Sydney II, Australien - 23. bis 28. April 2016

Die Autoabgabe in Auckland und der Überflug nach Sydney gingen reibungslos über die Bühne. Wie bereits auf der Hinreise haben wir uns erneut eine AirBnB-Unterkunft in Manly gebucht, weil es uns da so gut gefallen hat. Es war also fast ein wenig wie nach Hause kommen. Unsere Gastgeber hiessen Sebastien und Delphine. Die beiden waren uns auf Anhieb sehr sympathisch. Sebastien ist Maler und das kleine aber feine Appartement war sehr stilvoll und künstlerisch eingerichtet. Gleich nach unserer Ankunft legten wir uns erst mal ein paar Stunden aufs Ohr. Wir waren nämlich unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung seit morgens um zwei Uhr auf den Beinen und wollten doch am Abend mit Silvan ausgehen. Silvan ist vor ein paar Jahren nach Sydney ausgewandert und ist damit ein weiteres verlorenes Schäfchen des endsgeilen Inline-Hockeyvereins Hurricanes Lenzburg. Er zeigte uns die Brauerei "Young Henri" und führte uns im coolen Stadtteil Newtown herum. Ein sehr gelungener Abend. Vielen Dank Silvan für Deine Zeit!

Das Tolle an Sydney war, dass wir nichts mehr mussten. Wir waren ja vor ein paar Monaten schon hier. Also spielten wir auch hier ein wenig Alltag, gingen ins Fitnesscenter und spazierten in Manly den Stränden entlang. Am Montag nahm mich Sebastien mit ins Pub zum Aussie-Football schauen. Schade nur, dass das Spiel leider ein wenig unter ging, weil die Einheimischen gerade den ANZAC-Day feierten, der zu Ehren der Kriegsveteranen abgehalten wurde. Dabei wird das ansonsten verbotene Glücksspiel "Two Up" gespielt und im Pup entsprechend zelebriert.

An unserem letzten Tag im Sydney haben wir uns von unseren warmen Kleidern und dem ganzen Trekking-Equipment getrennt und vieles davon per Post nach Hause geschickt. Die letzten zwei Monate unserer Reise wollen wir nämlich gemütlich an den Stränden Asiens ausklingen lassen. Unser nächster Stopp: Canggu auf der Götterinsel Bali.

Manly Beach

Auckland II, Neuseeland - 15. bis 23. April 2016

Wir haben uns für die letzten acht Nächte in Neuseeland wieder bei Bev einquartiert. Takapuna, ein Vorort von Auckland, schien uns gut geeignet, um den Autoverkauf so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen. Die Mechanismen von Angebot und Nachfrage wurden uns an der HFW zur Genüge eingetrichtert und so ahnten wir natürlich, dass es im Spätherbst etwas schwierig werden dürfte, einen Campervan zu angemessenen Konditionen zu verkaufen. Allerdings waren wir dann doch etwas besorgt, als die Resonanz auf unsere Online-Ausschreibungen gleich Null war. Also mussten wir die Braut schick machen und mit ihr auf Verkaufstour gehen. Zum Glück fanden am Wochenende gleich zwei grosse Auto-Auktionen statt. An der ersten, der Backpacker Car Faire, sass ich mir von morgens um acht bis nachmittags um drei Uhr den Allerwertesten platt, ohne auch nur mit einem einzigen potentiellen Kunden zu sprechen. Eine ernüchternde Bilanz. Fast noch schlimmer war aber die Tatsache, dass auf dem Platz mehr als 50 Autos feilgeboten wurden und gerade mal fünf Kunden die Messe besuchten. Immerhin war die Pakistaner-Mafia aktiv. Die haben sich auf diesen Markt spezialisiert, kaufen die Autos zu lächerlichen Preisen zusammen, machen sie flott und verkaufen sie in der neuen Saison für ein vielfaches des Preises wieder. Leider war ich es nicht wert, von diesen "Gschäftli-Machern" beachtet zu werden. Ich brach die Aktion ziemlich frustriert wieder ab. Zum Glück habe ich uns für den Abend Tickets für ein Rugby-Spiel im Eden Park besorgt. Das wertete den Tag dann doch noch auf. Das Spiel verstanden wir zwar nur im Ansatz, aber es bot sehr gute Unterhaltung und lenkte ein wenig von unserem Autoproblem ab.

Am nächsten Tag machte ich mich wieder früh am Morgen auf zur nächsten Messe, der Ellerslie Car Fair. Es regnete und ich machte mich auf noch weniger "Kunden" gefasst. Das Bild war dann effektiv dasselbe wie tags zuvor und die meisten langen Gesichter kannte ich bereits. Nachdem meine Nachbarn mir erzählt hatten, wie sie bei lokalen Garagen mit geradezu spöttischen Kaufangeboten abserviert worden sind, wurde mir klar, dass ich mein Glück selbst in die Hand nehmen musste. Keine fünf Minuten später lief der Chef der Pakistani-Mafia auf mich zu. Mir kam auf die Schnelle nichts Besseres in den Sinn, als ihn als Autodieb zu beheligen. Ich sah ihn nämlich mit dem identischen Auto wie unsere Furia vorfahren. Er schaute mich etwas konsterniert und skeptisch an, aber schwups, waren wir im Gespräch. Schnell spielte ich meinen wichtigsten Trumpf mit dem tiefen Kilometerstand aus. Das wirkte und der Herr nahm sich unser Vehikel etwas genauer unter die Lupe. Nachdem er offensichtlich angebissen hatte, wollte er eine Probefahrt machen. Dabei bot er mir die grosszügige Summe von 600$ für unsere geliebte Furia an (kleine Zusatzinfo: Wir kauften das Auto vor drei Monaten für 4000$, stellten es ins Internet für 3800$, dann boten wir es an der ersten Messe für 2800$ zum Verkauf an und heute noch für 2300$ -> krasser Preiszerfall). Wir einigten uns dann auf einen Preis von 1300$. Mehr war wirklich nicht aus ihm rauszuholen. Dafür durften wir das Auto noch so lange behalten, bis wir das Land verlassen. Das war ein faires Angebot von einem Mann, der sich der harten Verhandlung zum Trotz, als ziemlich sympathisch entpuppte.

Die nächsten Tage machten wir es uns bei Bev in Takapuna gemütlich. Wir gingen fast jeden Tag ins Fitness-Center und kochten uns leckere Sachen. Ich versuchte mich noch an einem neuen Hobby und besuchte zwei Mal die Surfschule auf unserem Haus-See. Das war ziemlich spassig und meine Manöver gelangen schon nach kurzer Zeit ganz gut. So richtig gepackt hat es mich aber nicht. Mal schauen , ob ich noch mehr Zeit in diesen Sport investieren werde.

Am vorletzten Tag brachten wir den Autoverkauf unter Dach und Fach und mieteten uns einen Wagen für die letzten beiden Tage. Das lief alles reibungslos und war günstiger, als ein Taxi zum Flughafen zu nehmen.

So hiess es nach drei Monaten von Neuseeland Abschied zu nehmen. Einem Land, welches landschaftlich seinesgleichen sucht und sehr einfach zu bereisen ist. Das hat aber auch seinen Preis. Die Touristenattraktionen sind alle völlig überbevölkert und oft kann man die Abgeschiedenheit in der Natur nicht richtig geniessen, weil ständig irgendwo ein Flugzeug oder ein Helikopter über einem kreist. Das nervt zum Teil gewaltig und wir würden vor allem die "Great Walks" nicht mehr machen, sondern uns auf die weniger bekannten Wanderrouten begeben. Auch ist der Lebensalltag ziemlich teuer hier, vor allem wenn man frisch und gesund essen möchte (eine Avocado kostet z.B. ca. CHF 4.00). Das Paradies gibt es halt nicht um sonst.

Sky City

Östliche Nordinsel, Neuseeland - 4. bis 14. April 2016

Nach einer gemütlichen Fahrt über den Queen Charlotte Scenic Drive entlang des Marlborough Sounds und einer dreistündigen Fahrt mit der Fähre sind wir abends um sechs Uhr nach Wellington zurückgekehrt. Erneut haben wir uns für ein AirBnB entschieden. Dieses Mal erwischten wir ein schönes Zimmer in einer richtig coolen Loft-Wohnung mitten in der Stadt. Am ersten Tag haben wir endlich das Nationalmuseum "Te Papa" besucht. Hier wird auf sechs Ebenen die Geschichte Neuseelands von der ersten Besiedlung bis zum heutigen Staat erklärt. Das war spannend, machte uns aber hundemüde. Schon bald hatten wir genug gesehen und sind per Cable Car zum botanischen Garten hochgefahren. Da schlenderten wir durch die verschiedenen, schön angelegten Gärten und genossen die Ruhe.

Weil wir vom Reisetempo der vergangenen Wochen immer noch groggy waren, entschieden wir uns, eine weitere Nacht in Wellington zu bleiben. Wir spazierten am Pier entlang und beobachteten die wahnsinnig vielen Jogger mit ihren teilweise unglaublich ungesund anzuschauenden Laufstilen, wanderten auf den Mount Victoria hoch, wo wir einen tollen Ausblick auf die Stadt geniessen konnten, flanierten anschliessend an der Cuba Street und kehrten im charmanten Kaffee Fidel ein. Zudem konnte ich mich endlich dazu durchringen, mir die dringend benötigten Schuhe zu kaufen.

Wellington ist eine tolle Stadt und wir genossen die Zeit sehr. Etwas mühsam war lediglich, dass wir keinen fixen Parkplatz hatten. So musste ich immer morgens kurz vor acht und abends um sieben unser Fahrzeug umparken. Dafür sparten wir so ein paar Bazen an Parkgebühren und gönnten uns in der tollen Pizzeria Napoli ein super Abendessen. Dummerweise ist mir dort wie vor ein paar Wochen beim Beissen erneut ein Stück einer Zahnfüllung abgebrochen. Am nächsten Tag kam es dann noch schlimmer. Der Zahn pochte konstant und ich musste am Tag unserer Weiterreise notgedrungen wieder einen Zahnarzt aufsuchen. Wir hatten Glück und konnten kurzfristig einen Termin für den Nachmittag vereinbaren. Erneut gingen wir ins Nationalmuseum, um dort die Zeit tot zu schlagen. Rapha ging es auch nicht besonders gut. Bei ihr machte sich so etwas wie eine grosse Reise-Müdigkeit bemerkbar. Nachdem mein Zahn endlich geflickt war, schleppten wir uns nach Marlborough auf den Zeltplatz und fielen dort um sechs in einen komatösen Schlaf. Wirklich ein anstrengender Tag!

Am nächsten Morgen hatte sich Rapha zum Glück etwas erholt und mein Kiefer funktionierte auch wieder... Um Raphas "Travel Blues" entgegen zu wirken, wollten wir das Reisetempo noch mehr drosseln. Allerdings hatten wir nur noch wenige Tage Zeit, bis wir zurück in Auckland sein mussten. Wir fuhren deshalb ohne Stopp via Napier nach Te Urewera am Lake Waikaremoana. Es war eine lange, aber sehr schöne und abwechslungsreiche Fahrt und der Zeltplatz am See war mit einer der schönsten Plätze auf unserer Reise. In der Nacht regnete es heftig und der Morgen war verhangen. So entschlossen wir uns, gleich direkt nach Rotorua aufzubrechen. Dabei hatten wir auf der 70 Kilometer langen Gravel-Road wirklich Glück, als der Wagen ins Schleudern kam. Irgendwie ein wenig sinnbildlich für die letzten Tage.

In Rotorua wollten wir wieder zu Kräften kommen. Wir schauten uns im Kino den sehr guten, neuseeländischen Film "Hunt for the Wilder People" an. Ansonsten liess ich Rapha so viel Freiraum wie möglich. So mietete ich mir ein Mountainbike und erkundete auf eigene Faust die Weltklasse-Trails im Redwood Forest. Rapha unternahm derweil Spaziergänge am See und in der Stadt und kam so allmählich wieder auf den Damm. Ein besonderes Highlight war das Thermalbad im Kerosene Creek, einem natürlich beheizten Bach etwas ausserhalb der Stadt.

Nach einer halben Woche in Rotorua fühlten wir uns bereit, um weiter zu ziehen. Das nächste Ziel war der Hot Water Beach auf der Halbinsel Coromandel. Der Strand heisst so, weil hier Thermalwasser aus dem Boden sickert und man sich seinen eigenen Hot-Pool graben kann. Weil dies nur rund 1 Stunde vor oder nach der Flut möglich ist, machten wir uns schon vor Sonnenaufgang auf den Weg. Leider waren wir trotzdem etwas spät dran und die besten Plätze waren bereits vergeben. So genossen wir halt einfach die ersten Sonnenstrahlen am schönen Strand - etwas abseits des ganzen Trubels. Weiter ging es danach zur Cathedral Cove, einer sehr malerischen Bucht ganz in der Nähe und mir noch bestens in Erinnerung. Wir machten in Thames auf einem Spielplatz kurz halt, wo ich vor 12 Jahren mit Fabian, Anni und Olga die Sterne beobachtet habe (das ist jetzt nicht irgend eine schlüpfrige Anspielung. Wir haben wirklich die Sterne beobachtet!) und gönnten uns kurz vor Auckland noch einmal zwei Nächte auf einem super luxuriösen Zeltplatz mit eigenem Thermalbad und Tennisplatz. So kurz vor dem Ende unserer Reise kam schon ein wenig Wehmut auf. Bald würden wir unsere geliebte Furia Roja verkaufen müssen.

Windy Wellington