Auckland, Neuseeland - 27. Januar bis 6. Februar 2016

Wir verliessen Sydney am australischen Nationalfeiertag. Damit war uns dann auch klar, weshalb unser Flug relativ günstig zu haben war :-) Die vier Stunden von Sydney nach Auckland verliefen ruhig und entspannt. Zudem sorgte Anthony, unser australischer Sitznachbar, für nette Unterhaltung. Mit dem Sammeltaxi ging es dann einmal quer durch Auckland, was mit viel Verkehr ziemlich zeitintensiv war. Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichten wir Takapuna, einen Vorort im Norden von Auckland, wo wir für acht Nächte AirBnB gebucht hatten.

Das Haus von Bev liegt in einem ruhigen Wohnquartier direkt am Pupuke Lake und in unmittelbarer Nähe zum Strand von Takapuna Beach. Bev, die Hausherrin, wartete schon auf uns. Mit ihr ihre Mutter Avril und ihre Tochter Emma. Drei Generationen unter einem Dach! Wie sich im Laufe unseres Aufenthaltes herausstellte, ķönnten die drei Frauen unterschiedlicher nicht sein. Bev kam vor Jahren aus England herüber, ist sportlich sehr aktiv und ständig auf Achse. Sie spricht viel, dazu viel zu schnell in einem für uns völlig unverständlichen Englisch. Wenn ihr der Trubel im eigenen Haus zuviel wird, schläft sie im Garten in einem Zelt oder auch mal draussen auf dem See in ihrem Boot. Ihre Tochter Emma, 25 Jahre alt, ist Sängerin, Schauspielerin und ein Nachtschattengewächs. Bei schönem Wetter bleibt sie lieber daheim. Wenn sie mal Bock hat, kommunikativ zu sein, ist sie sehr nett. Da das Jobangebot in ihrer Branche in Neuseeland denkbar mager ist, kann sie es kaum erwarten, zurück nach England zu fliegen. Bev's Mutter Avril ist im Ruhestand und verbringt jeweils die Sommermonate in Neuseeland bzw. England. Sie ist die gute Seele im Haus, kümmert sich um den Haushalt oder sitzt im Wohnzimmersessel und geniesst die Sicht auf den See.

Uns standen zwei Fahrräder, Kayaks und Standup-Boards zur freien Verfügung. Wir fühlten uns wohl in dem liebenswürdigen Chaos, kochten viel, trieben Sport direkt am See und tauschten uns mit der Familie und den anderen Gästen aus.

Die Unterkunft diente uns aber in erster Linie als Basis, um in Auckland ein Fahrzeug zu kaufen. Wir hatten uns vorgängig schon im Internet erkundigt und wussten ungefähr, nach was wir suchen wollten. Etwas in der Art Toyota Estima oder Honda Odyssey sollte es sein, so umgebaut, dass man bequem darin übernachten kann und noch genug Platz fürs Gepäck vorhanden ist. Als erstes sondierten wir mal die aktuelle Marktlage für Gebrauchtwagen im Netz vor. Das brauchbare Angebot auf den Portalen schien uns etwas mager. So entschlossen wir uns, am folgenden Tag mit dem Bus in die Innenstadt zu fahren und in den Hostels nachzufragen. Ich war überrascht, wie hoch die Ausbeute war! In fünf Hostels lagen Ordner mit Verkaufsangeboten von anderen Reisenden vor, die vor der Heimreise ihre Fahrzeuge wieder loswerden wollten. Wir kamen mit 15 Inseraten nach Hause und kontaktierten alle. Wir mussten eine Excel-Liste entwickeln, um den Überblick nicht zu verlieren. Bei einigen Fahrzeugen stellte sich relativ schnell heraus, dass sie für uns nicht in Frage kommen. Vor allem dann nicht, wenn die WOF Zulassung (Warrant of Fitness) nicht genug lange gültig war. Diese Prüfung muss bei alten Fahrzeugen alle sechs Monate gemacht werden und wir hatten keine Lust, in den kommenden drei Monaten eine solche vornehmen lassen zu müssen und dabei teure Reparaturen zu riskieren. Wir hatten uns ein Budget von maximal NZD 4'000 = ca. CHF 2'700 gesetzt. In dieser Preisklasse sind die Fahrzeuge alle älter als 20 Jahre und in höchst unterschiedlichem Zustand. Das stellten wir dann auch an der Fahrzeugmesse fest. Da sind zwei Wagen in die engere Auswahl gekommen, wir konnten uns aber nicht gleich vor Ort einigen. Die folgenden Tage bestanden darin, Termine zu vereinbaren und Fahrzeuge Probe zu fahren. Bev hat uns eine zuverlässige Garage empfohlen. Da sind wir zweimal mit einem vielversprechenden Auto hin. Der Check war dann sehr ernüchternd: Beide Male fand der Mechaniker neben runtergefahrenen Reifen und etwas Oelverlust auch schwerwiegende Mängel wie instabile Lenkung und defekte Bremsen. Kosten und Risiken, die wir nicht tragen wollten. Also ging die Suche von vorne los und ich wurde bereits ungeduldig.

Der Besuch von Mario war da eine willkommene Abwechslung. Mario verbrachte drei Wochen in Neuseeland und startete seine Rundreise in Auckland. Wir konnten ihn für seine ersten zwei Nächte ebenfalls bei Bev einquartieren, assen Riesenburger bei BurgerFuel, fuhren gemeinsam mit der Fähre von Devonport nach Auckland ins Zentrum, besuchten da den Sky Tower und gingen auf Pub-Tour. Nachdem Sevi und Mario sich noch beim Standup-Paddeln duelliert hatten, fuhr Mario mit seinem tollen Mietwagen davon und wir hatten immer noch keinen fahrbaren Untersatz.

Ich hatte die Schnauze jetzt schon gestrichen voll und ich strapazierte Sevi's Nerven. Das ging mir viel zu langsam und war mir viel zu umständlich.... mir fehlte es mal wieder komplett an Geduld. Beim Abchecken der Mietwagenpreise war aber sofort klar, dass wir uns eine Miete schlichtweg nicht leisten können. Also Schluss mit dem Theater und weiter mit der Suche! Dafür mussten wir aber erst noch unseren Aufenthalt in Auckland verlängern. Leider war Bev bereits ausgebucht und wir mussten die Unterkunft wechseln. Meine Nerven!! Zum Glück fanden wir ein anderes bezahlbares AirBnB in Takapuna. Mitten im Zentrum, keine 100 m zum Strand, und Hani und seine Freundin waren sehr nett.

Nach gefühlten 100 Fahrzeugen und acht Testfahrten sah es dann aber ganz nach einem Volltreffer aus. Die Spanier Jorge und Marina kamen mit ihrem Honda Odyssey 1997 bei uns vorbei. Sie hatten den Wagen erst vor drei Wochen gekauft und waren die ersten, die ihn als "Backpacker-/Campervan" benutzt hatten. Der Wagen hatte "erst" 150'000 km auf dem Tacho - vergleichbare Modelle hatten 250'000 km und mehr auf dem Buckel. Er fuhr sich sehr angenehm und machte keinerlei scheppernden, quitschenden oder surrenden Geräusche. Der Bettaufbau war ideal und bequem mit viel Stauraum darunter und ein Dachfenster fürs Sterne gucken gab's obendrauf. Das Pärchen verkaufte zudem ihre gesamte Campingausrüstung wie Tisch, Stühle, Gasgrill, Geschirr etc. gleich mit. Wir hofften sehr, dass die Garage keine gravierenden Mängel feststellen würde und hatten tatsächlich Glück! Der Mechaniker gab uns ein possitives Feedback. Die Umschreibung erfolgte gleich am nächsten Tag und wir hatten für NZD 3'800 ein komplett ausgerüstetes Fahrzeug! Wir waren total happy. Es versteht sich von selbst, dass wir den Deal gebührend mit Bier begossen.

Am nächsten Tag packten wir unser Zeug in den Honda und staunten nicht schlecht, wie gut da alles reinpasst. Klar, dass unser Auto einen Namen braucht. Einer spontanen Eingebung von Sevi folgend heisst unser Gefährt jetzt Furia Roja :-)))

Furia, Sevi und ich waren startklar. Bevor wir aber Auckland verlassen konnten, fuhren wir einmal quer durch die Stadt in den südlichen Teil, um da Tom und Päde zu treffen. Die beiden waren für fünf Wochen zum Biken in Neuseeland und wir freuten uns, die beiden noch zu sehen, bevor sie in die Schweiz zurück flogen. Tom und Päde hatten sich im "Fat Cat Backpackers" einquartiert und wir konnten da für NZD 40 in unserem Fahrzeug übernachten; Frühstück und Abendessen inbegriffen, was wir fair fanden. Als wir ankamen, fanden wir uns in einem Hippie-Mekka wieder. Alles sehr alternativ und äusserst naturverbunden. Und obendrauf auch noch schmuddelig. Zudem stellte sich heraus, dass sich da alle strickt vegan ernähren und Alkohol tabu ist.... so mussten Tom, Päde, Sevi und ich das (zum Glück!) selbst mitgebrachte Bier versteckt hinter unseren Autos heimlich trinken... Nach dem Abendessen (es gab Gemüsebrühe, 3 Kartoffeln und zwei vegane Gabeln Blattsalat) hatten wir solchen Kohldampf, dass wir uns entschlossen, irgendwo was Richtiges essen zu gehen. Nun ist das Hippie-Dorf extrem abgelegen und wegen dem Bier durfte von uns keiner mehr fahren. Also sind wir zu Fuss zum nächsten Bahnhof gelaufen, da in den Zug rein, eine Station weiter wieder ausgestiegen. Dort hielten wir Ausschau nach einem Restaurant. Das einzige was wir bekamen war dann Take away beim Chinesen.... tja, wir sind zumindest satt geworden bei dieser Spontanaktion und hatten was zu lachen.

Sevi und ich verbrachten dann unsere erste Nacht im Honda und schliefen erstaunlich gut. Nach einem (veganen?) Frühstück verabschiedeten wir uns von Tom und Päde und verliessen Auckland in Richtung Northland. Endlich!

Sky-City


Unser Haus-See in Takapuna

Mit Mario im Höhen-Training

Rapha geniesst die Aussicht

Der Hafen von Auckland

O'zapft is

Gwagglige Sache

Abschiedsbier

Unsere "Furia Roja"

Heimliches Biertrinken bei den intoleranten Vegan-Hippies

Echtes Essen nach dem Vegan-Brunz

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