Reserva Pacaya Samiria (Lagunas), Peru - 20. bis 27. Juni 2015

(Video)

"Wir könnten ja mit dem Boot über den Amazonas nach Iquitos reisen". Rapha war nicht gerade begeistert von dieser Idee. Aber der Gedanke hat sich nun mal in meinem Hirn eingenistet. Und je länger mir dieser durch den Kopf geisterte, desto mehr wollte ich diese Reise machen. Iquitos ist die grösste Stadt der Welt, die nur per Boot oder Flugzeug erreichbar ist. Es führt keine Strasse dahin. Diese Information allein genügte mir, um dorthin zu wollen. Ein echtes Abenteuer - halt völlig abseits der ausgetretenen Touristenpfade.

Leider habe ich Rapha damit etwas überfahren. Sie tendierte eher dazu, die Küste anzusteuern und ein paar Tage am Strand zu verbringen. Nach langem Hin und Her haben wir uns dann darauf geeinigt, zuerst mal den Nationalpark Pacaya Samiria im Amazonas-Delta anzusteuern und dann spontan vor Ort zu entscheiden, wie es weiter gehen soll.

Im völlig überfüllten Kleinbus (12 Stunden ohne Kopfstütze) sind wir von Chachapoyas via Tarapoto nach Yurimaguas gefahren. Dort wurden wir spät am Abend von Winston erwartet, den wir vorab für die Dschungeltour im Nationalpark kontaktiert hatten. Er hat uns in seinem privaten TukTuk zu unserem Hostel und anschliessend in sein Büro gefahren. Nach guter Beratung haben wir uns entschieden, am nächsten Tag mit dem Schnellboot nach Lagunas zu fahren (5 Stunden), von dort aus eine 6-tägige Dschungeltour zu machen und danach mit dem Cargo-Frachter in zwei Tagen nach Iquitos zu fahren. Dieser Plan stimmte nun auch für Rapha, weil es einfach zu viele Reisestunden gewesen wären, um auf dem Landweg an die Küste zurück zu fahren.

Winston hat uns am nächsten Tag abgeholt und zum Hafen gebracht. Ein vierzig Meter langes Boot mit ca. 80 Plätzen wartete da auf uns; bis auf den letzten Platz gefüllt und nicht sehr komfortabel. Wir waren froh, als wir nach gut 5 Stunden endlich in Lagunas ankamen. Dort wurden wir bereits von Paóla erwartet. Sie brachte uns zum Hostel und half uns am nächsten Tag bei den Formalitäten. Wir mussten zuerst zur Bank, um den Parkeintritt einzuzahlen und danach zur Polizei, um uns registrieren zu lassen. Da trafen wir dann auch auf unsere Guides, dem Ehepaar Abraham und Florina.

Schnell noch alles Nötige auf ein Mototaxi verladen und los gings. Nach 40-minütiger Fahrt zum Parkeingang stiegen wir ins Kanu um. In diesem Einbaumkanu wurden wir von Abraham (unserem Guide) und Florina (unserer Köchin) in Richtung Rio Samiria gondoliert. Erst jetzt realisierten wir allmählich, dass wir auf diesem Ausflug die Tage vorwiegend auf dem Fluss verbringen würden. Je weiter wir vorankamen, desto dichter wurde der Dschungel. Abraham war ein unglaublich guter Guide. Er hat Tiere gesehen, die wir aus nächster Nähe erst nach einigen Minuten erkennen konnten. Hier eine kleine Auflistung: Blaue und rote Aaras, Faultiere, Affen aller Art, Leguane, graue und rosa Delfine, Flussotter, Anakonda und andere Schlangen, Pirañas und andere Fische, viele Vögel (Adler, Tukane...), Kaimane, Krokodil, Eichhörnchen (das war grösser als viele der Missgeburten, die bei uns noch als Hunde durchgehen), Baumratten und Schildkröten. Es war schlicht der Wahnsinn!

Übernachtet haben wir in einfachen, offenen Hütten ohne Strom und Betten. Florina hat uns jeden Abend eine Matte ausgelegt und ein Moskitonetz gespannt, und so haben wir auf dem Boden in unseren Seidenschlafsäcken geschlafen. Die Geräuschkulisse war atemberaubend. Mehr Dschungel geht nicht. Am ersten Tag gabs noch Dusche und Toilette im Camp. Aber auf diesen Komfort mussten wir ab dem zweiten Camp verzichten. Fliessendes Wasser gabs nur noch im Fluss. Wir haben die Abkühlung sehr genossen. Allerdings nicht sehr lange. Am dritten Tag durften wir uns nämlich als Fischer versuchen. Nach nur 2 Minuten hatten wir beide je einen roten Piraña aus dem Fluss gezogen. Das hat uns dann irgendwie von weiteren Badegängen abgehalten.... Fortan haben wir uns das Wasser zum Duschen mit einem Plastikbehälter geschöpft. Im selben Gefäss haben wir auch unsere Kleider gewaschen und daraus gegessen. Alles sehr einfach.

Das Essen war übrigens vorzüglich. Unglaublich, wie Florina uns mit einfachen Mitteln verwöhnt hat. Es gab täglich frischen Fisch, meist schon zum Frühstück (Fischknusperli). Gekocht wurde am offenen Feuer und mit Wasser aus dem Fluss. Im selben Fluss wurden auch Mensch und Geschirr gewaschen. Wir waren froh, dass unsere von der Industrie deformierten Wohlstandsmagen nicht komplett kolabierten.

Am dritten Abend wollten wir eigentlich nachts nochmal mit dem Kanu los, um Krokodile aufzuspüren. Leider hat es dann so stark geregnet, dass wir unverrichteter Dinge zu Bett gegangen sind. Nachts um drei Uhr hat uns Abraham geweckt und irgendetwas von "Cocodrillo" geschwafelt. Völlig schlaftrunken haben wir uns, leicht angesäuert, aus unseren Schlafsäcken geschält und wollten uns für die Bootstour bereit machen. Da haben wir gesehen, dass Abraham ein schwarzes Krokodil gefangen und wie einen Hund vor unserer Hütte angebunden hatte. Er ist dafür extra mitten in der Nacht los gefahren, um uns eine Freude zu machen. Fortan lebten wir aber mit der latenten Angst, dass er uns auch noch eine Anakonda vors Bett legt.

Nach sechs Tagen auf dem Fluss sind wir voller Eindrücke wieder in Lagunas angekommen. Die Expedition war ein unbeschreibliches Erlebnis. Tagelang vom Kanu aus die Natur geniessen und Tiere beobachten, widrigen Wetterbedingungen, Moskitos und Stechfliegen trotzen und die einfachen Dinge des Lebens schätzen. Manchmal braucht es so wenig zum perfekten Glück!

auf dem Río Marañón

auf dem Weg nach Lagunas

Begrüssungskomitee

Zugang zur Reserve Pacaya Samiria

erstmal die Kanus beladen

eins der Camps

Abraham fischt mal schnell mit der Harpune

Mittagspause

ohne Worte













riesige Seerosenblätter - leider ist grad keine Blütenzeit







ganz schön scharfe Beisserchen







Piraña

unser Dreamteam Abraham und Florina

Aussenküche

Fisch mal geräuchert

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