Puerto Varas, Chile - 20. Januar bis 25. Januar 2015


Wir verbrachten eine durchzogene Nacht im doppelstöckigen Bus. In den Semi-Camas schläft es sich zwar besser, als wir befürchtet hatten. Die Sitze lassen sich ziemlich weit runterklappen und die Beinfreiheit ist besser als in jedem Flieger. Soweit so gut :-) Wenn ich nicht mitten in der Nacht aufs Klo hätte müssen... so stürchelte ich also schlaftrunken und verpeilt durch den dunklen und ruckelnden Bus in den unteren Stock und brachte da die Klotür nicht auf. Ist da wer drin? Keine Reaktion auf mein Klopfen. Also wartete ich ein paar Minuten und versuchte dann mein Glück im 2. Stock. Auch zu!! Das gibt's doch nicht. Schliessen die in der Nacht die Toiletten ab?? Gibt es doch nicht! Alles schläft, kein Steward in Sicht. Die Tür zur Fahrerkabine verdunkelt und verriegelt. Ich geh' also zurück zu meinem Sitz und schmolle. Langsam wird's brenzlig. Als ich es kaum noch aushalte, wecke ich Sevi und schicke ihn los, meine Lage zu entschärfen. Er kriegt die Chauffeur-Türe auf. Der Fahrer erschrickt dabei so sehr, dass er voll in die Bremsen steigt... der halbe Bus wach... wie peinlich. Zu guter Letzt stellte sich dann auch noch heraus, dass die Toiletten die ganze Zeit offen waren! Sie klemmten leider so sehr, dass sie sich nur mit viel Kraft aufreissen liessen. Viel Lärm um Nichts :-) Die restliche Nacht verlief dann ruhiger. Nach knapp 14 Stunden Fahrt trafen wir kurz vor Mittag in Puerto Varas ein und waren froh, wieder mal ein paar Schritte laufen zu können.

Das Städtchen mit seinen rund 35'000 Einwohnern stand bei unserer Ankunft in dichtem Nebel - wir konnten nicht einmal den See Llanquihue vor uns erkennen, geschweige denn, die imposanten Vulkane wie Osorno und Calbuco  rund um den See. Zu Fuss machten wir uns auf den Weg vom Busbahnhof zu unserem Hostel. Der deutsche Einfluss des 19. Jahrhunderts lässt sich in diesem Ort schon auf den ersten Blick erkennen. Die Holzhäuser erinnern stark an den Schwarzwald. Und an jeder Ecke hat es eine Bäckerei, wo "Kuchen" auf den Schildern angepriesen wird, es gibt deutsche Bierbrauereien, ein deutsches Vereinshaus und edle Boutiquen. Von Benetton bis North Face ist in Puerto Varas alles vertreten.

Wir machten es uns im Hostel Vermont gemütlich und freundeten uns gleich mit Christýna und Sarka an, den beiden Mädels aus Tschechien, die sich hier mit viel Freude um alles kümmern. Wir kochten gemeinsam, tranken literweise chilenischen Rotwein und tauschten uns mit den verschiedensten Nationen aus: Kathy, die Fliegenfischerin aus den USA, Chris aus Marseille, Pedro und seine Freundin aus Rio, Brasilien, die beide noch nie zuvor Schnee gesehen hatten und freudig von ihrem ersten Schnee-Erlebnis auf dem Osorno-Vulkan berichteten.

Der Nebel verzog sich rasch. Unser erster Ausflug führte uns unter stahlblauem Himmel an den Lago Todos los Santos. Die gut einstündige Hinfahrt verbrachten wir stehend im komplett überfüllten Lokalbus. Dafür gönnten wir uns anschliessend eine kurze Bootstour über den See und genossen den freien Blick auf den Vulkan Osorno und die umliegenden Berge/Vulkane. Zusammen mit Kathy und Chris machten wir uns auf in den angrenzenden Nationalpark. Auf dem Wanderweg "Sendero Paso Desolación" am Fusse des Osornos waren wir der Sonne und den penetranten Mutantenfliegen schonungslos ausgeliefert. Als wir dann auch noch von stechenden Bremen angegriffen wurden, entschlossen wir nach knapp 5 km, wieder umzukehren. Aber die Landschaft und der Blick auf die Vulkane und den See Todos los Santos waren traumhaft schön. Zurück in Puerto Varas gab es dann zur Belohnung frischen Fisch im "Donde el Gordito".

Am nächsten Tag probierten wir den empfohlenen Wanderweg "Sendero El Solitario" auf der anderen Seite des Osornos aus. Die ersten 3 km durch den Wald (bosque mediano) waren markiert und super schön! Dann kamen wir aufs offene Lavafeld, wo sich die Spuren verliefen und die Markierungen komplett fehlten. Wir folgten 2 Stunden einem zurzeit trockenen Flussbett und kamen dem Osorno immer näher. Je höher wir stiegen, desto imposanter wurde der Rundumblick. Die riesigen Lavafelder erstreckten sich kilometerweit vor uns. Ausser uns war kein Mensch weit und breit. Um uns nicht zu verlaufen, legten wir Markierungen und nahmen dann denselben Weg durch das ausgewaschene Flussbett zurück an die Hauptstrasse. Auf dem Heimweg machten wir kurz Halt am Fluss Petrohué und bestaunten da zusammen mit geschätzten 1'000 anderen die Wasserfälle Saltos de Petrohué. Lange haben wir uns da aber nicht aufgehalten...

Den Tag vor unserer Weiterreise auf die Isla Chiloé verbrachten wir hauptsächlich damit, unsere Reise nach Patagonien zu planen, was wegen der Hochsaison gar nicht so einfach war. Am letzten Abend assen wir Dank dem Tipp von Maas im Restaurant La Marca super leckere Steaks. 

Nach erlebnisreichen Tagen im chilenischen Seengebiet freuten wir uns auf Chiloé und machten uns auf den Weg nach Ancud.















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen