Tongariro NP & Wellington, Neuseeland - 21. bis 25. Februar 2016

(Video)

Mit ein paar Tagen Verspätung starteten wir endlich mit unserer ersten mehrtägigen Hüttenwanderung. Ein Bus brachte uns zum Ausgangspunkt des Trecks. Wir wussten, dass wir uns den Weg während den ersten 5 Stunden mit den «Tagestouristen» vom Tongariro Crossing teilen mussten. Diese kürzere Tageswanderung gehört zu einer der Top-Aktivitäten in ganz Neuseeland. Trotzdem hatten wir nicht mit einer solchen Menschenmasse gerechnet. Die ersten Stunden hatten mit Wandern relativ wenig zu tun und wir reihten uns widerwillig in die Lemming-Kolonne ein. Der Aufstieg gleich zu Beginn war ziemlich knackig und machte uns mehr zu schaffen, als wir gedacht hatten. Mit relativ viel Gepäck beladen ist es ziemlich mühsam, wenn man nicht sein eigenes Tempo gehen kann. Zudem kamen unsere neuen Wanderschuhe erstmals zum Einsatz und wir hatten beide mit diversen Druckstellen an den Füssen zu kämpfen. Die Aussicht oben entschädigte uns aber für alles. Es hat sich definitiv gelohnt, die Wanderung zu verschieben und auf besseres Wetter zu hoffen. Bei Top-Bedingungen und klarer Sicht genossen wir den Blick ins Tal und auf die umliegenden Vulkane. Nach einem kurzen Zwipf auf dem Mount Tongariro begann auch schon wieder der Abstieg vorbei an wunderschönen, türkisfarbenen Lagunen. Dabei ist Rapha unglücklich auf dem Lawa-Geröll ausgerutscht und hat sich beim Sturz die Hand aufgeschnitten. Auch das Display der Kamera ging dabei in die Brüche. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Nachdem sich unser Weg von den Tages-Ausflüglern endlich getrennt hatte, machten wir eine Mittagspause an einem kleinen See. Endlich kehrte Ruhe ein! Wir wanderten noch rund 2 Stunden durch ein wunderschönes Tal und kamen gegen fünf Uhr in der Oturere Hut, unserer ersten Hütte, an. Die Unterkunft war sehr spartanisch eingerichtet und wir bezogen ein Bett direkt in der Küche/Aufenthaltsraum. Das Tolle an so einer Hütte ohne Rückzugsraum ist, dass alles sehr familiär zu- und hergeht. Dazu trug auch der Hüttenwart Bruce massgeblich bei. Nach einer kurzen Instruktion musste sich jeder kurz selber vorstellen und so war das Eis bereits gebrochen. Da es hier keine Duschen gibt, liefen wir zu einem Wasserfall, um uns dort im kristallklaren und saukalten Wasser frisch zu machen. Nach einem feinen «Z’Nacht» (Spaghetti an Pesto) genossen wir zum Tagesabschluss den Sonnenuntergang und legten uns bereits um neun Uhr schlafen.

Nach einer sehr kalten Nacht begann unser Tag mit einem tollen Sonnenaufgang. Danach liessen wir es extrem gemütlich angehen. Heute stand nur eine leichte, dreistündige Wanderung auf dem Programm. Es blieb mehr als genug Zeit für einen Schwatz mit dem Ranger und anderen Wanderern und für ein kräftigendes Frühstück. Die Wanderung war erneut spektakulär und die Landschaft veränderte sich laufend. Bereits am frühen Mittag sind wir bei der Waihohonu Hut, unserer zweiten Unterkunft, angekommen. Diese Hütte mutete eher wie eine Berg-Lodge an und bietete grosszügige Aufenthaltsbereiche und einen wunderschönen Blick durch die riesigen Fenster auf die Berge. Wir hatten erneut nette Gespräche mit den anderen Wanderern und gönnten uns eines dieser ultraleichten und ultraschnell gekochten Gerichte zum Abendessen. Es schmeckte überraschend gut und übertraf unsere Erwartungen bei Weitem. Jemand klärte uns dann freundlicherweise noch auf, dass es sich bei dem Vulkan, den wir seit zwei Tagen umrundeten, um denjenigen handelt, indem Frodo den Ring entsorgen musste. Somit haben wir, ohne es zu wissen, die erste «Lord of the Rings»-Attraktion abgehackt. Bei den vielen Gesprächen realisierten wir wieder einmal, wie privilegiert wir sind, soviel Zeit zur Verfügung zu haben. Die meisten anderen Gäste spulten die Strecke in zwei Tagen ab und spurteten regelrecht von Hütte zu Hütte. Zeit ist eben nicht nur Geld!

Am nächsten Tag sollte das Wetter mit lokalen Niederschlägen etwas schlechter werden. Als wir starteten, begann es zu nieseln und kurze Zeit später war von den Bergen nichts mehr zu sehen. Es schüttete wie aus Kübeln. Der Wind sorgte dafür, dass wir den Regen immer frontal ins Gesicht abbekamen, ganz egal in welche Richtung wir marschierten. Nach fünf Stunden kamen wir endlich in Whakapapa Village an. Wir waren trotz guter Ausrüstung nass bis auf die Knochen und freuten uns auf die heisse Dusche auf dem Campingplatz und auf unser trockenes Schneckenhaus.

Nach einer warmen und erholsamen Nacht besuchten wir am Vormittag mit Mordor und dem Tawhai Wasserfall noch zwei andere Lord-of-the-Rings-Drehorte in unmittelbarer Nähe. Danach steuerten wir direkt nach Wellington. Unterwegs machten wir bei einem Tank-Stopp auch gleich den Öl-Check und wunderten uns nicht schlecht, wie durstig unsere Furia Roja war. Wir mussten einen ganzen Liter Öl nachschütten. Zudem musste der Kuh-Dung endlich vom Unterboden weggewaschen werden. So schickten wir Furia auch noch in die Waschstrasse. Wir haben uns beide fürchterlich erschrocken, als beim Einseifprogramm der am Heck angebrachte Rückspiegel in die Brüche ging. Aber auf den können wir zum Glück guten Gewissens verzichten.

In Wellington haben wir wieder einmal ein AirBnB gebucht. Unser Gastgeber heisst Greig und hatte ein Doppelzimmer zu unschlagbaren 30 NZD mitten in der Stadt ausgeschrieben. Greig begrüsste uns mit einem Bier. Er war total verschwitzt, weil er so kurz vor dem eintrudeln der Gäste noch alle Zimmer auf Vordermann bringen musste. Er betreibt sein AirBnB erst seit einer Woche, hat aber schon 30 Gäste beherbergt! Unglaublich. Mit seiner chaotischen und verpeilten Art wirkte er ein wenig überfordert aber absolut liebenswürdig. Die Wohnung ist übrigens eine echte Bruchbude inmitten einer Bonzen-Gegend (laut Greig «the most shitty house of the whole street»). Wir fühlten uns trotzdem wohl. Wenig später trafen mit Esther und Marc auch noch zwei bekannte Gesichter vom Tongariro Treck im selben Haus ein. Kleine Backpacker-Welt! Wir beschlossen, wieder einmal auszugehen und fanden auf Greigs Empfehlung hin einen netten Italiener im Stadtzentrum. Dabei hat Rapha versehentlich zum Apéro eine ganze Flasche Rotwein bestellt. So wurde der Abend a) teurer und b) kürzer als erwartet.

Am zweiten Tag machten wir einen Stadtbummel ins Zentrum und entlang der Cuba Street. Wir kauften uns eine neue, kleine Fotokamera als Ersatz für die zerbrochene, genossen in einem Englischen Pub je 500g Steak und schauten uns Dead Pool in einem wahnsinnig schönen Kino an. Wellington mit den vielen tollen Bars und schönen Restaurants hat uns unglaublich gut gefallen und wir haben uns vorgenommen, auf der Rückfahrt ein paar Tage länger zu bleiben.

Für den Moment hiess es aber, Abschied zu nehmen von der Stadt und damit auch von der Nordinsel. Am frühen Morgen setzten wir mit der Fähre auf die Südinsel über.


Frodo's Kletterparadies

Blue Lagoon

Höhenrausch

Lemminge

Lonesome Wanderer

So weit das Tal, so weit das Jevers

Gschtrüpp

Alpine Kronleuchter

Bonsaibaum spendet Zwergen schatten

Gute Mine zum bösen Wetter

Gourmet-König


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