Ica, Peru - 21. bis 26. Juli 2015

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In Lima haben wir nur den Bus gewechselt und sind direkt nach Ica weitergereist. Von dort ging es mit dem Taxi ins 5 km entfernte Huacachina. Dieser Ort liegt in einer von Sand-Dünen umgebenen Oase und ist eine touristische Attraktion. Wir verbrachten eine Nacht dort, weil wir unbedingt mal in einer Oase schlafen wollten. Am Folgetag buchten wir eine Sand-Buggy-Tour. Es war witzig, mit dem Gefährt Marke Eigenbau durch die Dünen zu rasen. Auf einigen Dünen machten wir Halt und konnten mit Sandboards die Hügel runter flitzen. Das brauchte anfangs ein wenig Überwindung, weil das Gefälle im Sand sehr schwer einzuschätzen ist. Rapha hatte dann die glorreiche Idee, einen Hügel auf dem Board stehend runter zu fahren. Ihren Übermut bezahlte sie mit einem schmerzhaften Sturz auf ihr Steissbein, was sie noch ein paar Wochen spüren sollte...

Nach der Tour wurden wir im Hostel von unserem Gastgeber aus Ica abgeholt. Wir staunten nicht schlecht, als wir unser temporäres Zuhause betraten. Eine schicke Villa mit Pool in einem noblen Viertel. Hier lässt es sich gut leben! Luis und Victoria, unsere Hosts, haben sich fantastisch um uns und die anderen Gäste gekümmert. Sie bieten sogar eigene Touren zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten an. So sind wir mit Luis in das nahe gelegene Paracas Reservat gefahren. Ein wunderschönes, karges Küstengebiet in der Wüste.

Da Rapha seit einigen Tagen über Zahnschmerzen klagte, beschlossen wir, in Ica einen Zahnarzt aufzusuchen. Wir waren froh, dass wir unsere gut situierte Gastfamilie um Rat fragen konnten. Victoria hat gleich einen Termin organisiert und uns ins Taxi gesetzt. Rapha hat während der Fahrt noch die wichtigsten zahnmedizinischen Begriffe auf Spanisch in ihr Kurzzeitgedächtnis gepaukt und wenig später sass sie bereits auf dem Schragen. Die Praxis war wider Erwarten sauber und modern eingerichtet. Ein Loch war es zum Glück nicht - aber irgendwas drückte wohl auf den Zahnnerv. Die Zahnärztin hat den Zahn aufgebohrt und den Nerv mit einem Medikament behandelt. Sollte es in fünf Tagen nicht besser sein, sollen wir wieder vorbei kommen. Gut, dass die Zahnarztpraxis auch Niederlassungen in anderen Städten hat. Wir hoffen aber natürlich, diesen Service nicht in Anspruch nehmen zu müssen.

Da Rapha auch sonst gesundheitlich immer noch angeschlagen war (die Erkältung hielt sich hartnäckig), haben wir ein paar Tage am Pool gefaulenzt. Zusammen mit einem Holländer bin ich noch auf die Düne hinter dem Haus gestiegen. Was von unten einfach aussah, entpuppte sich dann doch als ziemliche Herausforderung. Aber die Aussicht war fantastisch.

Das Highlight haben wir uns dann für den letzten Tag aufgehoben. Wir sind zurück in die Oase nach Huacachina gefahren. Dort haben wir die Skischule von Laurent aufgesucht. Laurent ist Schweizer und arbeitet mit viel Enthusiasmus daran, seinen Sport (Sandski und Sandboarding) in Peru zu etablieren. Nach einer kurzen Einführung sind wir bereits mit einem Sandbuggy zu den grossen Dünen gefahren. Mit echten Skis und Bindung, aber in kurzen Hosen, sind wir die Dünen runter gewedelt. Als durchschnittlicher Schnee-Skifahrer hat man den Dreh schnell raus und es macht irrsinnigen Spass.

Wir sind nach dem "Sandriden" zurück in unsere Villa gefahren, wo wir uns von unseren Gastgebern verabschiedet haben. Victoria war schon etwas traurig darüber, dass wir abreisten. Aber da ihre Tochter in Genf studiert, hoffen wir auf ein Wiedersehen in der Schweiz. Am Nachmittag haben wir den Bus nach Nasca genommen und erreichten unser Ziel nach knapp drei Stunden Fahrt.

Oase Huacachina

10 Jahre Juhubiläum

Heute feiern wir also unser 10-jähriges Zusammensein. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergangen ist und wie viele tolle Momente wir gemeinsam erleben durften. Ich weiss noch, als ob es gestern gewesen wäre, wie wir uns kennen gelernt haben. Wie ich mich in Dich verliebt habe, bevor wir uns getroffen haben. Unser erstes Zusammentreffen. Den „Stress-Test“ am Badifest… Wunderschöne Erinnerungen. Ich habe damals die Zeichen richtig gedeutet, als ich bei einem unserer ersten Treffen Teletext schauen wollte und Du „per Zufall“ die Seite 180 (Sportnews) aufgerufen hattest J

Ich will nicht sagen, dass ich vor Dir ein hoffnungsloser Fall war. Aber ich war definitiv ein ziemlicher Chaot und ein wenig neben der Spur. Du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht. Ich bin heute geerdeter und stehe fest im Leben. Dafür danke ich Dir!

Viele kleine Dinge zeigen mir immer wieder dass unsere Herzen im Einklang schlagen. Du bist mein bester Freund und ich möchte am liebsten jeden Moment mit Dir zusammen geniessen.

Es ist wunderschön, meinen Traum mit Dir zu leben. Auch nach so langer Zeit bringst Du es fertig, mich jeden Tag von neuem zu überraschen und mich zum Lachen zu bringen. Unsere Verbindung ist einzigartig.

Mit Dir wird mir nie langweilig und ich liebe Dich von ganzem Herzen!

Trujillo / Huanchaco, Peru - 18. bis 20. Juli 2015

Die achtstündige Busfahrt von Huaraz nach Trujillo war mal wieder spektakulär! Zuerst ging es auf einer kurvenreichen, engen Bergstrasse einmal quer über die Cordillera Negra hoch bis auf 4'200 m.ü.M. und von da auf Meereshöhe runter. Und das im doppelstöckigen Bus... verrückt. Wer auf diesem Streckenabschnitt im Bus aufs Klo muss, hat verloren :-) 

Wir freuten uns auf Meer, Ceviche und wärmere Temperaturen. Obwohl es um die Jahreszeit an der Küste meist bewölkt ist und vom Meer her ein kühler Nebel ins Land zieht, hatten wir echt Glück mit dem Wetter und es war angenehm warm. In Trujillo angekommen, warteten auch schon die Taxifahrer auf uns und kämpften um unsere Aufmerksamkeit.... ich mag es gar nicht, so belagert zu werden. Nun gut, wir entschieden uns für einen der Herren und fuhren nach Huanchaco. Die rund 30-minütige Fahrt war sehr angenehm und unser Taxifahrer wusste links und rechts viel zu zeigen und zu erzählen. Huanchaco war dann optisch erstmal eher enttäuschend. Wohl ein Paradies für Surfer, aber der Ort an sich und der Strand haben wenig Charme. 

Wir waren froh, als wir endlich im Hostel ankamen. Ich war richtig platt. Zu meiner bestehenden Erkältung kamen fiese Kopfschmerzen hinzu, und so verbrachte ich die folgenden zwei Tage mehrheitlich im Bett. Unser Zimmer war wie geschaffen dafür: grosszügig, bequemes Bett, Blick aufs Meer, kleine Terrasse mit Hängematte. 

Viel länger wollten wir dann aber auch nicht in diesem Ort bleiben und entschieden daher, am 3. Tag den Nachtbus nach Lima zu nehmen. Nachdem ich mich wieder etwas fitter fühlte, nutzten wir den verbleibendem Tag für etwas Kultur. Und davon gibt es in Peru ja reichlich!

Am Vormittag besuchten wir die Huacas del Sol y de la Luna. Die Adobe-Pyramiden dienten als Zeremonialtempel der Moche-Kultur, die vom 1. bis zum 8. Jahrhundert von der Landwirtschaft lebten und dafür ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem entwickelten. Zudem betrieben die Moche ein hochentwickeltes Keramik-Handwerk. Viele, teilweise unversehrte Stücke sind im neu errichteten Museum ausgestellt. 

Am Nachmittag besuchten wir dann die Stätten der etwas jüngeren Chimú-Kultur (1250 bis 1470). Zuerst machten wir Halt am Regenbogentempel (Huaca Arco Iris), bevor wir Chan Chan besuchten. Diese Hauptstadt des Chimú-Reiches entstand um 1300, erstreckte sich auf 28 km2 und beherbergte zwischen 60'000 und 100'000 Einwohner.  

Selbstverständlich durfte auch ein kurzer Stopp an der Plaza de Armas in Trujillo nicht fehlen. Die gelbe Kathedrale, die da steht, sieht echt schön aus. 

Nachdem vollgepackten Tag waren wir müde genug, um auf der zehnstündigen Busfahrt nach Lima ein paar Stunden Schlaf zu kriegen.

Huanchaco Beach

Huaraz, Peru - 6. bis 17. Juli 2015

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Vom Amazonas flogen wir nach Lima, von wo aus wir direkt per Nachtbus nach Huaraz weiter fuhren. In knapp 14 Stunden von 124 m auf 3'100 m über Meer! Wir hatten einen heiden Respekt vor der Höhe und beschlossen deshalb, das Ganze gemütlich anzugehen. Huaraz ist Ausgangspunkt für die angrenzende Hochgebirgsregion Cordillera Blanca mit Perus höchstem Berg Huascarán (6'768 m). Die Stadt wurde durch Eissturm und Erdbegen zweimal fast komplett zerstört. Heute sieht man davon nichts mehr. Huaraz ist das Zentrum für Bergsport in der Region und wird auch die peruanische Schweiz genannt.

Die ersten beiden Tage haben wir gefaulenzt, das Stadtzentrum erkundschaftet und gut gegessen. Dabei ist uns beim minimalen Anstieg zurück zum Hostel bereits fast die Puste ausgegangen. Wir haben dann beschlossen, den ultimativen Stresstest zu wagen und buchten für den dritten Tag eine Mountainbike-Tour.

Julio, unser Guide (absolut empfehlenswert!), hat uns mit Top-Bikes, Helm und Handschuhen ausgerüstet. Der Aufstieg war zum Glück sehr sanft und wir waren überrascht, wie locker-flockig wir den Berg hoch radelten. Die Abfahrt war super abwechslungsreich. Mal auf Singletrails, mal über Wiesen, mal auf alten Inkastrassen ging es zurück nach Huaraz. Rapha hat mich dabei mit ihrem Mut beeindruckt. Wunderbar, mit welch' graziöser Aggressivität sie die technisch anspruchsvollen Passagen bewältigt hat. Wir hatten beide unseren Spass.

Am nächsten Tag machten wir uns zu Fuss auf zur Laguna Wilcacocha (3'750 m). Hier kamen wir schon mehr ins Schwitzen. Aber die Aussicht runter auf Huaraz mit den Bergen der Cordillera Blanca im Hintergrund waren den steilen Aufstieg mehr als wert.

Nach vier Tagen Akklimatisation fühlten wir uns bereit, um den populären viertägigen Santa Cruz Trek in Angriff zu nehmen. Morgens um fünf wurden wir im Hostel abgeholt und fuhren zusammen mit drei Spaniern, dem Guide, unserem Koch und dem Eseltreiber zum Ausgangspunkt nach Vaqueria. Die Fahrt dahin dauerte fünf Stunden und uns stockte auf den schmalen und holprigen Strassen mehrmals der Atem. In Vaqueria angekommen, wurde unser Gepäck, das Essen und die Zelte auf die Esel verpackt. Nach einer leichten, vierstündigen Wanderung kamen wir in unserem ersten Camp auf 3'800 m an. Wir waren froh, dass wir ein Esszelt dabei hatten, denn es wurde bitterkalt, als die Sonne hinter den Bergen verschwand. So fanden wir immerhin Schutz vor dem bissigen Wind. Mit allen verfügbaren Klamotten und mit Innenschlafsack ausgerüstet haben wir zu Abend gegessen. Um acht Uhr gingen wir bereits schlafen. Schön, wenn man wie ich mit einem so tiefen Schlaf gesegnet ist. Rapha ist da klar minderprivilegiert. Die Arme konnte kaum schlafen und musste mehrmals nachts auf die Toilette. Eine Tortur. Vor allem, weil uns am nächsten Tag die "Etappa Reyna" bevorstand.

Am Morgen bei unter Null Grad aus dem Schlafsack schlüpfen ist nicht gerade meine Lieblingsdisziplin. Zum Glück gab es Coca-Tee zum Aufwärmen. Wir haben schnell gefrühstückt und zusammengepackt. Heute sollten acht Stunden gewandert und dabei ein Pass auf 4'750 m passiert werden. Kein leichtes Unterfangen auf dieser Höhe, zumal wir beide so stark erkältet waren, dass wir nicht mehr durch die Nase atmen konnten. Bei Rapha kamen wahrscheinlich vom Biken noch starke Hüftschmerzen dazu. Um es kurz zu machen: wir kamen beide an unsere Grenzen und ich musste Rapha noch vor der Passhöhe versprechen, dass wir so etwas NIE mehr machen werden. Als wir endlich oben ankamen, waren die Strapazen - oh Wunder - wie weggewischt. Die atemberaubende Aussicht in das Santa Cruz Tal, umgeben von diversen Riesen (unter anderem dem Berg von Paramount Pictures), Gletschern und Seen war einmalig und jede Anstrengung wert. Die schönsten Sachen muss man sich halt hart erarbeiten. Und die Erkenntnis dazu auch. Der Abstieg zum Camp  2 auf 4'200 m war dann ein Leichtes.

Zum Glück waren die Etappen der letzten beiden Tage vorwiegend flach. So konnten wir die einmalige Bergwelt trotz Erschöpfung und Krankheitserscheinungen doch noch geniessen. Als wir nach vier Tagen endlich unser Ziel in Cashapampa erreichten, waren alle Teilnehmer gesundheitlich angeschlagen. Aber wir waren natürlich alle mächtig stolz auf unsere Leistung. Es war schon was Spezielles, auf einer Höhe von bis zu 4'200 m zu zelten. Wir hatten übrigens riesiges Glück mit dem Wetter und dem Guide. Und unser Koch hat uns mit einfachsten Mitteln sensationell verpflegt.

Leider hat sich Rapha auf der Wanderung noch stärker erkältet. So mussten wir die Tage nach dem Trek ein paar Gänge runter schalten und konnten keine weiteren Wanderungen mehr unternehmen. In unserem gemütlichen, aber leider etwas kalten Hostel, haben wir uns noch ein paar Tage von den Strapazen erholt.

Hellmine und Hellmut Tell

Iquitos, Peru - 1. bis 5. Juli 2015

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Es war schon 8 Uhr, als wir in Iquitos endlich von Bord durften. Die Mototaxis standen schon Schlange, wir nahmen gleich das erste und los ging's. Mein allererster Eindruck: wir sind hier in Bangkok. Es ist heiss, stickig, es wimmelt von TukTuks, überall Streetfood- und Marktstände - ein farbenfrohes, lautes Gewusel. Iquitos. 400'000 Einwohner. Am Amazonas. Nur auf dem Luft- oder Wasserweg zu erreichen. Mich hat die Stadt auf Anhieb begeistert und in ihren Bann gezogen. Unterwegs im TukTuk ist dann zweimal der Motor abgesoffen und zum Schluss verlangte der Fahrer stinkfrech 15 Soles (CHF 4,50) und damit den dreifachen Preis, dieser Halsabschneider! Hat uns mal wieder einer über den Tisch gezogen! Bis wir das realisiert hatten, war das Mototaxi schon weg. Naja, wir sprechen hier von ein paar Franken, aber es geht ums Prinzip! Kurz das angedachte Hostal aufgesucht, Gepäck abgeladen und ab zum Frühstücken. Gleich um die Ecke gabs ein Bistro mit dem besten Frühstück seit Monaten. Lecker Baquette und Gipfeli - und richtigen Kaffee! Wir waren happy und ab da jeden Tag mindestens einmal im Bistro.

Wir hatten kurz überlegt, von Iquitos nochmal ein paar Tage in den Regenwald zu fahren. Aber es lief recht harzig. Von der angefragten Finca erhielten wir keine Antwort und die anderen Lodges waren uns zu esoterisch oder zu stark Ayahuasca-orientiert. Ach ja... Ayahuasca... dieser halluzinogene Pflanzensud soll Körper und Geist reinigen und einen in höhere geistige Dimensionen bzw. in Trance versetzen. Zusammen mit Voodoo und Coca omnipresent in dieser Stadt. Keiner, der nicht davon spricht oder deswegen hier ist. Wir begegnen dem Ganzen sehr skeptisch und mit gemischten Empfindungen. Einerseits wissen wir schlicht zuwenig darüber, andererseits hat die Anwendung unter Aufsicht von (selbsternannten...?) Schamanen eher bedenkliche Auswirkungen auf den Menschen. Wir lassen da mal schön die Finger davon. Aber die spirituellen Schwingungen kriegen selbst wir als dafür kaum zugängliche Wesen zu spüren. Wir beide hatten nachts ganz intensive Träume - meine handelten von so vielen vergessen geglaubten/gehofften Momenten meiner Teenagerzeit... es war dermassen real, dass mich die Gedanken daran nicht mehr losgelassen haben. Ich habe mich tagelang wie in einer Blase im Kreis gedreht... diese unfreiwillige Rückführung hat mich erst im Flieger Richtung Lima wieder losgelassen. Eigenartig und kräfteraubend. Aber ich will jetzt nicht mehr weiter darüber nachdenken.

Die Tage in Iquitos verbrachten wir mit kleinen Ausflügen in und ausserhalb der Stadt. So besuchten wir die Pilpintuwasi-Schmetterlingsfarm in Padre Cocha, wo auch noch andere Tiere untergebracht sind, die irgendwo illegal als Haustiere gehalten wurden und glücklicherweise entkamen. Zwischendurch schaute sich Sevi die letzten Spiele der Copa America an. Und der Markt im Stadtteil Belén war natürlich ein Highlight sondergleichen.... hier kriegt man einfach alles! Vor allem alles, was illegal ist... Tukan- und Schildkrötenfleisch, Schlangen- und Krokodilleder, präparierte Affenköpfe und, und, und.... der weitläufige Markt ist an Düften, Gestank, Farben und Skurrilem nicht zu überbieten. Ein unvergleichliches teils befremdliches Erlebnis. Zwischenzeitlich hatte ich mich auch noch erkältet und so lief weiter nicht viel mehr. Wir schlenderten durch das quirllige Iquitos, unterhielten uns mit mehr oder weniger interessanten Leuten und planten unsere Weiterreise nach Huaraz. 5 volle Tage in dieser Stadt waren dann auch mehr als genug und wir freuten uns auf angenehmere Temperaturen.

Frühstück im Amazon Bistro

Auf dem Amazonas von Lagunas nach Iquitos, Peru - 28. bis 30. Juni 2015

Da unser Frachter nach Iquitos erst gegen Abend am Hafen von Lagunas erwartet wurde, hatten wir den ganzen Tag Zeit, zu entspannen und die vielen Eindrücke aus dem Regenwald etwas setzen zu lassen. Wir gaben unsere Wäsche ab und gingen gemütlich bei Paólas Familie frühstücken. Es war Sonntag und auf dem Hauptplatz war grade eine Schulfeier. Alle Schüler waren rausgeputzt und in ihrer Schuluniform und wurden klassenweise vom Schulrektor geehrt. Da hat man mal wieder gesehen, wie kinderreich Südamerika doch ist.... vor allem in einem solchen "Kaff" wie Lagunas, mit bloss 10'000 Einwohnern.

Um 13.00 stand dann plötzlich Paóla vor unserer Tür und meinte, das Schiff käme nun doch früher als erwartet und wir müssten innerhalb einer Stunde am Hafen sein - da kam just etwas Hektik auf. Zum Glück war unsere Wäsche schon trocken und wir konnten packen. Keine 10 Minuten später setzte ein tropischer Regen ein.... gut, war da unsere Wäsche nicht mehr auf der Leine! Schnell das Hostel bezahlt und im Mototaxi zum Hafen. Unterwegs wollten wir uns noch Hängematten für die Schifffahrt kaufen. Leider waren alle Läden geschlossen (Sonntag). Sevi hat sich dann am Hafen nochmal auf die Suche gemacht, und ist prompt fündig geworden. Das Schiff kam dann übrigens doch erst um 17.00.... die paar Stunden haben wir also am Hafen totgeschlagen.

Die M/F Gilmer IV, ein verrostetes und bereits in die Jahre gekommenes Frachtschiff ist in drei Klassen eingeteilt. Auf dem untersten Deck werden Tiere und die ganze Fracht verstaut. Die zweite Klasse auf dem mittleren Deck ist die etwas günstigere Passagier-Kategorie und wird von den meisten Einheimischen gebucht. Auf dem obersten Deck befinden sich die erste Klasse sowie 6 Kabinen. Meine anfängliche Skepsis gegenüber der Schifffahrt hat sich schnell gelegt. Beim Boarding hat alles wunderbar geklappt und unsere Kabine sowie die Toiletten an Bord waren wider erwarten recht sauber. An Deck hängten wir unsere Hängematten auf, machten es uns gemütlich und quatschten mit den wenigen anderen Backpackern. An Bord waren rund 300 Menschen und nur 10 davon Touristen. Der Sonnenuntergang - begleitet von rosa Delfinen - war spektakulär. So schön hatten wir den schon ewig nicht mehr gesehen! An Deck wurde es dann allmählich recht frisch und wir zogen uns für die Nacht in unsere Kabine zurück. 

Zum Sonnenaufgang waren wir wieder draussen auf Deck. Ach war das schön! Den Tag verbrachten wir mit quatschen, lesen und schlafen in der Hängematte. Zwischendurch gab es auch mal was zu essen - gar nicht mal so schlecht. Weil die Peruaner total fussballverrückt sind und Peru gerade das Viertelfinal der Copa America gegen Chile bestritt, legten wir pünktlich zum Anpfiff in Nauta an. Die meisten Passagiere gingen hier von Bord und das Abladen der Ware hat gute zwei Stunden gedauert. Wir haben das Fussballspiel im Radio mitverfolgt. Peru hat verloren... die Peruaner nahmen es relativ gelassen hin und unsere Fahrt ging weiter. Kurz nach Nauta fliessen die beiden Flüsse Marañón und Ucayali zusammen und ab da heisst er Amazonas! Um 22.00 passierten wir diese Stelle - ein toller Gänsehaut-Moment, sich am Ursprung des riesigen Amazonas zu wissen! 

Kurz vor Sonnenaufgang trafen wir nach rund 44 Stunden am Handelshafen von Iquitos ein. Wir mussten noch einen Moment an Bord bleiben und konnten das emsige Treiben vom Oberdeck aus beobachten. Beim Zusammenpacken mussten wir dann leider feststellen, dass eine unserer Hängematten nicht mehr da hing und über Nacht den Besitzer gewechselt hat.... hier kommt einfach alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist.... Gut, hatten wir für unser ganzes Zeug eine abschliessbare Kabine. Eine lohnenswerte Investition. Trotz dieses Wermutstropfens sind wir beide überglücklich, uns für diesen Weg entschieden zu haben! Wir sind um viele Bilder und Erlebnisse reicher.

Baden ist. Überall. Auch in Lagunas.

Tiere der Reserva Pacaya Samiria (nur Fotos)


Reserva Pacaya Samiria (Lagunas), Peru - 20. bis 27. Juni 2015

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"Wir könnten ja mit dem Boot über den Amazonas nach Iquitos reisen". Rapha war nicht gerade begeistert von dieser Idee. Aber der Gedanke hat sich nun mal in meinem Hirn eingenistet. Und je länger mir dieser durch den Kopf geisterte, desto mehr wollte ich diese Reise machen. Iquitos ist die grösste Stadt der Welt, die nur per Boot oder Flugzeug erreichbar ist. Es führt keine Strasse dahin. Diese Information allein genügte mir, um dorthin zu wollen. Ein echtes Abenteuer - halt völlig abseits der ausgetretenen Touristenpfade.

Leider habe ich Rapha damit etwas überfahren. Sie tendierte eher dazu, die Küste anzusteuern und ein paar Tage am Strand zu verbringen. Nach langem Hin und Her haben wir uns dann darauf geeinigt, zuerst mal den Nationalpark Pacaya Samiria im Amazonas-Delta anzusteuern und dann spontan vor Ort zu entscheiden, wie es weiter gehen soll.

Im völlig überfüllten Kleinbus (12 Stunden ohne Kopfstütze) sind wir von Chachapoyas via Tarapoto nach Yurimaguas gefahren. Dort wurden wir spät am Abend von Winston erwartet, den wir vorab für die Dschungeltour im Nationalpark kontaktiert hatten. Er hat uns in seinem privaten TukTuk zu unserem Hostel und anschliessend in sein Büro gefahren. Nach guter Beratung haben wir uns entschieden, am nächsten Tag mit dem Schnellboot nach Lagunas zu fahren (5 Stunden), von dort aus eine 6-tägige Dschungeltour zu machen und danach mit dem Cargo-Frachter in zwei Tagen nach Iquitos zu fahren. Dieser Plan stimmte nun auch für Rapha, weil es einfach zu viele Reisestunden gewesen wären, um auf dem Landweg an die Küste zurück zu fahren.

Winston hat uns am nächsten Tag abgeholt und zum Hafen gebracht. Ein vierzig Meter langes Boot mit ca. 80 Plätzen wartete da auf uns; bis auf den letzten Platz gefüllt und nicht sehr komfortabel. Wir waren froh, als wir nach gut 5 Stunden endlich in Lagunas ankamen. Dort wurden wir bereits von Paóla erwartet. Sie brachte uns zum Hostel und half uns am nächsten Tag bei den Formalitäten. Wir mussten zuerst zur Bank, um den Parkeintritt einzuzahlen und danach zur Polizei, um uns registrieren zu lassen. Da trafen wir dann auch auf unsere Guides, dem Ehepaar Abraham und Florina.

Schnell noch alles Nötige auf ein Mototaxi verladen und los gings. Nach 40-minütiger Fahrt zum Parkeingang stiegen wir ins Kanu um. In diesem Einbaumkanu wurden wir von Abraham (unserem Guide) und Florina (unserer Köchin) in Richtung Rio Samiria gondoliert. Erst jetzt realisierten wir allmählich, dass wir auf diesem Ausflug die Tage vorwiegend auf dem Fluss verbringen würden. Je weiter wir vorankamen, desto dichter wurde der Dschungel. Abraham war ein unglaublich guter Guide. Er hat Tiere gesehen, die wir aus nächster Nähe erst nach einigen Minuten erkennen konnten. Hier eine kleine Auflistung: Blaue und rote Aaras, Faultiere, Affen aller Art, Leguane, graue und rosa Delfine, Flussotter, Anakonda und andere Schlangen, Pirañas und andere Fische, viele Vögel (Adler, Tukane...), Kaimane, Krokodil, Eichhörnchen (das war grösser als viele der Missgeburten, die bei uns noch als Hunde durchgehen), Baumratten und Schildkröten. Es war schlicht der Wahnsinn!

Übernachtet haben wir in einfachen, offenen Hütten ohne Strom und Betten. Florina hat uns jeden Abend eine Matte ausgelegt und ein Moskitonetz gespannt, und so haben wir auf dem Boden in unseren Seidenschlafsäcken geschlafen. Die Geräuschkulisse war atemberaubend. Mehr Dschungel geht nicht. Am ersten Tag gabs noch Dusche und Toilette im Camp. Aber auf diesen Komfort mussten wir ab dem zweiten Camp verzichten. Fliessendes Wasser gabs nur noch im Fluss. Wir haben die Abkühlung sehr genossen. Allerdings nicht sehr lange. Am dritten Tag durften wir uns nämlich als Fischer versuchen. Nach nur 2 Minuten hatten wir beide je einen roten Piraña aus dem Fluss gezogen. Das hat uns dann irgendwie von weiteren Badegängen abgehalten.... Fortan haben wir uns das Wasser zum Duschen mit einem Plastikbehälter geschöpft. Im selben Gefäss haben wir auch unsere Kleider gewaschen und daraus gegessen. Alles sehr einfach.

Das Essen war übrigens vorzüglich. Unglaublich, wie Florina uns mit einfachen Mitteln verwöhnt hat. Es gab täglich frischen Fisch, meist schon zum Frühstück (Fischknusperli). Gekocht wurde am offenen Feuer und mit Wasser aus dem Fluss. Im selben Fluss wurden auch Mensch und Geschirr gewaschen. Wir waren froh, dass unsere von der Industrie deformierten Wohlstandsmagen nicht komplett kolabierten.

Am dritten Abend wollten wir eigentlich nachts nochmal mit dem Kanu los, um Krokodile aufzuspüren. Leider hat es dann so stark geregnet, dass wir unverrichteter Dinge zu Bett gegangen sind. Nachts um drei Uhr hat uns Abraham geweckt und irgendetwas von "Cocodrillo" geschwafelt. Völlig schlaftrunken haben wir uns, leicht angesäuert, aus unseren Schlafsäcken geschält und wollten uns für die Bootstour bereit machen. Da haben wir gesehen, dass Abraham ein schwarzes Krokodil gefangen und wie einen Hund vor unserer Hütte angebunden hatte. Er ist dafür extra mitten in der Nacht los gefahren, um uns eine Freude zu machen. Fortan lebten wir aber mit der latenten Angst, dass er uns auch noch eine Anakonda vors Bett legt.

Nach sechs Tagen auf dem Fluss sind wir voller Eindrücke wieder in Lagunas angekommen. Die Expedition war ein unbeschreibliches Erlebnis. Tagelang vom Kanu aus die Natur geniessen und Tiere beobachten, widrigen Wetterbedingungen, Moskitos und Stechfliegen trotzen und die einfachen Dinge des Lebens schätzen. Manchmal braucht es so wenig zum perfekten Glück!

auf dem Río Marañón