Punta Gallinas, Kolumbien - 3. bis 5. April 2015

(Video)

Nachdem wir uns von Ana Maria und Mike verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg nach Palomino. Die gut 40 km legten wir im überfüllten Kleinbus zurück uns genossen die überaus "gute" und vor allem sehr laute Musik... was für eine Wohltat nach den entspannend ruhigen Tagen. Haha, back to reality. Genau so ging's dann auch gleich weiter: in Palomino angekommen, stellten wir fest, dass der Strand zwar schön, im Vergleich zu Los Angeles aber sehr überfüllt und laut war. Naja, wir wollten ja eh nur eine Nacht bleiben. Sevi hat sich dann gleich als erstes zum Tubing auf dem Río Palomino aufgemacht. Derweil hab' ich mich mal wieder mit der Aussenwelt verbunden. Nach einem überteuerten und fettig-durchfrittierten Abendessen hauten wir uns in die Hängematte. Hier mal ein Dankeschön an meine Ohropax! Ohne die geht's ja wohl gar nicht!

Für Ostern hatten wir uns ganz was Feines ausgedacht: wir haben bei Expotur einen (sauteuren) Tripp nach Punta Gallinas gebucht. Punta Gallinas ist der nördlichste Punkt der Guajira-Halbinsel und der nördlichste Punkt des südamerikanischen Festlandes. Die Halbinsel liegt an der Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela. Beiderseits der Grenze lebt das indigene Volk der Wayúu. Die Gegend ist heiss und trocken und Trinkwasser ist sehr knapp. Wir wollten also in die Wüste. So wurden wir am Karfreitag um 7.30 Uhr wie vereinbart in Palomino abgeholt. Mit im Bus sassen zwei junge kolumbianische Mädels. Im 100 km entfernten Riohacha gab's dann erst mal Frühstück. Mit den beiden Mädels sind wir nicht so richtig warm geworden.... die waren sehr wortkarg und eine der beiden hat so genuschelt, dass wir kein Wort verstanden haben. Ich glaube, sie hat Spanisch gesprochen... sicher bin ich mir da aber nicht.

Nach dem Frühstück haben wir dann unseren "Guide" kennengelernt: Jorge, Zahnspangenträger, etwas untersetzt und schätzungsweise noch keine 25 Jahre alt. Mit ihm hat der "Spass" auch gleich begonnen. Wir sind vom Kleinbus in einen klimatisierten Offroader (Toyota Hilux) umgestiegen. Super bequem und zu viert genügend Platz für die holprige Fahrt durch die Wüste. So weit, so gut. Als erstes sind wir dann gut 1 Stunde durch Riohacha gegurkt, um kiloweise Eis zu organisieren. Für was genau, war uns nicht klar. Das hat sich dann erst später herausgestellt...

Endlich machten wir uns auf in die Wüste. Schon die ersten km zeigten spektakuläre Landschaften: kaum aus Riohacha raus, ging es über sandige Pisten an der Ķüste entlang Richtung Cabo de la Vela. Kurze Zeit später trafen wir an den Salzbecken in Manaure ein, wo wir Halt machten. Laut Programm hätten wir hier ein paar spannende Informationen über die Salzgewinnung bekommen sollen. Jorge hatte aber nix dazu zu sagen. So mussten wir uns mit eigenen Fotos begnügen. Nach 10 Minuten setzten wir unsere Fahrt nach Uribia, der indigenen Hauptstadt Kolumbiens fort, wo Jorge dann erst mal Tanken und kistenweise Bier kaufen musste. Aha! Das vorher gekaufte Eis ist zum Bier kühlen gedacht! Alles klar. In Uribia trafen wir auf zwei weitere Gruppen und gemeinsam fuhren wir in rasantem Tempo weiter durch die offene Wüste mit Ziel Cabo de la Vela. Die Jungs drückten mächtig aufs Gas. Mitten im Nirgendwo machten wir dann kurz Halt, genossen die endlose Weite und ein kühles (venezuelanisches) Bier. Auch die Fahrer genehmigten sich eine Dose. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht...

Wir kamen in Cabo de la Vela an und erschraken erst mal. Mit so vielen Menschen hatten wir in der Wüste nicht gerechnet.... aber aufgrund der Osterwoche (Semana Santa) zieht der Ort vor allem Kolumbianer an, die hier ein paar Tage entspannen. Nach einem eher lieblosen Mittagessen bezogen wir unsere Schlafplätze: die traditionellen Hängematten der Wayúu ("Chinchorro") warteten auf uns. Wunderschön und mega bequem! Nach einer kurzen Siesta setzten wir uns wieder ins Fahrzeug und fuhren zum "Pilón de Azúcar", einem kleinen Hügel, von welchem wir eine herrliche Aussicht auf die Wüste und die Küste genossen. Leider waren auch hier sehr viele Menschen, die auf dem Weg und am Strand ihre Spuren hinterliessen.  Der wunderbare Ort glich einer Müllhalde... unser Fahrer hat derweil auf uns gewartet und sich die Wartezeit mit ein paar Bierchen verkürzt. Zum Abschluss bewunderten wir dann beim Leuchtturm mit geschätzten 1'000 anderen den Sonnenuntergang. Unser Fahrer war da bestimmt schon beim 5. Bier angelangt. Diesen Schluss zogen wir aus den leeren Bierdosen auf der Ladefläche.... nachweisen konnten wir ihm das allerdings nicht. Das Abendessen war genauso lieblos wie schon am Mittag und wir zogen uns früh in unsere Chinchorros zurück.

Nach einer geruhsamen Nacht und einem nicht erwähnenswerten Frühstück standen wir zu viert pünktlich um 7.00 beim Fahrzeug (oder was davon noch zu erkennen war). Die Fahrer waren nämlich gerade dabei, unseren Offroader in seine Einzelteile zu zerlegen. Diagnose: Sand im Tank. Diese Info und Infos über das geplante Vorgehen erhielten wir erst Stunden später und erst, nachdem wir angekündigt hatten, die Agentur anzurufen. Da alle drei Fahrer mit unserem Fahrzeug beschäftigt waren, ging es für alle Gruppen erstmal nicht weiter... Irgendwann so gegen Mittag konnten die Jungs das Problem beheben. Das musste natürlich gleich mit einem Bierchen begossen werden. Da uns somit ein paar Stunden fehlten, heizten wir anschliessend durch die Wüste und hatten für die Vormittags-Highlights keine Zeit mehr. Mitten auf offenem Feld geschah dann das Unvermeidbare: Wir blieben stehen! Zum Glück waren die anderen beiden Fahrzeuge noch in der Nähe und so wurden wir rund 80 km durch die Wüste abgeschleppt... das improvisierte Abschleppseil ist natürlich x-mal gerissen und wurde immer kürzer. Die Fahrt im heissen Auto dauerte ewig und ich machte mir schon mal Gedanken über die Rückfahrt. Unser Fahrer war nämlich nicht gewillt, uns seinen Plan B zu offenbaren (vermutlich, weil er keinen Plan B hatte). Er kippte sich lieber noch eins hinter die Binde.

Mit 3 Stunden Verspätung trafen wir dann endlich in Punta Gallinas ein, wo wir nach kurzer Schifffahrt durch wunderschöne Mangroven in unserer Unterkunft zu Mittag assen. Es war bereits nach 15 Uhr und es gab trockene Languste (gegen Aufpreis, versteht sich!) und Bier (auch für die selbsternannten Guides). Ich fragte mal nach, wie sie denn gedenken, das Fahrzeugproblem zu lösen und bekam nur ausweichende Antworten. Meine Anspannung stieg... da sich aber die Situation am Ende der Welt nicht ändern liess, beschlossen wir, uns nicht weiter aufzuregen und uns stattdessen den anderen Gruppen anzuschliessen. Wie Hühner auf'm Traktor wurden wir auf einen Anhänger geladen und durch die Wüste gekarrt. Die Gegend ist traumhaft schön und irgendwie surreal, und das Licht war spektakulär. So genossen wir den Leuchtturm, die Sanddünen, den Sonnenuntergang und bestaunten den Vollmond, der die Wüste in glitzerndes Licht tauchte. Das Abendessen war wider erwarten extrem lecker! Unsere Fahrer waren allesamt verschwunden. So konnten wir nicht nachfragen und gingen schlafen.

Auch die zweite Nacht verbrachten wir in den traditionellen Chinchorros. Herrlich! Das Frühstück stand auch schon für uns bereit. Nur von den Fahrern fehlte jede Spur. Wäre nett, wenn uns mal jemand INFORMIEREN würde! Keiner wusste was. Vermutlich seien sie dabei, das Fahrzeug zu reparieren.... vermutlich, vermutlich! Als um 10 Uhr immer noch keiner Bescheid wusste, hatte ich die Schnauze gestrichen voll und bin mal eben gepflegt ausgerastet! Nachdem ich den Saftladen in einem Mix aus Deutsch, Spanisch und Englisch kurz aber heftig zusammengeschrien hatte, kam endlich Bewegung in die Sache rein! Keine 30 Minuten später wurde uns nämlich ein Ersatzprogramm geboten. Am traumhaften Strand beruhigte ich mich schnell wieder. Und beim Mittagessen waren dann auch mal wieder unsere Fahrer anwesend! Einer hat sich dann auch tatsächlich für die Umstände entschuldigt und erklärt, dass die Ölpumpe defekt war und sie die Ersatzteile aus Uribia kommen lassen mussten...

Leider fehlte uns dann wieder viel Zeit und so hetzten wir die 250 km zurück nach Riohacha, stiegen da ohne uns zu verabschieden in einen Privatwagen und waren gegen 22 Uhr in Santa Marta. Nachdem wir eine Nacht drüber geschlafen hatten, kamen wir zum Schluss, dass unser Ausflug in die Wüste ein unvergessliches Erlebnis war und sich trotz den Umständen mehr als gelohnt hat. Trotzdem beschlossen wir, uns bei Expotur für das Verhalten des "Guides" zu beschweren und einen Teilbetrag zurückzuverlangen. Mal schauen, ob's was bringt...

Hängematten in Palomino
Salzbecken in Manaure




Chinchorros

Cabo de la Vela

Pilón de Azúgar

Pilón de Azúgar

Pilón de Azúgar

Sonnenuntergang in Cabo de la Vela

Leuchtturm Cabo de la Vela


Sonnenuntergang in Cabo de la Vela


leicht genervt...


DAS Abschleppseil

Ankunft in Punta Gallinas

Punta Gallinas

Punta Gallinas
  
Wayúu-Mädels wollten Süssigkeiten

Punta Gallinas

Leuchtturm Punta Gallinas - nördlichster Punkt

Sanddünen in Punta Gallinas

Punta Gallinas

Punta Gallinas

Vollmond in Punta Gallinas

rasante Rückfahrt nach Riohacha
(Bild aus dem fahrenden Fahrzeug aufgenommen...)

Sonnenuntergang in Riohacha 
(Bild aus dem fahrenden Fahrzeug aufgenommen...)

2 Kommentare:

  1. Bin total sprachlos, überwältigt und hab dank euren wunderbaren, spannenden und witzigen Berichten einmal mehr das Gefühl mit dabei zu sein! Danke von Herzen uns teilhaben zu lassen!! Wir vermissen euch <3 besitos ps: ihr seht umwerfend aus!! Pura vida :)

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  2. Palomino beaches are beautiful, but what I loved the most was tubing in the Palomino River, it was the most relaxing experience I ever had. And it was very cheap, perhaps because we did it with the Palomino hostel we were in, but the whole experience was wonderful. I have to go back with more time.

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