noch in die Waschstrasse. Wir haben uns beide fürchterlich erschrocken, als beim Einseifprogramm der am Heck angebrachte Rückspiegel in die Brüche ging. Aber auf den können wir zum Glück guten Gewissens verzichten.

In Wellington haben wir wieder einmal ein AirBnB gebucht. Unser Gastgeber heisst Greig und hatte ein Doppelzimmer zu unschlagbaren 30 NZD mitten in der Stadt ausgeschrieben. Greig begrüsste uns mit einem Bier. Er war total verschwitzt, weil er so kurz vor dem eintrudeln der Gäste noch alle Zimmer auf Vordermann bringen musste. Er betreibt sein AirBnB erst seit einer Woche, hat aber schon 30 Gäste beherbergt! Unglaublich. Mit seiner chaotischen und verpeilten Art wirkte er ein wenig überfordert aber absolut liebenswürdig. Die Wohnung ist übrigens eine echte Bruchbude inmitten einer Bonzen-Gegend (laut Greig «the most shitty house of the whole street»). Wir fühlten uns trotzdem wohl. Wenig später trafen mit Esther und Marc auch noch zwei bekannte Gesichter vom Tongariro Treck im selben Haus ein. Kleine Backpacker-Welt! Wir beschlossen, wieder einmal auszugehen und fanden auf Greigs Empfehlung hin einen netten Italiener im Stadtzentrum. Dabei hat Rapha versehentlich zum Apéro eine ganze Flasche Rotwein bestellt. So wurde der Abend a) teurer und b) kürzer als erwartet.

Am zweiten Tag machten wir einen Stadtbummel ins Zentrum und entlang der Cuba Street. Wir kauften uns eine neue, kleine Fotokamera als Ersatz für die zerbrochene, genossen in einem Englischen Pub je 500g Steak und schauten uns Dead Pool in einem wahnsinnig schönen Kino an. Wellington mit den vielen tollen Bars und schönen Restaurants hat uns unglaublich gut gefallen und wir haben uns vorgenommen, auf der Rückfahrt ein paar Tage länger zu bleiben.

Für den Moment hiess es aber, Abschied zu nehmen von der Stadt und damit auch von der Nordinsel. Am frühen Morgen setzten wir mit der Fähre auf die Südinsel über.


Frodo's Kletterparadies

Westliche Nordinsel, Neuseeland - 16. bis 20. Februar 2016

Nach einem gemütlichen Frühstück verabschiedeten wir uns von Mario, Céline und Danny. Bevor wir losfuhren, deckten wir uns in Hamilton mit allem ein, was wir für unseren ersten Great Walk benötigten. Und Furia bekam einen Ersatzschlüssel - sicher ist sicher.

Die Fahrt führte uns über Taupo am Seeufer entlang Richtung Turangi. Nach ca. 5 Stunden erreichten wir Whakapapa Village im Tongariro Nationalpark. Da angekommen, steuerten wir als erstes die  DOC-Informationsstelle (Department of Conservation) an, um uns über den Treck zu informieren. Wir hatten schon mitbekommen, dass die Wetterlage für die kommenden Tage etwas aus den Fugen geraten sollte... aber was uns das DOC dann erzählte, war sehr ernüchternd. Für die kommenden Tage wurden heftige Regenfälle und Sturmböen von über 100 km/h vorausgesagt! Nicht so witzig, wenn man auf eine Kraterwanderung will. Klar, wir könnten den Treck trotzdem starten.... auf eigenes Risiko halt. Wir waren etwas ratlos. Da diese mehrtägige Wanderung von Hütte zu Hütte vorgebucht werden muss, rechneten wir eigentlich nicht damit, dass sich die Tour so kurzfristig umbuchen liess. Aber wir hatten Glück! Die erste Hütte war zwar ausgebucht, aber wir konnten die einfach auslassen, den Treck damit von vier auf drei Tage verkürzen und vier Tage später als geplant starten. Dafür war auch die Wetterprognose wieder freundlicher. So stimmte das für uns. Da es schon später Nachmittag war, entschlossen wir uns, in Whakapapa zu bleiben und übernachteten auf dem Campingplatz des Holiday Parks.

In der Nacht setzte dann wie erwartet Regen ein und es hörte auch vorerst nicht wieder auf. Am Morgen kühlte es deutlich ab. Als wir losfuhren, war alles verhangen und wir sahen keine fünf Meter weit. Wir waren beide so froh, nicht auf der Wanderung zu sein! Als alternatives Schlechtwetter-Programm suchten wir uns Waitomo aus. Der winzige Ort liegt in der King Country Region südlich von Hamilton und ist für seine vielen Kalksteinhöhlen voller Glühwürmchen bekannt. Wir quartierten uns im gemütlichen Juno Hall Hostel ein, kochten etwas Leckeres und kämpften uns durch das riesige und leider enorm teure Tourenangebot. Wir waren uns schnell einig: Es sollte keine nasse Tour mit Tubing, Canyoning u.ä. werden. Bei dem vielen Regen war das Risiko ziemlich hoch, dass die Touren wegen zu hohem Wasserstand abgesagt werden müssen. Vielmehr interessierte uns die Abseiltour für 360 NZD = 240 CHF pro Person. Ein extrem teurer Spass... Willkommen in Neuseeland. Wir fanden zum Glück ein Last-Minute-Angebot im Internet und zahlten 30 % weniger! Deal!

Die Lost World Tour bestand aus 100 Meter Abseilen in eine Höhle runter, in die Höhle reinklettern, Glühwürmchen bestaunen und zum Schluss an einer 30 Meter langen Eisenleiter wieder aus der Höhle rausklettern. Da ich etwas Höhenanst habe und sowas noch nie zuvor gemacht hatte, bekam ich es dann mit der Angst zu tun. Kurz bevor es los ging, verliess mich beinahe der Mut und es kostete mich viel Überwindung, trotzdem mitzufahren. Aber die Organisation, der Guide und die Ausrüstung waren so professionell, dass ich mich zu keiner Zeit unsicher fühlte. Ich überwand meine aufsteigende Panik und genoss es sehr! Wir seilten uns in eine wundervoll grüne Schlucht ab, wo tief unter uns ein kleiner Fluss rauschte. Ein tolles Erlebnis. Und die vielen Glühwürmchen in der dunklen Höhle waren wunderschön anzuschauen.

Wir hatten noch zwei volle Tage, bis wir mit unserem Tongariro Treck starten sollten. Am nächsten Morgen regnete es nur noch vereinzelt und wir fuhren durch hügelige Landschaften, meist auf Schotterpisten von Waitomo rüber an die Westküste und an der Tasmanischen See runter nach New Plymouth. Dort nahmen wir den Surf Highway und fuhren auf der Taranaki-Halbinsel bis nach Ohawe, wo wir für die Nacht ein nettes Plätzchen auf dem Beach Camp fanden. Der wilde Küstenabschnitt mit dem schwarzen Sandstrand hat uns da besonders gut gefallen. Weiter ging es via Stratford über den Forgotten World Highway, eine wirklich vergessene, dreistündige Strecke durch schönstes Niemandsland.

Und schon waren wir wieder zurück in Whakapapa Village. Der kleine Ort empfing uns mit strahlendem Sonnenschein und einem herrlichen Blick auf die umliegenden Vulkane. Wir waren bereit und freuten uns auf den Tongariro Northern Circuit.

Abseiling