Reisepläne 2016

Die Würfel sind gefallen und viele haben es schon erfahren - wir werden unsere Reise nächstes Jahr auf der anderen Seite der Erde fortführen. Da wir als SVP Wähler glauben, dass die Erde eine Scheibe ist, müssen wir zuerst zurück in die Schweiz fliegen. Wir werden planmässig am 17. Dezember um 18.05 Uhr mit IB3474 in Zürich landen und freuen uns riesig darauf, Euch lieben Leute alle nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen.

Unser Abenteuer werden wir am 13. Januar 2016 fortsetzen. Wir fliegen via Bangkok nach Sydney. Dort bleiben wir 10 Tage, bevor es dann nach Neuseeland weitergeht. Hier wollen wir uns ein Auto kaufen und während drei Monaten Mittelerde entdecken. Wie es anschliessend zurück in die Schweiz geht, ist zurzeit noch offen. Im Fokus stehen Indonesien und/oder Malaysia. Fest steht nur, dass wir pünktlich zum Zapfenstreich 2016 wieder in Brugg sein wollen.


Santa Cruz, Bermejo und Samaipata, Bolivien - 8. bis 18. Oktober 2015

(Video)

Da wir viele Horror-Stories über Busfahrten in Bolivien gehört hatten, beschlossen wir, mit dem Flugzeug nach Santa Cruz zu reisen. Ich hatte zuvor viele Stunden im Internet recherchiert, bis ich sicher war, dass wir nicht wieder in so einem Laubflieger sitzen, der mich schon beim blossen Anblick zum Hyperventilieren bringt. Aber schlussendlich haben wir den passenden Flug gefunden und sind bequem innerhalb einer Stunde über die Cordillera Real ins Tiefland geflogen. 

Santa Cruz ist mit rund 1,5 Millionen Einwohnern die grösste Stadt Boliviens. Hier wird vor allem auch viel Geld aus dem Kokaingeschäft gewaschen und die Stadt wächst immer noch kreisförmig nach Aussen. Wir machten es uns am Hostel-Pool in den Hängematten bequem, um uns an das feucht-heisse Klima zu gewöhnen. Am Abend haben wir uns mit Luca, einem ehemaligen Junioren der Hurricanes Lenzburg, zum Essen verabredet. Luca arbeitet seit einigen Monaten als Rohstoffhändler hier und gehört mit seinem Schweizer Salär hier der Oberschicht an. Das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe, war er 14 Jahre alt und ich zählte bereits 25 Lenze. Damals bestand er für mich nur aus einem übergrossen Trikot und einem Helm mit Gitter und wir haben damals nie ein Wort gewechselt. Mit 16 hat er die Hurries verlassen. Dank Facebook habe ich mitbekommen, dass es ihn nach Santa Cruz verschlagen hat, und so haben sich unsere Wege nach langer Zeit wieder gekreuzt. Es war spannend zu sehen, was aus dem kleinen Pfupf geworden ist.

Am nächsten Tag haben wir beim Frühstück Anna und Laurence aus England kennen gelernt. Die beiden waren uns auf Anhieb sympathisch und sie wollten wie wir nach Samaipata weiterreisen. Wir beschlossen, am nächsten Tag gemeinsam ein Taxi zu nehmen und verlängerten noch einmal eine Nacht, obwohl uns die Stadt nicht wirklich gefallen hat. Leider hat das Wetter über Nacht massiv umgeschlagen. Der Wind aus den Anden brachte Regen, Wind und Kälte. So verbrachten wir den Tag in der nigelnagelneuen Ventura Mall und gönnten uns einen leckeren Burger im Hardrock Café.

Am nächsten Tag wurde dann nichts aus unserer gemütlichen Taxifahrt nach Samaipata. Wir warteten vergeblich auf unseren Fahrer und die Taxigesellschaft nahm unsere Anrufe einfach nicht mehr entgegen. So mussten wir notgedrungen zur Ecke fahren, wo die Sammeltaxis starten. Allerdings standen wir uns dort die Füsse in den Bauch und es wollte und wollte kein Fahrzeug kommen. Am Sonntag schien mal wieder keiner arbeiten zu wollen. Nachdem wir knapp zwei Stunden gewartet hatten, kam uns ein netter Bolivianer zu Hilfe und organisierte uns über Internet ein anderes Fahrzeug. Er begleitete uns sogar auf dem Fussmarsch durch eine eher ungemütliche Gegend dahin, wo der Minibus losfuhr und wir kamen endlich raus aus Santa Cruz. Rapha und ich stiegen bereits auf halbem Weg nach Samaipata aus. Hier in Bermejo wollten wir einige Tage auf einer Öko-Farm verbringen. Von der Strasse aus mussten wir mit all unserem Gepäck eine holprige Seilbrücke überqueren und waren froh, dass diese unserem Gewicht standhielt. Das Ginger’s Paradise wird von Chris und seiner Frau Sol geführt. Chris war Gitarrist bei „System of a Down“ und „American Flag“, zwei meiner absoluten Lieblingsbands. Irgendwann hatte er die Schnauze voll vom Musikbusiness und ist mit dem Fahrrad von Hollywood Richtung Süden gefahren und in Bolivien hängen geblieben. Hier hat er sich seinen Aussteiger-Traum verwirklicht und lebt praktisch ausschliesslich von selbst angepflanztem Grünzeug. Wollte man Musik hören, musste man zuerst auf ein zum Stromgenerator umfunktioniertes Velo steigen und in die Pedalen treten. Bei einem anderen Velo wurde auf dem Gepäckträger ein Mixer installiert, der ebenfalls mit Muskelkraft betrieben wird. Auch die Waschmaschine funktioniert nach diesem Prinzip. Alles hier ist einfach gehalten und die Dinge für den täglichen Gebrauch werden nach Möglichkeit selbst angebaut bzw. hergestellt. Wir schliefen im Massenschlag und mussten uns an die Trockentoilette und die eiskalte Dusche gewöhnen. Ein absolutes Highlight war das tolle Essen, das Sol jeden Tag auf den Tisch zauberte. Wir blieben drei Tage dort, machten Wanderungen und halfen auf dem Feld. Dabei habe ich in meinem Übermut beim Roden einiges an Gemüse zerstört. Die Wurzeln sahen für mich halt alle gleich aus. Chris’s Sohn Sisi hat mich nur völlig entgeistert gefragt, ob ich Probleme mit den Augen hätte. Am Abend spielten wir mit den anderen Gästen Schach und "vier gewinnt". Der Verlierer musste jeweils eine Tafel Schokolade bezahlen. Zwischendurch spielte Chris auf der Gitarre. Das waren wunderschöne Momente. In bester „System of a Down“ Manier zerstörte er die schönsten Melodien im richtigen Moment brachial. Ach, wie habe ich das vermisst… Als er mich fragte, wieso ich in der Schweiz alles hingeschmissen habe und durch Südamerika reise, antwortete seine Frau „because he is a rebel“. Dabei ist mir in Gegenwart dieser Koryphäe vor stolz fast der Kragen geplatzt. Wir waren richtig traurig, als wir das Paradies verlassen mussten. Chris und Sol sind so herzlich und wir haben uns in ihrer Familie richtig wohl gefühlt.

Und weiter ging es nach Samaipata. Wir warteten in sengender Hitze zweieinhalb Stunden am Strassenrand, ehe uns ein Bus mitnahm. Das war extrem schlechtes Timing... es war nämlich gerade Mittagszeit und damit Siesta... es fuhren kaum Fahrzeuge. Irgendwann kamen wir dann aber doch in Samaipata an. Wir wohnten im Hotel Landhaus, wo Anna und Laurence bereits auf uns warteten. Das Hotel hatte einen tollen Garten mit Pool und wir blieben fünf Tage hier. Wir besuchten die wunderschönen Wasserfälle von Cuevas, die Inka-Festung „Fuerte de Samaipata“ und ein Weingut. Sonst faulenzten wir. Für die Weiterfahrt nach Sucre entschieden wir uns wiederum für das Flugzeug. Wir wollten uns die 14-stündige Holperfahrt im Bus nicht antun und entspannt am Ziel ankommen.

omnipräsent

La Paz zum Dritten - 1. bis 7. Oktober 2015


Eigentlich wollten wir am Sonntag nach der Hochzeitsfeier zum Cholita-Wrestling nach El Alto hoch... aber aus "unerklärlichen Gründen" haben wir es nicht rechtzeitig aus dem Bett geschafft. Die nächsten Tage verbrachten wir mit Fotos aussortieren, shoppen und Teleférico fahren. Wir sind alle drei Linien mindestens einmal hoch- und wieder runtergefahren und genossen den spektakulären Blick von El Alto runter auf La Paz. Die Stadt plant mindestens noch zwei weitere Gondellinien. Eine tolle Sache, wie wir finden. Nur leider laufen die Bolivianer so ungern... wenn die Bahn nicht unmittelbar beim Zielort ankommt, nehmen sie nämlich lieber den Bus. Der hält, wo immer man will, an offizielle Haltestellen hält sich keiner. So ist es üblich, dass der Bus alle paar Meter anhält, weil irgendwer ein- oder aussteigen will. So wird der Verkehr in der Stadt natürlich nicht wirklich entlastet.

Nachdem wir ausgiebig eingekauft hatten, brachten wir ein knapp 7 kg schweres Paket zur Post. Das Porto war mit rund $ 120 fast so teuer, wie der gesamte Inhalt. Wir sind gespannt, wann das Paket in der Schweiz eintreffen wird (wenn überhaupt...). 

Am Abend vor unserer Weiterreise nach Santa Cruz trafen wir uns nochmal mit Claudia und Simon bei Jean-Claude im Restaurant Swissfondue, genossen eine gesellige Runde und wurden Zeuge, wie Simon seine langen Haare verlor. Nachdem er nämlich ausgesprochen hatte, dass er seine Haare schneiden will, holte Jean-Claude den Rasierer (aus der Küche?). Claudia fackelte nicht lange rum und "schwups" waren die Haare ab. Was für ein Spektakel. Wir werden unsere neuen Freunde vermissen!


La Boda: Hochzeit von Claudia & Simon in La Paz - 3. Oktober 2015


Zurück in La Paz, hatten wir als erstes mal wieder mit der Höhe zu kämpfen. Auf 3'500 m bekommt Sevi Kopfschmerzen und ich kann nachts nicht schlafen. Nach einer unruhigen und eher schlaflosen Nacht machten wir uns am nächsten Morgen etwas groggy auf in die Innenstadt. Da trafen wir uns mit Claudia in ihrem Tomate Café, wo wir ihr bei den Hochzeitsvorbereitungen halfen. Tischdeko stand auf dem Programm. So verbrachten wir ein paar bastelnde Stunden und dekorierten Weinflaschen. Am Mittag holte Claudia ihr Kleid ab und wir machten uns auf, Sevi's Anzug auszuleihen. Den hatten wir vor unserem Ausflug nach Rurrenabaque bereits "vor-ausgesucht". Wir hatten Glück, der Anzug war noch da. Es war nämlich der einzige, der nicht zu kurze Ärmel und Hochwasserhosen hatte... die kleinen Bolivianer ;-) An einem der tausend Marktstände kauften wir dann noch das passende Hemd zur geliehenen Krawatte. Schuhe und Gürtel hatten wir bereits vor zwei Wochen gekauft - zusammen mit meinem Outfit. Wir waren also kleidertechnisch ready. Am späteren Nachmittag trafen wir uns wieder mit Claudia und holten mit ihr die Ringe beim Juwelier ab. Da sie keine Rechnung dafür haben wollte, sprang ein fetter Rabatt für sie raus! So läuft das hier. Anschliessend gingen wir in einen Supermarkt, besorgten die restlichen Dinge, die ihr noch fehlten und brachten alles ins Tomate. Claudia, die Ärmste, machte sich dann auf den Weg zur Uni. Nebenbei studiert sie nämlich noch Wirtschaft/Office Administration und hatte an dem Abend eine Prüfung zu schreiben. Auf dem Heimweg holten Sevi und ich noch unser Hochzeitsgeschenk ab: ein Gutschein fürs Restaurant Swissfondue. Jean-Claude gab uns für die Deko Fähnchen mit den Schweizer Kantonen mit. 

Am Tag vor der Hochzeit gingen Sevi und ich zum Quartier-Coiffeur und dann wieder zu Claudia ins Tomate. Da waren Claudia und ihr Team bereits damit beschäftigt, neben dem Tagesgeschäft das Hochzeitsmenu vorzubereiten. Das Tomate ist ein vegetarisches Restaurant und somit auch das Menu fleischlos. Wir halfen in der Küche mit und warteten auf Claudias Onkel, der dann am Abend mit seinem Minibus vorbeikam. Wir luden alles in den Bus, holten Simon und seinen Kühlschrank zuhause ab und fuhren aufs "Festgelände". Dieses liegt ca. eine Autostunde ausserhalb von La Paz in einer ländlichen Gegend. Von da hat man eine fantastische Aussicht rüber auf El Alto und die umliegenden Berge. Es war schon spät. Wir luden also alles aus und machten uns gleich auf den Rückweg.

Nun war er da, der grosse Tag von Claudia und Simon. Da Claudia die gesamte Hochzeit selber geplant und organisiert hatte, war sie früh morgens schon unterwegs, um in der Küche nach dem Rechten zu sehen. Zudem hatte Simon vergessen, ein Hemd zu besorgen. So ging Claudia los und kaufte eines. Wir trafen uns um 10.00 Uhr mit ihr am Plaza Humbolt und nahmen ein Colectivo. Auf dem Festplatz angekommen, waren Jean-Claude, Simon und zwei weitere Helfer bei den Vorbereitungen. Tische, Stühle, Pavillons, Deko, Beleuchtung, Getränke etc. etc. Auf 14 Uhr waren die Gäste bestellt, die Zeit drängte. Wir packten also gleich mit an. 

Mit einiger Verspätung trafen dann die Kosmetikerinnen ein und Claudia konnte sich endlich mal hinsetzen. Zur Ruhe kam sie allerdings nicht: es gab zuviel, was noch erledigt werden musste. Zeitgleich hatte ein heftiger Regen eingesetzt - die Openair-Zeremonie drohte, ins Wasser zu fallen und draussen kümmerte sich Simon im Hochzeitsanzug um die letzten Details und wurde klatschnass. Auf den letzten Drücker wurde alles fertig. Als die Gäste eintrafen, hatte es aufgehört zu regnen und wenig später kam sogar die Sonne durch! 

Der erste Teil der Hochzeit bestand aus der zivilen Trauung. Da kam bei der Braut kurzzeitig Panik auf, als sie während der Ansprache der Standesbeamtin feststellte, dass die Ringe fehlten. DER Klassiker.... die Trauzeugin reagierte geistesgegenwärtig, schlich sich rückwärts raus und holte die Ringe aus Claudias Tasche. Kaum einer hat was bemerkt. Gleich im Anschluss fand die traditionelle Indio-Zeremonie statt. Es war sehr schön zuzuschauen, auch wenn wir nur einen Bruchteil davon verstanden.

Nach dem offiziellen Teil ging es zum Apero über, die Livemusik spielte und es wurde getanzt. Dann wurde das vegetarische Buffet eröffnet. Das Küchenteam hatte das Besteck vergessen und so behalfen sich die Gäste mit den vorhandenen Löffeln und mit kleinen Zangen. Später am Abend sassen alle um das grosse Lagerfeuer, es wurde getrunken, gelacht und getanzt. Eine runde, gelungene und farbenfrohe Feier und wir sind glücklich, dass wir daran teilhaben durften.

Ride & River / von La Paz nach Rurrenabaque - 21. bis 30. September 2015

(Video)

Endlich war es so weit. Wir freuten uns schon lange auf dieses "once in a lifetime" Abenteuer mit Gravity. Innerhalb von 6 Tagen sollte es per Mountainbike und Boot von den Anden bis in den Amazonas runter gehen. Dabei würden wir Orte sehen, wo sich kaum je ein Tourist hinverirrt, im Dschungel trekken, auf Strohbetten und in Zelten schlafen und uns in Flüssen waschen. Das Abenteuer begann allerdings viel früher, als wir erwartet hatten...

Wir fanden uns pünktlich um 06.40 Uhr im Gravity Workshop ein, wo wir von Moe, unserem Guide, empfangen und ausgerüstet wurden. Jeder kriegte einen Helm, Ellbogen- und Knieschutz, Handschuhe, Overall und Regen-Poncho. Alles sehr professionell und von guter Qualität. Wir lernten da auch gleich zwei weitere Teilnehmer kennen. Louise und Nick, ein aufgestelltes, junges Ehepaar aus Südafrika. Komplettiert wurde unsere temporäre Familie mit Alejandro (zweiter Guide), Mauricio (dem Fahrer), Franco (seinem Sohn) sowie fünf Neuseeländern, die wir noch am Flughafen abholen mussten. Unser Gefährt für die nächsten Tage stand auch schon bereit. Ein 4x4 Bus, der mehr wie ein Monster-Truck aussieht, weil ihn Mauricio extra für diese Tour umgebaut hat. Nachdem wir das Monstrum mit Bikes und Gepäck beladen hatten, sprang allerdings der Motor nicht an. Mauricio wollte unter dem Wagen nach dem Rechten sehen, als plötzlich Panik ausbrach. Sein Handschuh fing Feuer und aus dem Motor rauchte es. Zum Glück konnte Mauri den Handschuh gerade noch rechtzeitig abwerfen und wir opferten gedankenschnell all unser Trinkwasser, um den Brand zu löschen. Das war knapp! Glücklicherweise befindet sich der Tank hinten am Fahrzeug und war damit weit weg vom Brandherd. Es stellte sich heraus, dass die Deppen bei der Tankstelle nach dem Wahl-Wochenende wohl immer noch im Tiefschlaf waren und versehentlich Benzin statt Diesel getankt hatten. Also musste Mauri zuerst mal die Tanks leer kriegen. In der Zwischenzeit gingen wir mit Moe Kaffee trinken und nahmen dann die Seilbahn in das höher gelegene El Alto, wo uns Mauricio wieder abholen sollte. Er brachte den Wagen tatsächlich wieder zum laufen und lud uns unterwegs auf. Wir fuhren direkt zum Flughafen, um die wartenden Kiwis abzuholen. Nach einer etwa dreistündigen Fahrt erreichten wir den Startpunkt auf ca. 4'700 m für die erste Fahrradtour. Moe instruierte uns und wir gaben Pacha Mama, unseren Bikes und uns selbst einen Schluck Feuerwasser, um noch mehr Unglück von uns abzuwenden. Es ging gemächlich los; wir fuhren die meisten der rund 37 km auf asphaltierter Strasse. Erst am Schluss wurden noch ein paar Singletrails gefahren. Noch vor dem Eindunkeln erreichten wir das wunderschöne Sorata auf 2'721 m, wo wir eine tolle Unterkunft bezogen. Beim Abendessen lernten wir die Gruppe besser kennen. Die Kiwis haben uns am ersten Abend schon zu sich nach Neuseeland eingeladen. Ich glaube wirklich es gibt kein freundlicheres Volk auf diesem Planeten.

Am zweiten Tag mussten wir schon früh los. Mit dem Truck ging es eine spektakuläre Strasse hoch. Wir passierten surreale Landschaften, wo Lamas und wilde Pferde weideten und hatten eine phantastische Aussicht auf die über 6'000 Meter hohen, schneebedeckten Bergriesen. Die Strasse war zum Teil arg abschüssig und wir waren sehr froh, dass wir mit Mauricio einen erfahrenen Fahrer hatten. Auf 4'800 m sattelten wir wieder unsere Bikes und düsten rund 65 km und über 4'000 Höhenmeter den Berg runter. An diesem 2. Tag waren etliche Singletrails dabei, so dass wir voll auf unsere Kosten kamen. Je weiter runter wir kamen, desto mehr Sauerstoff strömte in unsere Lungen und es wurde erheblich wärmer. Hier gibt es viele Coca-Plantagen und Moe hat uns eine gezeigt und erklärt, wie wichtig diese Pflanze für die Kultur der Bolivianer ist. Er fügte an, dass wir Ärger bekommen würden, wenn uns der Coca-Bauer hier stehen sähe. Gerade noch rechtzeitig, bevor ich die Pflanzen bewässern konnte. "Jesus Sevi!!!" - war Moe's Kommentar dazu. Weil uns die heutige Unterkunft bereits im Vorfeld als "Shit-Hole" angepriesen wurde, beschlossen wir, uns in einem kleinen Fluss zu waschen. Was für eine Wohltat. Und genau die richtige Entscheidung. Das Hotel war nämlich wirklich alles andere als einladend. Die Strohbetten waren ziemlich unbequem und die Bilder der Toilette möchte man so schnell wie möglich wieder aus dem Gedächtnis eliminieren. Wir waren zum Glück hundemüde und nach einem leckeren Essen, welches die Guides für uns zubereitet hatten, und ein paar Bierchen sind wir trotzdem schnell eingeschlafen.

Traurig war niemand, als wir gleich am nächsten Morgen weiter zogen. Die Route des dritten Tages war eher flach und ein ständiges Auf und Ab. Die 55 km waren auf unseren schweren Downhill-Maschinen, bei brütender Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit nicht so leicht zu bewältigen. Immerhin konnten wir uns zwischendurch in einem Fluss abkühlen. Gegen Ende des Tages zogen dicke Wolken über uns auf und wir hatten just unser Ziel in Mapiri erreicht, als ein heftiges Gewitter einsetzte. Das war wirklich eine Punktlandung. Nun mussten wir von Alejandro, Mauricio, Franco, den Bikes und unserem lieb gewonnenen Monster-Truck Abschied nehmen. Hier war Endstation für unsere Fahrzeuge.

Am nächsten Tag ging es dann per Boot auf dem Rio Mapiri weiter. Nach drei Stunden machten wir Halt in Guanay. Hier organisierten wir unsere Camping-Ausrüstung und den Proviant für die nächsten Tage. Nach weiteren drei Stunden auf dem Fluss kamen wir dann in unserem ersten Camp an. Ein wirklich idyllischer Ort neben einem Fluss mit kristallklarem Wasser. Nachdem die Zelte aufgestellt waren, bestiegen wir den schwindelerregenden Aussichtspunkt über dem Camp und nahmen anschliessend ein erfrischendes Bad im Fluss. Der Abend am Lagerfeuer wurde dann sehr gemütlich. Wir haben Marshmallows gegrillt und rausgefunden, dass man in Gegenwart von Neuseeländern immer noch nicht mit dem Americas-Cup-Sieg der Alinghi prahlen sollte.

Am nächsten Morgen machten wir zuerst eine zweistündige Wanderung zu einem wunderschönen Wasserfall, wo wir schwimmen konnten. Danach ging es auf dem Fluss weiter. Wir machten Halt in kleinen verschlafenen Nestern. Im Verlauf des Nachmittages erreichten wir den Rio Beni und bald auch die Grenze zum Naturschutzgebiet Madidi. Bis hierhin war der Fluss gesäumt von Goldschürfern. Von grossen Abbauanlagen bis hin zu Ein-Mann-Betrieben mit primitivsten Werkzeugen, alle suchen hier nach dem grossen Glück. Wir schlugen unsere Zelte an einem weiten Sandstrand nahe des Flusses auf. Noch vor dem Abendessen zogen wir los auf eine nächtliche Dschungeltour. Leider konnten wir ausser ein paar Baumratten (die uns unser Guide dreist als Baby-Monkeys verkaufen wollte) keine Tiere sehen. Aber die Stimmung im dunklen Dschungel, mit den vielen Geräuschen war schon einmalig. Nach dem Abendessen sind die meisten schnell ins Zelt. So mussten Moe und ich alleine die Wein- und Bierreserven aufbrauchen. Es war ein gemütlicher Abend am Lagerfeuer. Allerdings habe ich erst am nächsten Tag gemerkt, dass mich die Sandflies total verstochen hatten. Es juckte mich noch tagelang am ganzen Körper.

Als wir am nächsten Morgen zu unserem nächsten Dschungel-Marsch aufbrachen, konnten wir wenige Meter von unserem Camp entfernt frische Jaguarspuren sehen. Wahrscheinlich hat uns das Kätzchen die längste Zeit beim Rotwein trinken beobachtet. Die Tiere sind schon da, können sich aber in dem riesigen Park gut vor uns verstecken. Denn auch auf dem Morgentrekk konnten wir leider keine Tiere sehen. Das Mittagessen haben wir dann auf dem Boot eingenommen. Am Nachmittag kamen wir an unserem Ziel in Rurrenabaque an. Das Dorf ist viel schöner, als wir es uns vorgestellt hatten. Wir haben im tollen Hostel Oriental ein günstiges Zimmer bezogen, uns erst mal eine Dusche gegönnt und uns in der Hängematte erholt. Im Verlauf des Nachmittages hat dann so ziemlich jeder mal über Bauchschmerzen und Durchfall geklagt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie die hygienischen Standards der letzten Tage waren. Kochen mit Wasser aus dem verdreckten Fluss, Abwasch mit dem selben Wasser und Zubereitung der Hühnchen auf dem Boot sind schon eine Herausforderung für unsere industrialisierten Verdauungstrakte. Der Spuck war dann zumindest bei Rapha und mir aber schnell wieder vorbei. Das Abschiedsessen konnten aber die wenigsten richtig geniessen.

Am Sonntag mussten wir uns von den Neuseeländern verabschieden. Wir hatten eine wirklich tolle Gruppe mit vielen lustigen Momenten und wir haben uns vorgenommen, unsere neuen Freunde im nächsten Jahr am anderen Ende der Erde zu besuchen. Louise und Nick, die beiden Südafrikaner, sind mit einer anderen Tour weiter in die Pampas gezogen. Wir hatten erst mal genug von Wildlife und beschlossen deshalb, einfach einige Tage im Ort zu bleiben und die warmen Temperaturen zu geniessen. Wir faulenzten nach belieben und rafften uns nur zum Baden und zum Essen auf. Das hat sehr gut getan. Vor allem schätzten wir die Wärme, nachdem wir uns die letzten Monate immer in höheren und damit kälteren Gefilden aufgehalten hatten. Am Dienstag-Abend kamen unsere südafrikanischen Freunde aus den Pampas zurück und wir verbrachten noch einmal einen geselligen Abend zusammen. Wir werden die beiden vermissen.

Der Rückflug nach La Paz dauerte zwar nur 40 Minuten, war für mich aber der reinste Horror. Die kleine Propellermaschine schaukelte ganz gewaltig und Rapha die Ärmste musste mich bei einigen Hyperventilations-Attacken beruhigen. Es ging zwar alles gut, aber ich werde mich ganz bestimmt nie wieder bei vollem Bewusstsein in so eine Klapperkiste setzen. Grosse Flugzeuge können die Strecke übrigens nicht fliegen, weil es von Rurre nach La Paz die ganze Zeit und viel zu steil nach oben geht. Wir sind also gut wieder in unserer WG angekommen und gönnten uns nach den Flugstrapazen ein leckeres Raclette bei Jean-Claude im Restaurant Swissfondue.

El Tocoloco