Wanaka, Neuseeland - 11. bis 15. März 2016

(Video)

Wir hatten mit Andy vereinbart, dass wir uns vor der Abfahrt in Franz Josef bei ihm melden würden. Dummerweise ist die ganze Westküste ein einziges, grosses Funkloch und wir konnten erst nach vier Stunden Fahrzeit mit ihm Kontakt aufnehmen. Da waren wir schon am Lake Wanaka und standen praktisch vor seiner Haustür. Andy war am Telefon wenig überraschend etwas wortkarg. Er meinte, dass er erst abends um acht Uhr zu Hause wäre. Wir entschuldigten dafür, dass wir uns nicht früher gemeldet hatten und fuhren nach Wanaka rein, um die Zeit in einem Café zu überbrücken und eine Flasche Wein als Gastgeschenk zu organisieren. Als wir im Laden standen, rief uns Andy noch einmal an und meinte, wir sollten jetzt gleich zu seinem Haus fahren, wo seine Frau Myl mit dem Abendessen auf uns warten würde… Also machten wir uns schleunigst auf den Weg. Das Haus steht etwas ausserhalb von Wanaka auf einem grosszügigen Grundstück mit tollem Garten und einer herrlichen Aussicht auf die Berge. Myl begrüsste uns herzlich und erklärte uns, dass Andy gerade als Pilot mit einer Gruppe Geologen um die Gletscher fliegt. Nun war uns auch klar, wieso er am Telefon so kurz angebunden war. Sie zeigte uns unser Zimmer und da klingelte auch schon wieder das Telefon. Erneut war es Andy aus dem Flugzeug, der wissen wollte, ob wir Lust hätten, spontan mit ihm nach Queenstown zu fliegen. Was für eine Frage! Einige Minuten später flog er mit der kleinen Maschine eine extra Schlaufe über sein Haus. Derweil sprangen wir ins Auto und fuhren zum Flughafen Wanaka, wo Andy schon auf uns wartete. Was für ein Empfang! Bei gutem Wetter flogen wir über den Crown Range Pass in rund 20 Minuten nach Queenstown. Als die Maschine im Hangar verstaut war, hatte Andy auch endlich Feierabend und wir konnten uns richtig begrüssen. Wir fuhren in seinem Wagen über den Pass zurück nach Wanaka. Bereits bei der ersten Steigung wusste ich genau, um welche Strecke es sich hierbei handelte. Hier hatte ich zusammen mit F.K. aus B. vor 12 Jahren unser Auto verloren. Die verhängnisvolle(n) Kurve(n) sahen immer noch genau gleich aus, und ich musste Andy natürlich die ganze Geschichte erzählen. Seine berechtigte Frage war nur: «What drugs did you guys take»… Wer die ganze Geschichte kennt, kann diese Reaktion sicher nachvollziehen und verstehen, dass es für mich eine sehr emotionale Sache war, so unvermittelt wieder an diesem verhängnisvollen Ort zu stehen… Zurück in Wanaka, stand auch schon ein leckeres Essen für uns bereit. Danach sind wir todmüde ins Bett gefallen. Was für ein Tag!

Am nächsten Morgen sind wir von Kinderstimmen geweckt worden. Es stellte sich heraus, dass Mary mit ihren Enkelkindern zu Besuch war. Mary ist Andys Schwester und war ebenfalls mit uns in Bolivien am Biken. Was für eine tolle Überraschung! Sie war die letzten Tage im Gebirge am Wandern und liess sich am Morgen von einem ihrer Söhne per Helikopter aus dem Outback abholen, um uns zu besuchen. Klingt vielleicht komisch, ist aber so. Andy belustigte die zwei Jungs (und auch sich selber) mit einer selbst gebastelten "Orange Gun", mit der er Äpfel und anderes Grünzeug durch die Luft schleuderte. Nach einem gemeinsamen Frühstück gingen wir mit ihm an die grösste Landwirtschaftsmesse des Landes (so eine Art Neuseeländische Olma), die zufälligerweise gerade in Wanaka stattfand. Dort sahen wir verschiedenen Wettbewerben zu und flanierten gemeinsam übers Gelände. Anschliessend besuchten Rapha und ich ein Rodeo und dann gab es auch schon wieder Nachtessen. Lammfilet... hmmmm!

Für den nächsten Tag organisierte uns Andy zwei Plätze für eine Bootstour mit Eco Wanaka Adventures auf dem Lake Wanaka. Um neun Uhr schipperten wir mit unserem Guide Chris zur Insel Mou Waho in der Mitte des Sees. Chris erklärte uns mit viel Enthusiasmus, wie hier die vom Aussterben bedrohten Wekas wieder aufgezüchtet werden und wie seine Organisation den einheimischen Waldbestand schützt. Bei jeder seiner Tour pflanzen die Teilnehmer einen Baum auf der Insel. Besonders schön und wohl auch ziemlich einzigartig war der See auf der Insel im See. Die Wekas waren sehr zutraulich und selbstverständlich pflanzen auch wir einen Baum.

Für den Nachmittag hatte uns Andy dann zwei Fully-Bikes flott gemacht. Damit steuerten wir den nahe gelegenen Deans Bank Track an, der sich wunderschön dem Hawera River entlang schlängelt. Wir sind lange nicht mehr im Sattel gesessen und die 30 Kilometer brachten uns ganz schön ausser Atem. Aber der Singletrail war toll und wir genossen den Bikeausflug sehr. Am Abend habe ich Andy dann noch beim Holzhacken geholfen, was noch anstrengender war als das Biken.

Am vierten Tag wollten wir unbedingt die Gegend noch ein wenig erwandern. Wir waren nicht sehr motiviert, weil unsere Beine vom Biken immer noch stark in Mitleidenschaft gezogen waren. Aber weil das Wetter so toll war, entschlossen wir uns spontan, auf den Mount Roy zu klettern. Die 1'200 Höhenmeter waren schon ziemlich anstrengend. Aber die Aussicht auf den See und die südlichen Alpen waren die Strapazen definitiv wert.

An unserem letzten Tag bei Myl und Andy schlug das Wetter um und es regnete den ganzen Tag. Nach dem Mammut-Programm der vergangenen Tage kam uns der Regen sehr gelegen und wir nutzten die Zeit, um endlich wieder einmal unseren Blog nachzuführen. Am Nachmittag fuhren wir in die Stadt, um auf der DOC-Info unsere Möglichkeiten für den bereits gebuchten Routeburn Track (unsere nächste Destination) zu erörtern. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage war nämlich sehr wechselhaft und wir hatten keine Lust, diese vier- bis sechstägige Wanderung im Dauerregen zu absolvieren. Leider konnten wir an der Buchung nichts mehr ändern, da alle Hütten komplett ausgebucht waren. Wir entschieden uns deshalb, das Programm einfach zu verkürzen und nur einmal in der ersten Hütte zu übernachten. Am Abend luden wir Myl und Andy zum Abendessen in ein Restaurant ein. Es war ein toller Abend und ein würdiger Abschluss unseres Besuchs bei den Woods. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle für die unglaubliche Gastfreundschaft! Wir haben es sehr genossen und Wanaka hat uns unglaublich gut gefallen. Wir fragten Andy beiläufig noch, wo wir allenfalls einen Rundflug zum Milford Sound buchen könnten. Er meinte nur, dass er uns für morgen allenfalls in einer Tour unterbringen könnte und uns auf den stolzen Preis von 500 NZD pro Person ziemlich sicher einen Rabatt von 50 % gewähren könnte. Es scheint, als stünden wir derzeit wirklich auf der Sonnenseite des Lebens. Mal schauen, was der morgige Tag uns bringt…

Anfahrt auf Wanaka

Flug als Begrüssungs-Überraschung

Landung in Queenstown

Männerspielzeug - Teil 1

DIE Kurve

Männerspielzeug - Teil 2

Andy und Myl's Garten mit Aussicht

Auf der Landwirtschaftsmesse

Rodeo

Rodeo

Der charismatische Chris mit einem Weka

Die Insel Mou Waho mit dem See im See

Rapha pflanzt einen Baum

King for a day (... fool for a lifetime)

Der Hafen von Wanaka

Off-Road

Aufstieg zum Mount Roy

Atemberaubende Aussicht

Lake Wanaka

Endlich oben

Wanaka vom Mount Roy

Abschiedsessen mit Myl und Andy

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